
"Am 7. Januar dieses Jahres 1610, zur ersten Stunde des folgenden Tages, als ich die Sterne mit dem Fernrohr ansah, zeigte sich mir Jupiter; und weil ich ein wirklich ausgezeichnetes Instrument gebaut hatte, sah ich nahe bei dem Planeten drei Sterne, zwar klein, aber sehr hell."
Bald kam ein viertes Sternchen hinzu, dann verschwand eines, tauchte wieder auf und es wurde klar, dass die Sternchen Monde waren, die um Jupiter kreisten. Die von den kirchlichen Autoritäten für verbindlich erklärte Lehrmeinung forderte jedoch, dass sich alles um die Erde als Mittelpunkt des Universums zu drehen habe, weshalb Galileis Beobachtung hohe Wellen schlug und zum Sargnagel für das geozentrische Weltbild des Aristoteles wurde. Es gab Ärger mit der Inquisition.
Fast 400 Jahre später, am 18. Oktober 1989, erfuhr der Gelehrte für seine Entdeckung eine fantastische Ehrung: Am Kennedy Space Center in Florida startete ein Spaceshuttle, Atlantis, und beförderte die Milliarden schwere Sonde Galileo in eine Erdumlaufbahn, von der aus sie mit komplexen Manövern Jupiter anflog und schließlich mitsamt seinen Monden jahrelang studierte.
Wäre Galileo Galilei Zeuge gewesen, hätte ihn womöglich der Schlag getroffen: Welten wie in Dantes Inferno. Der Mond Io, anzusehen wie eine verfaulte Orange, Schwefel spuckend, der Mond Europa mit kilometerhohen Eiscanyons und anderen Besonderheiten wie Eisvulkanen, scheinbar mausetot. Calisto und Ganymed, Eiswüsten auch sie, mit - wahrscheinlich - einer Schicht flüssigen Wassers unter dem Oberflächeneis.
Tochtersonde stieß in Jupiteratmosphäre vor
1994 machte der Komet Shoemaker-Levy der NASA die Freude, in Teile zerlegt auf den Jupiter zu stürzen – ein Medienspektakel erster Güte, teils von der Galileo-Sonde zur Erde übertragen.
Im Juli 1995 entließ Galileo eine Tochtersonde in die Jupiteratmosphäre, um die Verhältnisse dort zu erkunden - Drücke, Temperaturen, Windgeschwindigkeiten. Dafür musste deren Anfangsgeschwindigkeit von 170.000 Kilometer pro Stunde in nur zwei Minuten zu 98 Prozent heruntergebremst werden. Die vom weißglühenden, schließlich abgeworfenen Hitzeschild abgeschirmte Tochtersonde segelte danach unversehrt am Fallschirm in die Tiefe, eine Stunde lang Daten funkend.
Im Jahr 2003 war Galileo am Ende. Der Treibstoff reichte nur noch für ein letztes Manöver, das Galileo so durch das Schwerefeld des Vulkanmondes Io lenkte, dass die Sonde in den Jupiter stürzte und verglühte. Es war eine Sterilisierungsmaßnahme. Galileo hatte überzeugende Hinweise gefunden, dass sich unter dem bizarren Eis des Jupitermondes Europa ein Ozean verbarg. Ein riesengroßer überdies, sagt Kevin Peter Hand, stellvertretender Chefwissenschaftler am Jet Propulsion Laboratory, der NASA-"Werft" für das Jupiter-Raumschiff:
"Der Wassermantel auf Europa ist geschätzte 100 Kilometer tief. Und wenn man rechnet, kommt heraus, dass Europas Ozean zwei bis drei mal so viel Wasser hat wie alle Meere und Gewässer der Erde zusammen."
Ein Ozean überdies, der einem Gesteinsmantel aufsaß, aus dem das Wasser Minerale laugen konnte - ein gutes Rezept für die Entstehung von Leben. Und wäre Galileo auf Europa zerschellt, hätte der Mond mit irdischen Keimen kontaminiert werden können. Nicht die aber sollen die Roboter finden, die in wenigen Jahrzehnten wieder hinfliegen werden, sondern Leben original "made on Europa". Die Fachwelt ist gespannt:
Kevin Peter Hand:
"Was mich an unserer Zeit so fasziniert: Wir haben zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit die Werkzeuge und Technologien, um diese uralte Frage zu beantworten - sind wir allein im Universum?"
