E-Autos gelten als Hoffnungsträger in der Energiewende und im Klimaschutz, doch sie haben eine eingebaute Schwachstelle: die Batterie. Die Autofirmen geben meist sieben oder acht Jahre Garantie für die E-Auto-Batterie. Eigentlich sei die Lebensdauer der Batterien so lang wie die der Fahrzeuge, sagt Joachim Damasky, Geschäftsführer im Verband der Automobilindustrie VDA. Und diese Lebensdauer veranschlagt er mit mindestens zehn Jahren, respektive 200.000 bis 300.000 Kilometer. Damasky räumt ein, dass die Batterien von Hause aus eine begrenzte Leistungsfähigkeit haben.
"Die Zellchemie unterliegt einem gewissen Verschleiß. Sie kennen das Phänomen von den normalen handelsüblichen Bleiakkumulatoren, wo das ja deutlich früher der Fall ist. Hier ist es so, dass bestimmte Verschleißmechanismen chemischer Art leider nicht verhindert werden können. Das hat was mit den Elektronenaustauschmechanismen innerhalb der Zellchemie zu tun."
Das ist also kein Mangel bei bestimmten Herstellern oder Batterietypen, sondern systemimmanent. Daher denke die Industrie dieses Schicksal mit, so Damasky. Zum einen seien bereits Recyclingkapazitäten geschaffen worden. Allerdings wird dort bislang nur ein kleiner Teil der Batterien recycelt, wobei das Augenmerk vor allem auf Lithium, Kobalt, Nickel und Kupfer ruht.
Bevorzugtes Schicksal: Re-Use
Der Fokus der Hersteller richte sich auf Re-Use, also die Weiternutzung der Batterien in anderen Zusammenhängen. Denn ab einem Leistungsabfall auf nur noch 80 Prozent Speicherkapazität sind sie für die Nutzung in den E-Autos nicht mehr geeignet.
"Also momentan würde ich davon ausgehen, dass ein second life bei den Batterien die Priorität hat. Allein schon aufgrund dessen, dass ja auch bei der Herstellung der Batterien CO2 entsteht. Und je länger ich diese Batterien nutzen kann, desto größer ist am Ende auch der CO2-Einsparungseffekt. Solange wir nicht ausreichend Speicherkapazität sowohl für das Stromnetz als auch für die Fahrzeuge zur Verfügung haben, macht das absolut Sinn, diese Batterien wieder zu verwenden, und wenn sie dort nicht mehr verwendet werden können, in den Stoffkreislauf wieder einzuführen."
Allerdings sei Re-Use und Recycling erst ab 2030 ein wirkliches Thema, weil derzeit kaum alte Batterien anfielen, so Joachim Damasky.
Handlungsbedarf schon jetzt
Da schätzt Rainer Hönig den Handlungsbedarf gänzlich anders ein. Der 57-jährige Maschinenbauingenieur hat 2018 in Berlin das Startup-Unternehmen "Betteries AMPS" gegründet. Die Geschäftsidee: aus altersschwachen E-Auto-Batterien kleinere mobile Einheiten bauen, sogenannte "betterPacks", die als Stromlieferanten für ähnliche Zwecke verwendet werden können wie kleine Diesel-Generatoren.
"Fakt ist: Es gibt zum Beispiel von diesem Typ Batterien, die wir verwenden, heute schon 500.000 Fahrzeuge im Markt, 2010 hat das angefangen und die ersten kommen jetzt schon raus. Und das schon in Tausenden. Was passiert 2025: Dann sind es nicht mehr Tausende, sondern Millionen! Noch lässt sich das sozusagen als Problem ignorieren, weil die gehen ins Lager oder werden recycelt, aber in ein paar Jahren haben wir halt einen Tsunami an gebrauchten Batterien."
Zielgruppe sind für Hönig vor allem Länder des Südens, wo seine Produkte künftig Kleinfahrzeuge wie Tuktuks antreiben könnten, als Notstromaggregate fungieren oder Haushalte und Flüchtlingscamps mit Strom versorgen. Seit einem Fernsehbericht über seine Idee in der ARD explodiere die Nachfrage, berichtet er. Derzeit ist einer seiner Prototypen an einem Filmset bei Dreharbeiten im Einsatz und er sieht noch viele weitere Einsatzmöglichkeiten, der Bedarf sei groß.
"Gerade jetzt in Corona-Zeiten, wo draußen viele Formate an Veranstaltungen stattfinden werden, wo man dann auch keinen Strom hat, auch da können wir eine mobile Stromlösung bieten. Und ja, das Telefon steht tatsächlich nicht still, uns Ideen zu geben, wo man das noch integrieren kann, es gibt zum Beispiel in Rumänien die apusenischen Dörfer, zehntausend Menschen ohne Strom."
Eines der Hauptziele seines Startups sei die Einsparung von CO2 betont der Ingenieur. Mit einer Produktzulassung rechnet Hönig im Laufe des Jahres. Derzeit bezieht Betteries seinen Rohstoff, die alten E-Auto-Batterien, ausschließlich von Renault. Die Teile der Batterie, die nicht mehr leistungsfähig sind, werden in seiner Werkstatt aussortiert und dem Recycling zugeführt. Das verursacht Betteries Sondermüll-Kosten. Außerdem sei das Recycling noch ineffizient und teilweise umweltschädlich, so Hönig.
Horten statt Handeln
Daher würden derzeit auch einfach viele alte E-Autobatterien in Lagern weltweit gehortet, beobachtet Hönig. Neben Betteries gebe es rund 50 Firmen, die sich mit Möglichkeiten zur Weiternutzung beschäftigen bilanziert der Startup-Gründer. Immerhin: Um das Problem der altersschwachen E-Auto-Batterie wenigstens hinauszuzögern, können Autofahrer bei der Anwendung die Vorlieben dieser Geräte berücksichtigen. Das bedeutet möglichst nicht ganz voll laden und auch nicht ganz entladen.