Trotz einer nur dünnen Mehrheit will Christine Lieberknecht in Thüringen Ministerpräsidentin bleiben. In der ARD sagte sie nach den ersten Hochrechnungen wörtlich: "Der Auftrag der Regierungsbildung liegt bei der Thüringer Union. Wenn es knappe Mehrheiten sind, sind es knappe Mehrheiten". Lieberknecht kündigte an, die CDU werde schnell zu Koalitionsverhandlungen einladen.
Die Linke hingegen hofft in Thüringen auf einen Regierungswechsel. Sie wurde mit rund 28 Prozent zweitstärkste Kraft. Ob es für eine rot-rot-grüne Mehrheit reichen könnte, ist den Hochrechnungen zufolge noch nicht klar. Der Spitzenkandidat der Linken, Bodo Ramelow, glaubt aber, dass es am Ende reichen könnte. Die Nacht werde spannend, so Ramelow. "Es wäre gut gewesen, die ARD hätte den Tatort nach Erfurt verlegt."
Matschie (SPD): "bitteres Wahlergebnis" in Thüringen
Der Linken-Vize auf Bundesebene, Dietmar Bartsch, sagte in Richtung SPD mit Blick auf das unterschiedliche Abschneiden der Sozialdemokraten in Brandenburg und Thüringen: "Wenn die SPD mit uns regiert, wird sie bestätigt. Wenn sie mit der CDU regiert, verliert sie saftig." Im Freistaat hatte die SPD ihr schlechtestes Ergebnis seit der Wiedervereinigung eingefahren. Der SPD-Landesvorsitzende in Thüringen Christoph Matschie sprach von einem "bitteren Wahlergebnis". Woran es liege, müsse in den nächsten Tagen analysiert werden.
In Brandenburg schnitten die Sozialdemokraten hingegen deutlich besser ab und wurden stärkste Kraft. "Wir sind weiterhin die Brandenburg-Partei", sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke. Mit wem er regieren will, ließ Woidke genau wie Lieberknecht in Thüringen offen. Nach eigener Aussage hat er sowohl dem bisherigen Koalitionspartner Linkspartei als auch der CDU Sondierungsgespräche angeboten.
Lindner (FDP): Durststrecke noch nicht zu Ende
Für die FDP fiel das Ergebnis in beiden Ländern eindeutig aus: Sie schafft es den Hochrechnungen zufolge nicht wieder in die Parlamente. Der Parteivorsitzende Christian Lindner sagte, die Durststrecke für die Freien Demokraten sei noch nicht zu Ende.
Neu in beiden Landesparlamenten wird die Alternative für Deutschland (AfD) vertreten sein. Deren Brandenburg-Chef Alexander Gauland kommentierte: "Wir sind in der deutschen Politik angekommen, und es wird uns daraus keiner mehr verdrängen." Er erzielte mit wahrscheinlich zwölf Prozent das bisher beste Ergebnis bei einer Landtagswahl für die AfD.
(sih/jcs)