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Regierungskonsultationen
Buhlen um Indiens Aufmerksamkeit

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat gemeinsam mit mehreren Ministern ihren Besuch in Indien begonnen. Zum dritten Mal kommen die Regierungen von Indien und Deutschland an einem Kabinettstisch zusammen. Es wird um Klima-, Wirtschafts- und Bildungsfragen gehen. Zudem wird ein ein Abkommen angestrebt, das deutsche Investitionen in Indien erleichtern soll.

Von Stephan Detjen | 05.10.2015
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird am 05.10.2015 in Neu Delhi, Indien, zu Beginn der militärischen Ehren von Indiens Premierminister Narendra Modi am Präsidentenpalast Rashtrapati Bhavan empfangen.
    Bei dem Treffen mit indiens Premierminister Narendra Modi geht es schwerpunktmäßig um Klima-, Wirtschafts- und Bildungsfragen. (picture alliance / dpa - Kay Nietfeld)
    Da konnte auch Airbus Chef Thomas Enders nicht helfen. Der aus seiner Produktion stammende Kanzlerjet hatte technische Probleme. Also musste die gesamte Delegation in einen tarn-grauen Truppentransporter steigen, der nach dem einstigen SPD-Vorsitzenden Kurt Schumacher benannt ist. Immerhin auch ein Airbus. Aber ohne VIP-Bereich, Schlafkanine für die Kanzlerin und Besprechungsraum. Stattdessen Holzklasse für alle. Von der Kanzlerin über die vier mitreisenden Bundesminister, Staatssekretäre, Journalisten und die hochrangige Wirtschaftsdelegation der neben Enders auch die Chefs von BASF und Siemens, Kurt Wilhelm Bock und Joe Kaeser sowie der Co-Vorsitzende der Deutschen Bank Jürgen Fitschen angehören.
    "Indien ist eines der Länder neben China das über eine Milliarde Einwohner hat. Klimaschutz, Umweltentwicklung, Menschenrechte natürlich auch die Rechte der Frauen ist eines der Themen. Also Indien die besonderen Beziehungen, die wir mit Indien haben zeichnen sich dadurch aus, dass wir einfach enger zusammenarbeiten und das in Form der Regierungskonsultationen auch deutlich machen," sagte Angela Merkel vor der Abreise im DLF Interview der Woche.
    Deutsche Investitionen in Indien erleichtern
    Zum dritten Mal kommen die Regierungen von Indien und Deutschland an einem Kabinettstisch zusammen. Hauptziel der Gespräche: ein Abkommen, das deutsche Investitionen in Indien erleichtern soll – auf einem "Fast Track", einer verwaltungstechnischen Überholspur sollen umständliche Genehmigungs- und Meldeverfahren in der überbordenden indischen Bürokratie für deutsche Unternehmen vereinfacht werden. Die mit mehr als sieben Prozent jährlich wachsende Volkswirtschaft Indiens ist ein hoch attraktiver und umworbener Markt. China, Japan und europäische Staaten buhlen mit Milliardeninvestitionen und günstigen, zum Teil staatlich geförderten Krediten. Auch aus europäischer Sicht ist Indien ein Wirtschaftsraum für nationale Konkurrenz: Die Bemühungen um ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien stocken, nachdem die EU-Kommission zuletzt die Einfuhr von indischen Pharmaprodukten wegen aus Brüsseler Sicht mangelhafter Qualitätskontrolle untersagt hat. Könnte es sein, dass auch die Kanzlerin bei Auslandsreisen wie dieser nach dem VW-Diesel-Betrug künftig auch kritischer als gewohnt nach der Zuverlässigkeit deutscher Produkte angesprochen wird?
    "Ich hoffe, dass VW jetzt schnell die notwendige Transparenz herstellt und die Dinge aufarbeitet. Ich glaube aber, dass die Reputation der deutschen Wirtschaft, das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft damit nicht so erschüttert ist, dass wir nicht weiter als ein guter Wirtschaftsstandort gelten."
    Im Anschluss an die Regierungsgespräche in Dehli reist Merkel am Abend in die indische IT-Hochburg Bangalore weiter. Sie wird dort unter anderem ein von der deutschen Unternehmen Bosch gegründetes Innovationszentrumbesichtigen. Unter dem Label 'Industrie 4.0' geht es darum, indische IT-Kompetenz und Dienstleistungen mit deutscher Industrie lukrativ in Einklang zu bringen. Merkels Kabinett wird derweil auf dem Rückweg nach Deutschland sein - vorausgesetzt die Flugbereitschaft der Bundeswehr hat bis dahin eine zweite Regierungsmaschine startklar gemacht und nach Indien geflogen.