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Reichtum weltweit
Ein schlechtes Jahr für Millionäre

Erstmals seit 2011 ist das Vermögen der Reichen und Superreichen auf der Welt insgesamt zurückgegangen. Grund dafür waren vor allem Verluste an den Aktienmärkten, wie das Magazin "Forbes" berichtete. Deutschland steht mit seinen Millionären weltweit auf Platz drei.

Von Günter Hetzke | 09.07.2019
Mark Zuckerberg, CEO von Facebook, überprüft sein Telefon während der jährlichen Sun Valley-Konferenz am 13. Juli 2018 in Sun Valley, Idaho.
Facebook-Chef Zuckerberg hat besonders viel Geld verloren im vergangenen Jahr - 8,7 Milliarden Dollar (Getty Images / Drew Angerer)
Silvia Engels: Der Club der Dollar-Millionäre wächst und wächst. So zumindest war es in den vergangenen Jahren, wenn die Beratungsgesellschaft Capgemini ihre entsprechende Studie vorlegte. Günter Hetzke aus unserer Wirtschaftsredaktion, jetzt liegt die neue Studie auf dem Tisch. Blieb es bei dieser Entwicklung?
Günter Hetzke: Nein, blieb es nicht. Tatsächlich ging es seit 2008 stetig aufwärts mit der Zahl der Millionäre auf US-Dollar-Basis. 2018 aber, so die Erhebung, ging die Zahl der Millionäre zurück und erstmals seit 2011 sank auch das Vermögen dieser Reichen und Superreichen insgesamt.
Das liegt daran, dass auch hier ein Teil des Geldes in Aktien angelegt ist. Und auf den Aktienmärkten, da gab es ja im vergangenen Jahr vielfach Verluste – der Deutsche Aktien-Index zum Beispiel hatte rund 18 Prozent verloren - und die Verluste haben sich bemerkbar gemacht. Nehmen wir ein konkretes Beispiel - einmal bitte vorab Taschentücher herausholen - bei Facebook-Chef Mark Zuckerberg, bei ihm besteht ein Großteil seines Vermögens aus Aktien seines Konzerns. Und aufgrund von Datenskandalen rutschten die Aktien ja in den Keller, sodass das Vermögen von Zuckerberg um 8,7 Milliarden US-Dollar schrumpfte im Vergleich zum Vorjahr. Ihm blieben im vergangenen Jahr nur noch gut 62 Milliarden, was dazu führte, dass er im Milliardärs-Ranking des Magazins "Forbes" von Platz 5 auf Platz 8 abrutschte.
Vermögen der privaten Haushalte gestiegen
Engels: Sie erwähnten gerade "Forbes", die Studie heute kommt vom Beratungsunternehmen Capgemini und es gibt ja noch weitere Auflistungen von Reichen. Wie kommen die eigentlich an die Daten?
Hetzke: Das muss bei allen Erhebungen berücksichtigt werden: Das sind natürlich in keinem Fall exakte Angaben, auch nicht, wenn das Wirtschaftsmagazin "Bilanz" oder das "Manager Magazin" ihre Auflistung der reichsten Deutschen vorlegen - das findet ja auch immer wieder viel Aufmerksamkeit. Das kann man schon gut daran erkennen, dass beispielsweise bei dem einen Magazin der Lidl-Gründer Dieter Schwarz reichster Deutscher ist, bei dem anderen die BMW-Erben und –Großaktionäre Stefan Quandt und Susanne Klatten. Wie werden die Daten erhoben: Es werden öffentlich zugängliche Quellen genutzt, die Auskunft geben über Aktienbestände, Immobilienbesitz oder auch Kunstobjekte. Manchmal werden auch noch Vermögensverwalter befragt oder Daten anderer, wie der Weltbank, genutzt, aber wichtig ist, das alles ist ein grober Einblick und hat nichts, aber auch gar nichts mit Wissenschaft und exakter Statistik zu tun. Es sind schlicht Schätzungen.
Engels: Und wie viele Dollar-Millionäre haben wir jetzt in Deutschland?
Hetzke: Laut der heutigen Erhebung 1,35 Millionen. 1,35 von weltweit rund 18 Millionen. Interessant ist, dass Deutschland damit weltweit auf Platz 3 steht, nach den USA und Japan und weiterhin vor China, weil in China die Vermögensverluste besonders hoch waren. Und noch kurz der Blick auf uns alle: Nach der jüngsten Erhebung der Bundesbank hat das Vermögen der privaten Haushalte in den Jahren 2014 bis 2017, so der Erhebungszeitraum, auf breiter Front zugenommen. Grund dafür sind vor allem höhere Einkommen. Allerdings: Besitzer von Häusern oder Eigentumswohnungen haben ihr Vermögen kräftig gesteigert - dank des Immobilienbooms. Und wie Umfragen immer wieder zeigen: Etwa ein Viertel aller Deutschen hat überhaupt keine Ersparnisse, ob gewollt oder ungewollt. Da ist nichts, um etwas auf der hohen Kante zu haben.