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Reportage: Fit im Hirn

Wolfgang M. ist Mitte 50, als er merkt: Er braucht länger, ein Wort zu finden, das er sucht. Stimmt etwas nicht, will er wissen. Jetzt lässt sich Wolfgang M. gründlich untersuchen. An der Gedächtnisambulanz der Universität Bonn.

Moderation: Martin Winkelheide |
    Warum haben die einen früher Probleme mit dem Gedächtnis als andere? Die einen ausgeprägt, die anderen kaum? Gibt es Möglichkeiten, Gedächtnisproblemen vorzubeugen?

    "Man weiß heute, dass man das Gehirn und das Gedächtnis schon schützen kann."

    Professor Frank Jessen leitet das klinische Forschungs- und Behandlungszentrums für neurodegenerative Erkrankungen in Bonn.

    "Allerdings funktioniert das am besten langfristig. Eigentlich das ganze Leben lang. Das heißt, man sollte spätestens ab dem mittleren Lebensalter Dinge machen, die für die gesamte Gesundheit gut sind.

    Es gibt Sachen, die man nicht beeinflussen kann, das ist das Alter an sich.
    Einen zweiten wesentlichen Punkt, den man nicht beeinflussen kann, ist seine eigene genetische Ausstattung. Es gibt bestimmte genetische Risikofaktoren, wenn man die hat, ist das Risiko, eine Demenz zu kriegen höher, als wenn man sie nicht hat.

    Geistige Aktivität ist auf jeden Fall wichtig. Wie man die umsetzt, ist wahrscheinlich nicht so wichtig. Geistige Aktivität hat man, wenn man zum Beispiel im Berufsleben steht, oder auch, wenn man einen Haushalt aktiv managet, wenn man sich mit Leuten trifft und auseinandersetzt, wenn man bestimmten Hobbys nachgeht. Was zum Beispiel auch einen sehr aktivierenden Effekt hat, ist Musizieren.

    Entscheidend bei dem Ganzen ist, dass die geistige Aktivität kontinuierlich ist. Das heißt, wenn ich den ganzen Tag im Sessel sitze und nichts mache, und zwei Mal in der Woche Kreuzworträtsel löse, dann wird mir das nicht helfen.

    Richtiges Jogging wird eher unterschätzt. Neue Forschung aus den letzten paar Jahren zeigt, dass körperliche Aktivität viel mehr als bisher gedacht ganz direkt auf die Gehirnzellen wirkt. Es verstärkt die geistige Leistungsfähigkeit. Es wirkt übrigens auch gegen Depressionen. Das heißt Jogging und andere körperliche Tätigkeiten werden bisher in ihrer Wirkung für das Gehirn deutlich unterschätzt.

    Ich versuche, in meinem Alltag alle diese präventiven Maßnahmen möglichst optimal einzubauen. Ich fahre viel Fahrrad und hab auch schon angefangen, regelmäßig meinen Blutdruck zu kontrollieren. Geistige Aktivität habe ich, glaube ich, durch meine berufliche Tätigkeit genug, und beim Essen, da schmecken mir inzwischen die gesunden Sachen sowieso besser als die nicht so gesunden."