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Reportage Mediensucht
"Es ist eigentlich das ganze Leben"

Viele kennen das Bedürfnis, die Mails oder Facebook-Nachrichten zu checken - öfter, als es wirklich sinnvoll oder vernünftig ist. Doch wann wird das Ganze krankhaft, wann zur regelrechten Sucht? Fabian, 26 Jahre alt, sagt von sich selbst: Ich bin medienabhängig.

Von Thomas Liesen |
    Ein junger Mann geht mit dem Blick auf sein Smartphone gerichtet.
    Ständiger Blick aufs Smartphone - die Onlinewelt kann auch zur Sucht werden. (picture alliance / dpa / Thalia Engel)
    Vor rund zehn Jahren, als Fabian 16, 17 Jahre alt ist, da fängt alles an.
    "Ab dem Zeitraum, wo ich meinen eigenen Rechner, meinen eigenen Laptop damals hatte und meine Eltern mich weniger kontrolliert haben, habe ich im Grunde all meine Freizeit am Rechner verbracht, wenn ich nicht gerade bei meinen Freunden war."
    Er ist ein Computerfreak, programmiert selbst, verbringt viel Zeit mit Onlinespielen. Und er ist auch sofort dabei, als Facebook aufkommt mit seinem verlockend einfach aufzubauenden virtuellen Freundeskreis.
    " Facebook ist sehr groß geworden. Das war immer nebenbei offen. Relativ früh am Anfang habe ich einen Plattform gefunden, auf der einfach nur Bilder gepostet wurden, die einfach nur lustig sind und da habe ich mich auch oftmals am Tag ein, zwei Stunden sicher mal durchgescrollt und geschaut, was die Leute aus aller Welt gepostet haben, was die lustig finden."
    Die Schule leidet kaum, er ist ein heller Kopf, das Abitur schaffte er ohne Probleme. Fabian schreibt sich an der Universität ein für das Fach Informatik. Doch so mit links, wie er sich das vorgestellt hatte, kann er den Stoff nicht bewältigen.
    "Da war halt sehr viel gefragt, dass ich mich alleine zu Hause beschäftige und die Klausuren, weil sie nur halbjährlich stattfanden, da war eine viel größere Zeitspanne, die man nachholen musste, wenn man erst am Ende angefangen hat damit. Damit kam ich dann immer weniger klar."
    Offline weiß Fabian nichts mit sich anzufangen
    Insgesamt ist er jeden Tag sechs bis acht Stunden online, statt für die Uni zu lernen. Am Wochenende hängt er regelmäßig die Nächte gleich mit dran. Wenn das Internet mal ausfällt, geht es ihm nicht gut.
    "Man sitzt da und weiß nichts mit sich anzufangen, weil es ist eigentlich das ganze Leben richtig. Und dann sitzt man da und langweilt sich erst mal ein bisschen und danach wird es da irgendwo ein bisschen schwierig, das ist ein bisschen schwer zu beschreiben auch, weil man einfach nichts mit sich anzufangen weiß."
    Nach fünf Jahren Studium fällt er schließlich mehrfach durch eine entscheidende Prüfung. Er muss die Uni verlassen.
    "Dann saß ich erst mal da. Zum Glück hatte ich meine Eltern, das heißt, ich wohne jetzt mit 26 wieder bei meinen Eltern."
    Verbesserung durch die Selbsthilfegruppe
    Und die hatten schon länger den Verdacht, dass Fabians Leidenschaft für den PC mittlerweile zur Sucht geworden ist. Sie raten ihm, eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen. Doch der will anfangs davon nicht wissen.
    "Irgendwann hat mich meine Mutter, ich sage mal, richtig gezwungen. Die ersten Male, wo ich dann da war, habe ich sehr viel in Erfahrung gebracht, auch mit anderen Menschen kommuniziert dort."
    Seit einem halben Jahr ist er nun in der Selbsthilfe. Noch immer ist er regelmäßig online. Aber er arbeitet an sich.
    "Ich merke, dass ich ein Problem habe, aber es bessert sich auf jeden Fall. Und dieses Gefühl der Besserung ist schon mal was Gutes. Und ich hoffe, dass es sich weiter bessern wird, auch weil ich daran arbeite, aber sicher kann ich mir da nicht sein."