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Rheinland-Pfalz
AfD und Alfa beim Lokalderby

Die alte eurokritische und konservative AfD konkurriert mit ehemaligen Parteimitgliedern. Denn diese haben sich in der Alfa formiert: "Allianz für Fortschritt und Aufbruch". Der frühere AfD-Chef Bernd Lucke ist nun hier Vorsitzender. Am Wochenende haben beide Parteien Programm- und Listenparteitage in Rheinland-Pfalz abgehalten - mit ziemlich ähnlichen Ideen.

Von Anke Petermann |
    Der Schreck der Spaltung - überwunden. Der neue rheinland-pfälzische AfD-Vorsitzende, Oberstleutnant Uwe Junge, tritt mit großer Unterstützung des eigenen Landesverbands als Spitzenkandidat für die Landtagswahl im März 2016 an. Aufatmen auch beim AfD-Bundesvorstand. Der frühere ARD-Fernseh-Korrespondent Armin-Paul Hampel ist Gast auf dem Programm- und Listenparteitag mit mehr als 130 Teilnehmern und stellt fest,
    "Dass die AfD in Rheinland-Pfalz die Streitigkeiten, die wir unzweifelhaft vor dem Essener Parteitag hatten, doch ganz gut überwunden hat, dass die Leute an sich wieder Mut gefasst haben, dass sie merken: Unsere Themen sind dieselben wie zuvor, die Personen sind meist auch dieselben wie zuvor."
    Gründung des Alfa-Landesverband in Kaiserslautern
    Doch der frühere rheinland-pfälzische AfD-Frontmann Uwe Zimmermann ist in Bingen nicht dabei. Hundert Kilometer weiter südlich, in Kaiserslautern, wird er fast zeitgleich ebenfalls mit komfortabler Mehrheit zum Vorsitzenden und Spitzenkandidaten gewählt - des neu gegründeten Landesverbands der Allianz für Fortschritt und Aufbruch nämlich. Seine ehemaligen Parteifreunde von der AfD sieht er mit dem Essener Parteitag auf Rechtskurs. Doch im Vorfeld der Landtagwahlen fräßen sie Kreide. Wo Zimmermann selbst mit seiner Alfa hin will?
    "Die gesellschaftliche Mitte, die ist sehr verwaist, gerade hier in Rheinland-Pfalz, und da wollen wir genau reinstoßen."
    Damit formuliert der Trierer Professor und Alfa-Spitzenkandidat in Kaiserslautern dasselbe Ziel wie der Mayener Oberstleutnant und AfD-Spitzenkandidat in Bingen. Der verwahrt sich ausdrücklich dagegen, dass die AfD als "rechts"- oder "nationalkonservativ" bezeichnet wird:
    "Konservativ sehen wir uns schon, die konservativen Grundüberzeugung, die eine Christdemokratische Union im Laufe der Jahre abgelegt hat, im Laufe der Jahre aufzugreifen und sie dem Bürger wieder näherzubringen. Diese "national"- oder "rechtskonservativ" – ich kann damit wenig anfangen – das erscheint uns doch eher so, als wenn man uns in eine bestimmte Ecke stellen und damit nicht wählbar machen will."
    34 Jahre lang war der Mann mit dem akkuraten Schnäuzer Christdemokrat. 2009 trat Junge in die rechtspopulistische Partei "Die Freiheit" ein, für zwei Jahre. Der bayrische Verfassungsschutz stuft "Die Freiheit" seit 2013 als islamfeindlich ein. Ein brauner Fleck auf der Weste des neuen AfD-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl Rheinland-Pfalz?
    "Ich bin aus der "Freiheit" ja gerade deshalb ausgetreten, weil sie sich in eine Richtung entwickelt hat, die ich nicht mehr mittragen konnte. Und zwar noch weit, bevor der Verfassungsschutz in Bayern darauf gekommen ist, zwei Jahre vorher konnte ich mit dieser Ausrichtung der "Freiheit" nichts mehr anfangen und bin ja noch vor der Konstituierung der AfD aus der "Freiheit" ausgetreten."
    Drinnen im Tagungssaal mit Rheinblick haben Delegierte eine Ausgabe der AfD-nahen "Jungen Freiheit" vor sich aufgeblättert. Die Vokabeln "Überfremdung" und "Islamisierung" sind in dieser Wochenzeitung gängig, in Artikeln und vor allem in aktuellen Leserkommentaren zur Flüchtlingskrise.
    Ihr Asylkonzept wird AfD-Chefin Frauke Petry erst noch vorstellen. Erzrivale Bernd Lucke von Alfa war schneller und präsentierte seine Ideen schon am Wochenende. In den Heimatregionen der Flüchtlinge sollen danach sogenannte Schutzzonen eingerichtet werden. Asylanträge dürften nur noch in deutschen Auslandsvertretungen oder nordafrikanischen Erstaufnahmezentren gestellt werden. Dort sollen Flüchtlinge abwarten, so erläutert Arnd Christofer Frohne vom Alfa-Bundesvorstand.
    Beide Parteien für strikte Asylpolitik
    Also ohne über das Meer fahren zu müssen, was relativ unsicher ist, oder in einem Krisengebiet bleiben zu müssen, also an einem sicheren Ort abzuwarten, wie wir als Bevölkerung in Deutschland sie aufnehmen wollen oder auch nicht aufnehmen wollen."
    Zufluchtsuchende bitte draußen bleiben - das ist mit ein paar unterschiedlichen Akzenten bisher auch die Botschaft der AfD. Weitere Details verrät Parteichefin Petry am Nachmittag in Berlin.