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Der Stern Rho Aquilae
Umzug vom Adler in den Delfin

Alle Sterne am Himmel bewegen sich um das Zentrum der Milchstraße – aber alle laufen auf anderen Bahnen und mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Daher verschieben sich allmählich die Muster der Sternbilder – und manchmal wechseln Objekte ihre Adresse.

Von Dirk Lorenzen |
Abends am Himmel: Rho Aquilae – der Stern, der vom Adler in den Delfin gewandert ist
Abends am Himmel: Rho Aquilae – der Stern, der vom Adler in den Delfin gewandert ist (Stellarium)
Fachleute sprechen von der Eigenbewegung der Sterne. Über menschliche Zeiträume ist sie nicht wahrnehmbar. Der Große Wagen sah schon in der Antike genauso aus wie heute. Aber in 100.000 Jahren wird er arg verbogen sein, weil seine Sterne am Himmel in unterschiedliche Richtungen laufen.
Ganz selten führt die Bewegung der Sterne dazu, dass sie ihr Sternbild verlassen und in ein benachbartes wechseln. Vor 30 Jahren war Rho Aquilae der erste recht helle Stern, der das getan hat.
Seine Bezeichnung geht auf den Augsburger Astronomen Johann Bayer zurück, der 1603 den meisten mit bloßem Auge sichtbaren Objekten einen griechischen Buchstaben und den Genitiv des lateinischen Sternbildnamens zuwies.

Nächster Adresswechsel am Sternenhimmel erst in 400 Jahren

Rho Aquilae ist nur bei wirklich dunklem Himmel gut zu sehen. Vor 30 Jahren überschritt er die Grenze vom Adler in den Delfin. Das ist ein wenig so, als würde Ulm plötzlich über die Grenze nach Bayern driften.
Zwar hat der Delfin keinen Stern mit der Bezeichnung Rho – aber trotzdem wurde aus dem „Wanderstern“ nicht Rho Delphini. Den nächsten „Adressenwechsel“ eines recht hellen Sternes gibt es erst in rund 400 Jahren. Dann freut sich Gamma Caeli im modernen und eher belanglosen Sternbild Grabstichel über den Wechsel in die antike Taube.
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