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Riesiger Planet, winzige Trümmer

Astronomie.- Astronomen aus Japan wollen die oft nur metergroßen Brocken erforschen, die zwischen den Planeten umherfliegen. Das Beobachten von Gesteinseinschlägen auf dem Jupiter hilft ihnen dabei. Hobbyastronomen hatten die Profis auf diese neue Methode aufmerksam gemacht.

Von Dirk Lorenzen | 28.08.2012
    Im Sonnensystem gibt es acht große Planeten, einige Zwergplaneten und Zigtausende von Asteroiden. All diese Objekte lassen sich recht gut beobachten, auch wenn zum Teil die größten Teleskope auf der Erde nötig sind. Kleine Brocken, die nur einige Meter groß sind, machen es den Astronomen dagegen schwer. Denn diese Winzlinge lassen sich nur erspähen, wenn sie der Erde sehr nahe kommen. Ansonsten bleiben sie im Dunkel des Weltraums verborgen. Doch Junichi Watanabe, Vizedirektor des Nationalobservatoriums von Japan, setzt nun auf eine clevere Methode, um zumindest einige dieser Brocken auch weit entfernt zu beobachten:

    "Wir nutzen Jupiter als natürlichen Detektor für die kleinen Körper in der Umgebung der Riesenplaneten. Vor zwei Jahren haben einige Amateurastronomen zwei Blitze auf Jupiter beobachtet, die von Objekten stammten, die in die Jupiteratmosphäre eingeschlagen sind. Anders als bei der Erde, treffen diese Objekte Jupiter immer mit annähernd gleicher Geschwindigkeit, weil der Planet sie so stark anzieht. Wenn die Geschwindigkeit aber immer gleich ist, hängt die Helligkeit des Explosionsblitzes allein von der Masse des Einschlagskörpers ab."

    So wie immer wieder Meteoriten auf der Erde einschlagen, treffen auch viele Brocken Jupiter. Der Riesenplanet wirkt mit seiner Anziehungskraft wie ein gewaltiger Staubsauger – kommt ein Gesteinsbrocken ihm zu nahe, gibt es kein Entrinnen mehr. Die Objekte schlagen mit mehr als 200.000 Kilometern pro Stunde ein und verglühen in einem hellen Blitz, was im Jahr 2010 Amateure gefilmt haben. Solche Entdeckungen will Junchi Watanabe künftig nicht mehr dem Zufall überlassen.

    "In Japan überwachen wir Jupiter während einer Beobachtungskampagne, die am Wochenende beginnt und bis zum 9. September andauert. Daran sind Profiastronomen ebenso wie viele Amateure beteiligt. Vier Teleskope mit jeweils etwa einem Meter Durchmesser werden Jupiter genau beobachten – hinzu kommen zahlreiche kleinere Amateurteleskope. Wir können einen Einschlag entdecken, sofern der Körper mindestens einige Meter groß ist."

    Die Astronomen erinnern sich noch heute mit Freude an die Trümmer des Kometen Shoemaker-Levy 9, deren Einschlag vor fast 20 Jahren wochenlang Spuren in der Jupiteratmosphäre hinterlassen hatte. Zu so einem Feuerwerk kommt es jetzt sicher nicht. Objekte von zehn oder 20 Metern Durchmesser verursachen bestenfalls Explosionen, die einige Sekunden lang zu beobachten sind – doch die Blitze sind hell genug, um sie auch noch über 700 Millionen Kilometer Entfernung gut zu erkennen.

    "So kleine Objekte lassen sich weit draußen im Bereich der Riesenplaneten nicht direkt beobachten. Die einzige Chance sind diese Einschläge: Wenn wir die Blitze zählen und ihre Helligkeiten messen, erfahren wir, wie viele Körper dort draußen ihre Bahn ziehen und wie schwer sie sind. Amateure haben uns auf diese Idee gebracht – wie man sieht, können auch Amateurastronomen die Wissenschaft deutlich voranbringen."

    So legen sich nun Profi- und Amateurastronomen gemeinsam auf die Lauer: Zeigen sich etliche Blitze auf Jupiter, so kreuzen viele Trümmer durch das All – was prinzipiell auch für die Erde eine erhöhte Gefahr bedeutet. Denn je mehr Objekte es im Sonnensystem gibt, desto mehr kommen auch der Erde in die Quere. Sehen die Forscher dagegen in der kommenden Woche auf Jupiter nichts, mag sie das persönlich etwas enttäuschen – für unsere Erde aber wäre es eine gute Nachricht.