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Rodelnation Deutschland
Teure Dominanz im Eiskanal

Mit insgesamt sechs Medaillen - davon drei aus Gold - ist Deutschland einmal mehr die erfolgreichste Rodelnation bei diesen Olympischen Winterspielen. Viel Gold - für viel Geld.

Von Andrea Schültke |
    Im Einzelwettbewerb der Frauen holten die deutschen Rodlerinnen Natalie Geisenberger und Dajana Eitberger Gold und Silber vor Alex Gough aus Kanada.
    Eine andere Nation hat es noch mit aufs Treppchen geschafft: Im Einzelwettbewerb der Frauen holten die deutschen Rodlerinnen Natalie Geisenberger und Dajana Eitberger Gold und Silber vor Alex Gough aus Kanada. (imago sportfotodienst)
    Dreimal Gold für Rodeldeutschland. Dazu einmal Silber und zweimal Bronze. Macht sechs Olympia-Medaillen - allein durch Rodlerinnen und Rodler. Gestern noch Silber im Skeleton und die Bobfahrerinnen und -fahrer steigen ja erst ins Geschehen ein.
    Die Erfolge im Eiskanal sind teuer erkauft: Dreieinhalb Millionen Euro Bundesmittel bekommt der deutsche Bob- und Schlittenverband im Jahr. Die Millionen für Materialentwicklung und Kunsteisbahnen nicht mitgerechnet. Viel Geld für einen Verband mit gerade einmal 7000 Mitgliedern.
    Allein vier Eiskanäle in Deutschland
    Achtmal so viele Menschen gehören zur Deutschen Triathlon Union. Das Geld vom Bund beträgt aber nur ungefähr ein Viertel dessen, was der Bob- und Schlittensport bekommt. Der Sport ist teuer. Vor allem, weil Deutschland das einzige Land ist, das sich gleich vier der kostenintensiven Eiskanäle leistet. Das sind ein Viertel aller Bahnen weltweit.
    "Es ist auch sehr, sehr wichtig, dass wir die vier Bahnen haben, sonst wären wir mit Sicherheit nicht so erfolgreich", stellte Olympiasieger Felix Loch vor zwei Jahren im Deutschlandfunk-Sportgespräch fest. Rodeln ist kein Breitensport. Nur 1000 Kinder zwischen sieben und 14 Jahren sind in einem Rodelverein, fünfmal so viele machen Triathlon und 1300 Mal so viele spielen Fußball.
    Gute Argumentationshilfe
    Viel Geld also für viel Gold. An der Kostendiskussion wollte sich Olympiasiegerin Natalie Geisenberger im Deutschlandfunk Interview vor zwei Jahren nicht beteiligen:
    "Wir sind die Sportler, wir brauchen die Bahnen, um unseren Sport machen zu können, wir haben aber keine Entscheidungsgewalt über irgendwelche Zukunftspläne, wie viel Bahnen Deutschland in Zukunft haben wird. Wir sind momentan froh, wie es ist und können nur hoffen, dass es so bleibt."
    Da sind sechs Rodel-Medaillen in Pyeongchang sicher eine gute Argumentationshilfe.