Donnerstag, 25. April 2024

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Russische Kriegsschiffe in der Nordsee
"Ein Teil der russisch-westlichen Eskalationsspirale"

Russische Kriegsschiffe nahe britischer Hoheitsgewässer haben Anfang der Woche für Aufregung gesorgt. Das zeige unter anderem, wie angespannt das Verhältnis zwischen dem Westen und Russland sei, meint der Politikwissenschaftler Carlo Masala.

Carlo Masala im Gespräch mit Mirjam Kid | 28.12.2017
    Litauen: Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat bei einem Besuch in dem Land die sechs neuen Hauptquartiere in den östlichen Mitgliedsstaaten eröffnet.
    Die NATO zeigt Präsenz im Baltikum um Russland abzuschrecken. (picture alliance / dpa / Valda Kalnina)
    Mit der Präsenz russischer Marineschiffe in der Nordsee soll vor allem Stärke gezeigt und Bewegungsfreiheit demonstriert werden, sagte Carlo Masala, Professor für Internationale Politik an der Bundeswehruniversität München, im Dlf. Anfang der Woche waren mehrmals russische Kriegsschiffe nahe britischer Hoheitsgewässer von der britischen Marine eskortiert worden.
    Das sei ein übliches Vorgehen, wenn fremde Militärschiffe sich in der Nähe der eigenen Gewässer aufhalten, so Masala weiter. Dennoch sei die Reaktion Großbritanniens durchaus als "Ausdruck erhöhter internationaler Spannungen im Verhältnis zu Russland" zu sehen und ein "Teil der russisch-westlichen Eskalationsspirale".
    Das Verhältnis zwischen Russland und Großbritannien ist seit Jahren angespannt. Laut Masala geht das vor allem auf den Fall Litwinenko zurück. Der ehemalige russische Agent Alexander Litwinenko galt als Kritiker der russischen Regierung und wurde 2006 mit Polonium vergiftet. Er starb in London. Die britische Regierung macht Russland für den Tod mitverantwortlich. Es steht auch der Vorwurf im Raum, dass Moskau versucht hat, das Brexit-Referendum zu beeinflussen.
    Für Masala ist klar: "Auf absehbare Zeit wird es keine Entspannung zwischen Russland und dem Westen geben." Russland fühle sich von der NATO eingekreist und wünscht sich eigene Einflusszonen, etwa auf der Krim und in der Ostukraine. Beides werde der Westen nicht zugestehen, sodass Moskau weiterhin seine militärischen Muskeln spielen lassen wird.