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Russischer Dopingskandal
Zeit für Sanktionen wird knapp

Nach der Veröffentlichung des ersten McLaren-Reports war dem IOC so kurz vor den Spielen in Rio die Zeit zu knapp, um über einen Komplettausschluss russischer Sportler von Olympia zu befinden. Doch vor den Winterspielen 2018 in Pyeonchang bringt sich das IOC selbst in zeitliche Bredouille.

Von Heinz Peter Kreuzer | 09.01.2017
    Russische Turnerinnen feiern bei den Olympischen Spielen in London 2012 den Gewinn der Goldmedaille.
    Russische Turnerinnen feiern bei den Olympischen Spielen in London 2012 den Gewinn der Goldmedaille. (dpa-Bildfunk / AP / Gregory Bull)
    Das IOC-Exekutiv-Komitee hatte nach eigener Aussage geplant, schon im Februar oder März dieses Jahres Sanktionen gegen Russland auszusprechen. Bis dahin sollten die beiden Kommissionen, die das Staatsdoping in Russland untersuchen, ihre Arbeit abgeschlossen haben. Mögliche Strafen reichen vom Komplettausschluss Russlands bis zum Ausschluss einzelner Sportler, Trainer, Funktionäre oder Regierungsmitglieder.
    Jetzt droht aber eine monatelange Untersuchung. Als Begründung für das langwierige Prozedere geben die Kommissionsmitglieder die enorme Arbeitsbelastung an, denn neben dem umfangreichen McLaren-Report müssten weitere Dokumente ausgewertet und Anhörungen durchgeführt werden.
    Ende der Untersuchung nicht vor Ende 2017
    Denis Oswald sitzt der Kommission, die die Dopingmanipulationen bei den Winterspielen 2014 in Sotschi untersucht, vor. Das Schweizer IOC-Mitglied sagte dem Branchendienst "Around The Rings", das bis zur Exekutivsitzung Mitte März nur ein Zwischenbericht vorliegen werde. Frühestens im Sommer würde der Bericht fertig werden, aber dann müssten alle Beschuldigten noch angehört werden. Oswald rechnet mit einem Ende der Untersuchung nicht vor Ende des Jahres.
    Dann bleiben dem IOC nur wenige Wochen bis zur Eröffnungsfeier der Winterspiele 2018 am 9. Februar für den Beschluss von Sanktionen und deren Berufungsverhandlungen.
    Klagen über zu hohe Arbeitsbelastung
    Die andere Kommission, die die Beteiligung der russischen Regierung am Dopingskandal in Sotschi 2014 untersucht, nimmt frühestens Ende Januar ihre Arbeit auf. Sie will ebenfalls bis zur Exekutivsitzung im März einen Zwischenbericht vorlegen. Aber auch das Gremium um Samuel Schmid klagt auf Grund der vielen Unterlagen über eine zu hohe Arbeitsbelastung.
    Da sind die Probleme schon programmiert: Dem IOC drohen wieder Krisensitzungen unter hohem Zeitdruck, wie schon vor den Sommerspielen in Rio. Für das damalige Ergebnis, Russland nicht komplett von Olympia auszuschließen, wurde die olympische Bewegung weltweit kritisiert. Jetzt ist das Zeitfenster zwischen McLaren-Report und Eröffnungsfeier mehr als ein Jahr, es wird aber nicht genutzt.