Region Donezk
Russland bereitet offenbar neue Offensive vor - Ex-NATO-General Domröse vermutet Strategiewechsel

Die Ukraine befürchtet eine neue russische Offensive. Laut Präsident Selenskyj zieht die russische Armee an drei Frontabschnitten Soldaten zusammen und hat in der Region Donezk Geländegewinne erzielt - unter anderem nahe der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk. Der frühere NATO-General Domröse vermutet dahinter einen Strategiewechsel.

    Eine Frau läuft über eine mit Trümmern übersäte Straße. Vor einem zerstörten Gebäude sitzt ein Mann.
    Teile der Stadt Bilozerske in der ostukrainischen Region Donezk sind durch russische Angriffe zerstört worden. Sie liegt gut 30 Kilometer von der Pokrowsk entfernt. (AFP / GENYA SAVILOV)
    Russische Soldaten würden neuerdings aus Fahrzeugen abgesetzt und gingen zu Fuß weiter, sagte Domröse im Deutschlandfunk. Dieses im Militärjagon "einsickern, tröpfenweise" genannte Verfahren sei geschickt. Finnische Militärexperten der sogenannten Black Bird Group werteten die russischen Gebietsgewinne als "größten Durchbruch seit drei Jahren", berichtet unser Korrespondent. US-Experten sprächen hingegen eher von "Infiltrationen", deren Umfang noch nicht genau zu ermessen sei.
    Laut Selenskyj sind die russischen Streitkräfte an mehreren Punkten zehn Kilometer in ukrainisches Gebiet vorgedrungen. Ziel der Offensive seien neben Pokrowsk auch die Stadt Nowopawliwka. Der ukrainische Präsident wertete die Entwicklung als Beweis dafür, dass der Kreml an einem Ende des Krieges gegen die Ukraine nicht interessiert sei. US-Präsident Trump will am Freitag mit dem russischen Staatschef Putin über einen Waffenstillstand verhandeln.
    Selenskyj bekräftigte erneut, dass sein Land sich nicht auf Forderungen aus Moskau einlassen werde, sich von ukrainisch kontrollierten Gebieten zurückzuziehen. Auch einen Rückzug ukrainischer Truppen aus dem Donbass angesichts der erwarteten russischen Offensive schloss er aus.

    Erklärung der EU-Staaten zum Ukraine-Krieg

    Die europäischen Partner der Ukraine hatten das Recht der Ukrainer auf eine selbstbestimmte Zukunft gestern unterstrichen. Ein gerechter und dauerhafter Frieden für die Ukraine müsse im Einklang mit dem Völkerrecht stehen, einschließlich des Grundsatzes, dass "internationale Grenzen nicht mit Gewalt verändert werden dürfen", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Staats- und Regierungschefs der EU, der sich Ungarn als einziges Land verweigerte.
    Selenskyj ist zu dem Treffen von Trump und Putin am Freitag im US-Bundesstaat Alaska nicht eingeladen. Die europäischen Staaten befürchten, dass Trump und Putin etwas über den Kopf der Ukraine und Europas hinweg entscheiden könnten. Im Vorfeld des Gipfeltreffens hat Bundeskanzler Merz für heute zu einem virtuellen Ukraine-Treffen eingeladen. Auch US-Präsident soll zu den Beratungen zugeschaltet werden.
    Diese Nachricht wurde am 13.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.