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Russlands Dopingbann
"Ich bin dagegen, dass wir gesperrt werden"

Auf vielen aktuellen Wintersport-Wettbewerben lastet die Vierjahres-Sperre für Russland nach den nachgewiesenen Dopingmanipulationen wie ein schwerer Schatten. Die unklare Rechtslage, die ungewisse Zukunft ist auch für die Athletinnen und Athleten Thema am Rande des Biathlon-Weltcups in Frankreich. Sie hadern mit der verhängten Strafe.

Von Erich Wartusch |
Matvey Eliseev (Bildvordergrund) beim Weltcup in Hochfilzen
Matvey Eliseev (Bildvordergrund) beim Weltcup in Hochfilzen (www.imago-images.de)
Es ist kein einfaches Thema für die Sportler, allein schon wegen des schwierigen Vokabulars.
Matvej Eliseev lässt sich erst einmal von russischen Journalisten erklären, was es denn Neues gibt in Sachen Olympia-Verbannung. Der 26-Jährige holte im vergangenen Jahr bei der Biathlon-Weltmeisterschaft Bronze mit der russischen Staffel. Die aber dürfte nach der Entscheidung der WADA zum Beispiel nicht als russische Staffel 2022 bei Olympia antreten.
"Ich bin dagegen, dass wir gesperrt werden, wenn in Russland in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden. Warum müssen wir jetzt dafür büßen? Ich weiß nicht, was damals passiert ist. Ich möchte in allen Wettkämpfen dabei sein und kann nicht verstehen, warum meine Karriere plötzlich gestoppt werden könnte", sagt Matvej Eliseev.
Athleten wissen nicht, was sie tun sollen
Ivana Nikolskaja ist freie Journalistin, arbeitet auch für russische Medien und die Internationale Biathlon Union (IBU). Das Thema macht den Sportlerinnen und Sportlern wirklich Sorgen, sagt sie. Auch wenn viele nicht gerne darüber reden: "Ja, es ist sehr kompliziert momentan, weil die russische Regierung auf jeden Fall sagt, es waren keine Fälle von RUSADA. Sie wird nie sagen, dass das Fälle von oben, von der Regierung waren. Darum sind die Athleten sozusagen ganz alleine. Sie wissen vielleicht nicht so gut, was sie tun sollen."
Doch die Gefahr, als russischer Sportler für Großereignisse gesperrt zu werden, führt dazu, dass sich einige bereits nach Alternativen umschauen, wie Ivana Nikolskaja sagt: "Es gibt auch eine Tendenz, in andere Länder zu gehen. Zum Beispiel in Ex-Sowjetunion-Länder, sie sind jung, sie sind in guter Form, und sie haben auch nichts mit Doping zu tun. Warum sollen sie diese Sanktionen zwei oder vier Jahre Strafe in Kauf nehmen, wenn es die Möglichkeit gibt, den Sport wieder zu präsentieren.
Arnd Peiffer, hochdekorierter deutscher Biathlet, findet dagegen die Maßnahmen richtig: "Am Ende muss man natürlich als WADA probieren, systematisches Doping komplett zu verhindern. Und da muss man eben an die hinteren Strukturen ran. Und wenn es dort systematisches Doping gab, dann muss man eben den Nationalverband bestrafen."
Und trotzdem: Warum sollten gerade jüngere Sportler, die beim großen Vertuschungsskandal 2014 in Sotschi zum Beispiel noch längst nicht dabei waren, individuell bestraft werden? "Die kann man auf jeden Fall verstehen, aber ich glaube, er dürfte ja, egal, wie es kommt, als neutraler Athlet aus Russland starten. Aber das macht für mich nicht so einen Riesenunterschied. Ich meine, er hat vielleicht einen neutralen Anzug an oder es wird halt keine russische Flagge gehisst, wenn er auf dem Podium steht. Aber trotzdem sagt man ja. Der Russe war heute auf Platz..."
Biathlon beliebteste Sportart in Russland
Ivana Nikolskaja, die russische Journalistin, findet die Sanktionen aber auch aus anderen Gründen problematisch. So hat der Internationale Biathlonverband beschlossen, vorerst keine Weltcups mehr in Russland auszutragen, obwohl dort eine richtig gute Infrastruktur, zum Beispiel in Tjumen entstanden ist: "Schade, das russische Publikum ist groß – es ist die größte Sportart in Russland momentan. Es gibt sehr viele Fans und auch unsere russische Stadien, es hat zwei Jahre gedauert bis zu den Sommer-Weltmeisterschaften. Alles war sehr gut gemacht."
Jetzt kann das neue Stadion nur für nationale Wettkämpfe genutzt werden. Die Journalistin hofft, dass die Zeit die Lösung bringt. Nur der Wechsel der Generationen von Sportlern und Trainern kann das Vertrauen zurückbringen, sagt sie. Der russische Biathlet Matvej Eliseev dagegen hat nur eine konkrete Hoffnung: "Ich will weiterhin Wettkämpfe bestreiten", sagt er und geht mit hängenden Schultern davon.