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"Menstruationsurlaub" hat nichts mit Urlaub zu tun

Die spanische Regierung will, dass Frauen mit schweren Menstruationsbeschwerden bald spezielle Krankentage nehmen können. Viele Medien berichteten über den geplanten "Menstruationsurlaub" - ein irreführender Begriff.

Von Annika Schneider | 31.05.2022
Eine Frau liegt mit Menstruationsschmerzen im Bett.
Krämpfe, Migräne, Rückenschmerzen: Manche Frauen leiden darunter einmal im Monat, wenn sie ihre Periode bekommen. (Imago/YAY Images/PantherMedia/Andriy Popov)
In Spanien sollen Frauen bald spezielle Krankentage zustehen, wenn sie an schweren Menstruationsbeschwerden leiden. Die Kosten dafür will der Staat übernehmen. Über den geplanten „Menstruationsurlaub“ berichteten viele Medien. Aber dieser Begriff ist irreführend, denn Urlaub dient der Erholung.
Frauen, die wegen ihrer Periode nicht arbeiten können, leiden oft an schweren Krämpfen im Unterleib, Rückenschmerzen, Übelkeit, Migräne und anderen Beeinträchtigungen. Mit Erholung hat das wenig zu tun. Diese Zeit als Urlaub zu bezeichnen ist so absurd wie ein Grippe-Urlaub oder ein Knie-OP-Urlaub.

Begriff schürt Misstrauen gegen Menschen, die menstruieren

Der Begriff trägt dazu bei, Misstrauen gegen Betroffene zu schüren, sie könnten die Regelung ausnutzen. Denn das Wort „Urlaub“ suggeriert, die Frauen würden sich eine schöne Zeit machen – während sie sich in Wahrheit mit Wärmflasche im Bett krümmen.
Treffender ist es deshalb, die geplante Auszeit als „Extra-Krankentage“ zu bezeichnen.
07.05.2019, Berlin: Ein Schild mit der Aufschrift "BlaBla Ende" steht auf der Tincon, dem Festival für Jugendkultur, im Rahmen der Internetkonferenz "re:publica". Die Konferenz der Netzszene findet noch bis zum 08.05.2019 statt. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa | Verwendung weltweit
07.05.2019, Berlin: Ein Schild mit der Aufschrift "BlaBla Ende" steht auf der Tincon, dem Festival für Jugendkultur, im Rahmen der Internetkonferenz "re:publica". Die Konferenz der Netzszene findet noch bis zum 08.05.2019 statt. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa | Verwendung weltweit
Sagen & Meinen - Der Sprachcheck
Viel zu oft setzen sich fragwürdige Begriffe und Euphemismen in Medien fest, zum Beispiel das „Gute-Kita-Gesetz“, das „Familiendrama“ oder der „Lockdown“. Solche Formulierungen hinterfragen wir in der Reihe „Sagen & Meinen – der Sprachcheck“