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Warum sich der Begriff "Lockdown" durchgesetzt hat

Während der Coronakrise werden in den Medien viele Begriffe für die Einschränkungen im öffentlichen Leben verwendet. Gerade wird besonders häufig von einem "Lockdown" gesprochen. War der Begriff ursprünglich noch unpassend, hat sich seine Bedeutung mittlerweile gewandelt.

Von Stefan Fries | 02.11.2020
Ein Schild mit der Aufschrift "Ab hier gilt Maskenpflicht!" hängt am Eingang der Fußgängerzone in Berchtesgaden
"Lockdown light" - der bayerische Landkreis Berchtesgadener Land verhängte als erster im Herbst neue Ausgangsbeschränkungen (dpa / picture alliance / Peter Kneffel)
Ein "Lockdown" bezeichnete ursprünglich mal Ausgangssperren – die wir flächendeckend in Deutschland nie hatten und die auch jetzt nicht eingeführt wurden. Als der Begriff zu Beginn der Pandemie von Medien verwendet wurden, haben ihn viele deshalb kritisch gesehen – auch wir.
Aber Begriffe wandeln sich. Und so verstehen wir unter einem "Lockdown" heute auch die verordnete Schließung von Gastronomie, Kultur- und Sporteinrichtungen, die man im Englischen als "Shutdown" bezeichnen würde – ein Begriff, der sich im Deutschen weniger stark durchgesetzt hat.
Frank Ulrich Montgomery (Vorsitzender des Aufsichtsrates der Deutschen Apotheker- und Ärztebank eG, Präsident des Ständigen Ausschusses der Ärzte der Europäischen Union (CPME), Vorsitzender des Vorstandes des Weltärztebundes (World Medical Association, WMA) gestikuliert im Februar 2017 bei einem Interview in Berlin.
Weltärztepräsident Montgomery: "Wir haben keinen Lockdown, wir haben Kontaktbeschränkungen"
Derzeit sind Kontaktbeschränkungen nach Ansicht von Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery alternativlos. Wichtig sei, die Maßnahmen auch freiwillig fortzusetzen, sagte er im Dlf.
Ein Duden der 27. Auflage
In eigener Sache: Warum wir trotz allem von "Lockdown" sprechen"
"Lockdown", der Begriff ist derzeit allgegenwärtig – und er wird streng genommen meist falsch benutzt. Soviel steht fest. Dennoch kommt er weiter in unseren Nachrichten vor. Und das hat seine Gründe.
Neue Bedeutung
Das Neologismenwörterbuch des Leibnitz-Instituts für Deutsche Sprache definiert einen "Lockdown" mittlerweile als den "Zeitraum, in dem fast alle wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten auf politische Anordnung hin stillgelegt sind".
Fast alle – so weit sind wir gerade noch nicht, deswegen passen die Begriffe "Teil-Lockdown" oder "Lockdown light" ganz gut, die Medien gerade verwenden. Auch wenn dabei Feinheiten verlorengehen. Aber wie das so ist mit Begriffen: Sie wandeln ihre Bedeutung.
07.05.2019, Berlin: Ein Schild mit der Aufschrift "BlaBla Ende" steht auf der Tincon, dem Festival für Jugendkultur, im Rahmen der Internetkonferenz "re:publica". Die Konferenz der Netzszene findet noch bis zum 08.05.2019 statt. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa | Verwendung weltweit
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