Sagen & MeinenWarum sich der Begriff "Lockdown" durchgesetzt hat
Während der Coronakrise werden in den Medien viele Begriffe für die Einschränkungen im öffentlichen Leben verwendet. Gerade wird besonders häufig von einem "Lockdown" gesprochen. War der Begriff ursprünglich noch unpassend, hat sich seine Bedeutung mittlerweile gewandelt.
Hören Sie unsere Beiträge in der Dlf Audiothek- "Lockdown light" - der bayerische Landkreis Berchtesgadener Land verhängte als erster im Herbst neue Ausgangsbeschränkungen (dpa / picture alliance / Peter Kneffel)
Sagen & Meinen - Der Sprachcheck
Sagen & Meinen Warum Ausgangsbeschränkungen kein Lockdown sind
Weltärztepräsident Montgomery "Wir haben keinen Lockdown, wir haben Kontaktbeschränkungen"
Corona-Maßnahmen DIW-Chef plädiert für kurzen, konsequenten Lockdown
Maßnahmen in der Corona-Pandemie Sören Benn (Linke): "Lockdown als normales Instrument behandeln"
Ein "Lockdown" bezeichnete ursprünglich mal Ausgangssperren – die wir flächendeckend in Deutschland nie hatten und die auch jetzt nicht eingeführt wurden. Als der Begriff zu Beginn der Pandemie von Medien verwendet wurden, haben ihn viele deshalb kritisch gesehen – auch wir.
Aber Begriffe wandeln sich. Und so verstehen wir unter einem "Lockdown" heute auch die verordnete Schließung von Gastronomie, Kultur- und Sporteinrichtungen, die man im Englischen als "Shutdown" bezeichnen würde – ein Begriff, der sich im Deutschen weniger stark durchgesetzt hat.
(imago / Thomas Truschel)Weltärztepräsident Montgomery: "Wir haben keinen Lockdown, wir haben Kontaktbeschränkungen"
Derzeit sind Kontaktbeschränkungen nach Ansicht von Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery alternativlos. Wichtig sei, die Maßnahmen auch freiwillig fortzusetzen, sagte er im Dlf.
(dpa / picture alliance / Britta Pedersen)In eigener Sache: Warum wir trotz allem von "Lockdown" sprechen"
"Lockdown", der Begriff ist derzeit allgegenwärtig – und er wird streng genommen meist falsch benutzt. Soviel steht fest. Dennoch kommt er weiter in unseren Nachrichten vor. Und das hat seine Gründe.
Neue Bedeutung
Das Neologismenwörterbuch des Leibnitz-Instituts für Deutsche Sprache definiert einen "Lockdown" mittlerweile als den "Zeitraum, in dem fast alle wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten auf politische Anordnung hin stillgelegt sind".
Fast alle – so weit sind wir gerade noch nicht, deswegen passen die Begriffe "Teil-Lockdown" oder "Lockdown light" ganz gut, die Medien gerade verwenden. Auch wenn dabei Feinheiten verlorengehen. Aber wie das so ist mit Begriffen: Sie wandeln ihre Bedeutung.
(dpa / Britta Pedersen )Sagen & Meinen - Der Sprachcheck
Viel zu oft setzen sich fragwürdige Begriffe und Euphemismen in Medien fest. Solche Formulierungen hinterfragen wir in der Reihe "Sagen & Meinen – der Sprachcheck". Alle Folgen im Überblick.