
Ding Liren ist neuer Schach-Weltmeister. Im Tiebreak setzte sich der 30-Jährige gegen den Russen Jan Nepomnjaschtschi durch. Ding Liren ist der insgesamt 17. Schach-Weltmeister und der erste Chinese, der den Titel gewann.
Die Entscheidung fiel in der vierten Schnellpartien, die im Tiebreak gespielt werden. Die ersten drei endeten noch Unentschieden. Mit einem riskanten Turmzug sicherte sich Ding in den letzten Sekunden den Sieg. "Und dieses dreiwöchige Duell war praktisch in Sekunden schließlich beendet und wir haben einen neuen Schach-Weltmeister", sagt Ulrich Stock, Schach-Experte der "Zeit" im Deutschlandfunk.
Konkurrenz aus Indien und Usbekistan
Dass nun ein Chinese erstmals den Titel gewonnen hat, sage auch etwas über die Kräfteverhältnisse im Schach aus, so Stock. "Wobei die Frage ist, wie lange das so sein wird. Weil aktuell sehr viele junge Inder kommen, die sehr stark sind. Die sind 16, 17, 18 Jahre alt, da gibt es eine Menge von. Dann gibt es junge Usbeken, die fantastisch spielen. Während man von den Chinesen in den letzten Jahren wenig gehört hat, was sicherlich auch mit einem Umstand zu tun hat, der auch Ding Liren sehr zu schaffen gemacht hat, nämlich der ganzen Virus-Geschichte, die ihn sehr stark eingeschränkt hat", sagte Stock. "Viele chinesische Spieler mussten Zuhause bleiben und wie viel da jetzt nachkommt, muss man sich in Zukunft angucken."
Ding folgt als Weltmeister auf den Norweger Magnus Carlsen, der zuvor seinen Titel seit 2013 jedes Mal verteidigte. In diesem Jahr hatte Carlsen jedoch schlichtweg keine Lust auf die Weltmeisterschaft. "Jetzt ist Ding der neue Weltmeister und er ist erst der 17. Weltmeister seit der ersten WM 1886. Das heißt, dieser Titel ist etwas ganz Besonderes. Das ist ein Titel mit Strahlkraft."
Carlsen habe während der WM in Los Angeles bei einem Pokerturnier mitgespielt. "Es gibt so Videoclips von ihm im Internet, wo alle so ein bisschen angetrunken sind", sagt Stock. "Also man hat das Gefühl, er holt vielleicht irgendetwas nach, was er früher nicht ausleben konnte. Manche sagen, er kommt vielleicht wieder. Ob er dann in der Verfassung ist und dann wieder Lust hat, so einen Kampf zu spielen, das muss man dann sehen."