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Schottische Nationalpartei
Anlauf zum nächsten Referendum

Das Referendum zur Unabhängigkeit hat die schottische Nationalpartei verloren. Auch deshalb ist nun Nicola Sturgeon Premierminister Alex Salamond an die Parteispitze gefolgt. Mit ihr wird die SNP weiter wachsen – genau wie der Traum eines selbstständigen Schottlands.

Von Jochen Spengler | 14.11.2014
    Auf einer Außentreppe stehen drei Unabhängigkeits-Befürworter mit Yes-Plakat und einem Banner mit Schotten-Karo.
    Die Unabhängigkeitsfans unter Führung der Schottischen Nationalpartei hatten das Referendum Mitte September klar verloren. Auf die Frage: Soll Schottland ein unabhängiges Land werden, antwortete die Mehrheit mit Nein. (picture alliance / dpa / Teresa Dapp)
    Angesichts des eindeutigen Resultats gestand SNP-Parteichef Alex Salmond nach über sieben Jahren als Ministerpräsident Schottlands seine persönliche Niederlage ein. Der 59-jährige kündigte seinen Rücktritt an
    "Es war das Privileg meines Lebens, als First Minister zu dienen. Wir haben das Referendum verloren, aber Schottland kann die politische Initiative behalten und sich als wahrer Sieger entpuppen. Für mich ist meine Zeit als Anführer bald vorbei, aber für Schottland geht der Kampf weiter und der Traum wird niemals sterben."
    Tatsächlich versucht die Unabhängigkeitsbewegung ihren Schwung zu retten und am 12. Oktober erschienen immerhin siebentausend Anhänger in Glasgow zur Hope over Fear-Demonstration, wo auch der linksradikale Politiker Tommy Sheridan den ewigen Traum von der Unabhängigkeit beschwor.
    "Our dream will never die..."
    Langjährige Stellvertreterin Nicola Sturgeon als Nachfolgerin
    Vor allem die Schottische Nationalpartei hat so etwas wie die zweite Luft. Seit der Niederlage konnte sie die Zahl der Mitglieder auf 80.000 verdreifachen und ist nun drittgrößte Partei Großbritanniens. Heute wird sie auf ihrer Herbstkonferenz in Perth den scheidenden Alex Salmond umjubeln, um morgen seine langjährige Stellvertreterin Nicola Sturgeon als Nachfolgerin zu feiern. Mitte Oktober war klar, dass die selbstbewusste 44-jährige die einzige Kandidatin sein würde:
    "Ich hätte einen Wettbewerb genossen, durchs Land zu fahren, um dafür zu werben, die nächste SNP-Vorsitzende zu werden und die nächste Ministerpräsidentin Schottlands, aber das lag nicht in meiner Macht. Die Tatsache, dass niemand gegen mich angetreten ist, und die SNP nach Beratungen entschieden hat, dass ich die beste Person bin, Alex Salmond nachzufolgen, ist ein enormes Privileg."
    Ziel: Zusätzliche Kompetenzen für Schottland
    Nächste Woche dürfte Nicola Sturgeon im Schottischen Parlament, wo die SNP über die absolute Mehrheit verfügt, offiziell auch als First Minister betätigt werden. Schon jetzt kommt sie bei den Parteifreunden und im schottischen Volk auf noch höhere Zustimmungswerte als Alex Salmond. Ihre Vision lautet:
    "Ich glaube daran, dass Schottland ein unabhängiges Land wird und zwar noch zu meinen Lebzeiten. Aber es ist das Volk, das entscheiden wird, ob und wenn es ein weiteres Unabhängigkeitsreferendum gibt, nicht Politiker. Mein Fokus liegt jetzt darin, die zusätzlichen Kompetenzen für Schottland zu bekommen, die die Westminster-Parteien versprochen haben. Umstände und öffentliche Meinung werden bestimmen, ob die Menschen eine neue Gelegenheit erhalten, für die Unabhängigkeit zu stimmen; natürlich muss dafür eine politische Partei dieses in ihrem Wahlprogramm anbieten und dafür einer Mehrheit im Schottischen Parlament haben."
    Doch man darf darauf wetten, dass die SNP ein Unabhängigkeitsreferendum in ihrem Wahl-Manifest für 2016 versprechen wird - insbesondere für den Fall, dass Großbritannien aus der EU aussteigen sollte. Und allen Umfragen zufolge dürfte die Nationalpartei auch ihre absolute Mehrheit im schottischen Regionalparlament ausbauen können.
    Denn die lange Jahre im Norden dominierende Labour-Partei steckt in einer tiefen Führungskrise; sie kommt nur noch auf ein Viertel der Wählerstimmen; und sie könnte sogar schon bei den britischen Unterhauswahlen im kommenden Jahr den Großteil ihrer schottischen Abgeordneten in Westminster an die SNP verlieren; und damit die Chance verspielen, die konservative Regierung Cameron abzulösen.