Archiv

Schwere Panne beim Satellitenbau
Schrauben weg – Satellit kippt um

Im November des vergangenen Jahres sorgte ein sich plötzlich lösendes Sicherungsband für Erschütterungen im James-Webb-Teleskop. Zum Glück erging es ihm nicht wie einst dem Wettersatelliten NOAA-19: Er ist in der Fabrikhalle umgekippt.

Von Dirk Lorenzen |
Bruchlandung in der Montagehalle: Der Satellit NOAA-19 am Boden
Bruchlandung in der Montagehalle: Der Satellit NOAA-19 am Boden (NASA/Ingalls)
Am Satelliten sollte eines der Messinstrumente ausgetauscht werden. Dazu wollte man den Satelliten aus der senkrechten Position in eine waagerechte bringen.
Dabei kam eine mobile Arbeitsplattform zum Einsatz, die sich um 90 Grad kippen lässt. Während diese Plattform in einer anderen Halle stand, hatte ein Mitarbeiter 24 Befestigungsschrauben des Satellitenadapters entfernt – und dies nicht in der Dokumentation vermerkt.
Das am Unglückstag eingesetzte Team verließ sich auf die Akten und nahm – entgegen der Vorschrift – keine Prüfung mehr vor. Auch als ein Überwachungstechniker die offenen Schraubenlöcher erwähnte, wurde niemand hellhörig.
Als der Satellit auf dem unbefestigten Adapter stand und langsam in die Waagerechte gebracht werden sollte, kam, was kommen musste. Bei dreizehn Grad Neigung übernahm die Schwerkraft die Kontrolle.

Keine Verletzten, 130 Millionen Dollar Schaden

Der Satellit krachte auf den Boden der Werkhalle – lag aber immerhin waagerecht, wie geplant. Zum Glück wurde niemand verletzt.
Die fehlenden Schrauben und die – wie eine Untersuchung ergab – bis dahin durchaus übliche Schlamperei bei der Arbeit sorgten für mehr als 130 Millionen Dollar Schaden und eine Startverschiebung von einigen Jahren.
Seitdem wird genauer kontrolliert, ob auch wirklich keine Schraube locker ist.

Der Satellit NOAA-19
Die US-Agentur für Atmosphären- und Ozeanforschung NOAA und ihre Satelliten