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Identitäten (1/7)
Chimamanda Ngozi Adichie - Die Gefahr einer einzigen Geschichte

Lebensläufe und Kulturen bestehen aus vielen, sich überlappenden Geschichten. Chimamanda Adichie erzählt, wie Stereotype unser Denken formt, auch in Bezug auf Afrika: Wir riskierten ein bedenkliches Missverständnis, wenn wir nur eine einzige Geschichte über eine andere Person oder ein anderes Land hören.

Von Chimamanda Ngozi Adichie | 25.12.2019
    Chimamanda Ngozi Adichie
    Chimamanda Ngozi Adichie (dpa / Silas Stein)
    "Macht ist die Fähigkeit, die Geschichte einer anderen Person nicht nur zu erzählen, sondern sie zur maßgeblichen Geschichte dieser Person zu machen." Die vorherrschenden Narrative können durch monoperspektivisches Erzählen Menschen, Kulturen oder Orte auf eine einzige Geschichte reduzieren und so die Wahrnehmung der Wirklichkeit manipulieren. Adichie macht deutlich, dass niemand davor gefeit ist, solche anerzählten Identitäten unhinterfragt zu akzeptieren. Es sei an der Zeit, den single stories und ihren Stereotypen, die schon so lange unsere Gesellschaft dominieren, den Kampf anzusagen.
    Der Text beruht auf einem Vortrag, den Chimamanda Adichie 2007 auf einer TED-Konferenz hielt. Bekannt wurden vor allem die TED-Talks im Internet: die besten Vorträge der Konferenzen werden als kostenlose Videos ins Netz gestellt und seit 2009 auch deutsch untertitelt. Übersetzung: Katja Tonguçer.
    Chimamanda Ngozi Adichie wurde 1977 in Nigeria geboren, studierte Medizin und Kommunikationswissenschaften. Sie lebt heute in Lagos und in den USA. Ihre Bücher wurden in 37 Sprachen übersetzt. Für den Bestseller-Roman "Americanah" erhielt sie 2013 unter anderem den National Book Critics Circle Award. Der Roman "Blauer Hibiskus" war für den Booker Prize nominiert. In ihren Essays "Mehr Feminismus! Ein Manifest und vier Stories" sowie "Liebe Ijeawele" widmet sie sich Geschlechterrollen, Homosexualität, feministischer Erziehung und kultureller Identität.
    (Teil 2 am 26.12.2019)