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Schule in Coronazeiten
Wie es nach den Sommerferien weitergehen soll

Irgendwie wird es mit der Schule nach den Sommerferien weitergehen, nur wie? Die Eltern sind verunsichert und wollen Klarheit. In Nordrhein-Westfalen haben sie das Schulministerium aufgefordert, zuverlässige Informationen zu liefern und zu erklären, wie es weitergehen soll.

Von Hilde Braun | 22.05.2020
Zwei Kinder mit Schulranzen und Fahrradhelmen sind von hinten auf ihren Fahrrädern auf dem Schulweg zu sehen.
Noch ist unklar, wie der Schulalltag nach den Sommerferien genau laufen soll (dpa / Ralf Hirschberger)
"Eltern, meist Mütter müssen Kinder von der Grundschule an betreuen, die Kleineren brauchen mehr Motivation als die Älteren. Endgeräte müssen entweder angeschafft werden und gleichzeitig betreuen viele Eltern noch ihre eigenen Eltern – oft genug sehen sie diese in den Heimen hinter Plexiglas. Außerdem kennen wir Fälle von Eltern, die ihren Job aufgegeben haben, um ihre Kinder mit LRS betreuen zu können" sagt Franz Joseph Kahlen von der Landeselternschaft der Gymnasien.
27.04.2020, Bayern, Unterhaching: Schüler und Schülerinnen einer 12. Klasse des Lise-Meitner-Gymnasiums nehmen am Unterricht teil und tragen Mundschutze.
Probleme mit Homeschooling: "Schule ist ein Lebensraum"
Homeschooling ersetze nicht den Lebensraum Schule, sagte Johanna Börgermann, Schülerin im Vorstand der Landesschülervertretung NRW, im Dlf. Gerade für leistungsschwache Schüler fehlten die Lehrkräfte.
Der emotionale Stress auf Eltern ist enorm. Und das gilt für alle Eltern, insbesondere die Mütter von Kindern aller Schultypen. Isabel Herkner ist Schulpflegschaftsvorsitzende einer Grundschule in Bergisch Gladbach, Eltern wollen wissen, wie es weitergeht – und zwar auch nach den Sommerferien. "Erstmal ist eine große Sorge, dass die Schule überhaupt nicht öffnet, falls eine weitere Infektionswelle kommen sollte und große Sorgen machen sich natürlich viele Eltern um das Homeschooling und das Homeoffice dass das wieder parallel weiterläuft denn das passt für viele Familien nämlich nicht zusammen", sagt Herkner.
Neue Konzepte für Distanzunterricht
Solange kein Impfstoff gegen eine Infektion mit dem Coronavirus vorliegt, ist ein Regelunterricht eigentlich undenkbar. So hieß es aus dem NRW Schulministerium, dass noch nicht feststehen kann wie es nach den Sommerferien weitergeht, da die weitere Entwicklung der Infektionszahlen abgewartet werden muss. Lehrerinnen- und Lehrerverbänden reicht das nicht, etwa dem Philologenverband, der Lehrer und Lehrerinnen von Gymnasien, Gesamtschulen und Berufskollegs vertritt, fordert Verbesserungen. Sabine Mistler ist Sprecherin des Landesverbandes NRW und sagt:
"Deswegen müsste es nach den Sommerferien Konzepte geben die ausreichend unterstützen und die das Präsenzlernen optimal mit dem Distanzlernen verknüpfen. Damit meine ich, dass Schüler die Möglichkeit haben müssen beides zu erleben, dass optimal der Distanzunterricht den Präsenzunterricht ergänzt und das muss aber zumutbar sein."
Zumutbar auch für die Lehrer, viele fühlten sich im Stich gelassen: Besonders dann wenn die Informationen des Schulministeriums sich immer wieder kurzfristig änderten. Das kritisiert auch die Landeselternschaft der Gymnasien: "Führung und Konzepte die alltagstauglich und frei von Interpretationsspielräumen sind das wünschen wir uns. Wir brauchen eine Masterplan für das Beschulungskonzept für das kommende Schuljahr als Teil des Nordrhein-Westfalen."
Junge am Fenster blickt nach draußen
Pädagogin: "Die Kinder wollen einfach nur in die Schule"
Die Kontaktbeschränkungen hätten Folgen für benachteiligte Kinder, sagte die NRW-Grundschulverbandsvorsitzende Christiane Mika im Dlf. Allen aber fehle der Austausch mit anderen und die Begleitung durch Lehrkräfte
Klare Konzepte, technische Geräte für Familien bei Bedarf, und regelmäßiger direkter Kontakt zu den Lehrern fordert der Elternverein NRW. Er hat eine Umfrage zum Lernen zuhause gestartet und die Rückmeldungen von über 1.000 Eltern ausgewertet. Regine Schwarzhoff ist dort stellvertretende Vorsitzende: "Erschreckend hoch war die Zahl von Eltern die die Rückmeldung der Lehrer als nicht ausreichend sogar bis nicht existierend beurteilten."
Grundschüler besonders betroffen
Wie es nach den Sommerferien weitergeht ist muss derzeit offen bleiben. Aber: die Erfahrungen der vergangenen Wochen sollte man nutzen, meinen viele Eltern. So könnte Homeschooling zumindest tageweise eine gute Idee auch für die Zeit nach Corona sein, denn es gab Rückmeldungen von Eltern, dass viele Kinder zuhause effektiver arbeiten, Familien sich freuen mehr Zeit zusammen verbringen zu können und Eltern in dieser Zeit viel mehr von der Schule mitbekommen.
Eines aber dürfte jetzt schon klar sein: die Einschulung im Jahr 2020 wird völlig anders ablaufen als bisher, gerade für Grundschülerinnen und -schüler eine schwierige Situation, sagt Schulpflegschaftsvorsitzende Isabell Herkner: "Die Eltern gehen davon aus, dass wahrscheinlich keine Einschulungen keine richtigen stattfinden, das ist sehr traurig für die Kinder für die Familien das ist der große Tag von den Kindern der kann halt nicht richtig gefeiert werden. Gerade die Kleinen die jetzt noch im Kindergarten sind, die kommen dann nach den Sommerferien in die Schulen, halbe Klassen, kennen die Mitschüler nicht, die Lehrer nicht, viele Kinder brauchen einfach die körperliche Nähe auch, dass sie den Schulalltag schaffen, das wird es nicht geben und das wird ganz schwierig werden."