Dienstag, 23. April 2024

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Schule macht blau
Schwerpunkthema: Was tun gegen den zunehmenden Unterrichtsausfall?

Eine Stunde früher nach Hause, mit dem Vertretungslehrer ins Eiscafé oder DVD schauen in der Mathestunde: Wenn Unterricht ausfällt, ist das für Schüler eher Freude als Ärgernis. In vielen Schulen in Deutschland hat der Unterrichtsausfall aber wegen Überalterung der Kollegien, Depressionen, Dauer-Burnout oder Streiks mittlerweile Ausmaße angenommen, die für Schulleiter, Eltern und Schüler kaum noch akzeptabel sind.

Moderation: Manfred Götzke | 15.02.2014
    An einer Brandenburger Oberschule etwa hat ein Jahrgang seit einem halben Jahr keinen Englischunterricht mehr, an einem Schweinfurter Gymnasium haben die Schüler seit Monaten frei, wenn Mathe auf dem Stundenplan steht - und das kurz vor dem Abitur. Wie viel Unterricht in Deutschland genau ausfällt, wird nicht erfasst, der Deutsche Philologenverband schätzt aber, dass jede Woche eine Million Stunden nicht stattfinden. Manche Bundesländer wie Niedersachsen und Hessen liefern überhaupt keine Zahlen dazu. Auch Nordrhein-Westfalens Bildungsministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) will keine Statistik führen. Das koste mehr, als es bringe. Doch selbst dort, wo das Ausmaß des Unterrichtsausfalls dokumentiert wird, tricksen die Schulminister bisweilen.
    In Thüringen zählen die Schüler jetzt selbst genau nach. Sie sagen: Fachfremder Vertretungsunterricht hilft ihnen kurz vor dem Schulabschluss auch nicht weiter. Manche Bundesländer haben zwar mittlerweile Pools von Vertretungslehrern gebildet, die wochenweise da unterrichten, wo es brennt. Doch Lehrer- und Elternverbände sagen: Ein paar Hundert "Feuerwehrlehrer" helfen kaum - jede Schule brauche eine gewisse Vertretungsreserve.
    PISAplus fragt: Wie dramatisch ist der Unterrichtsausfall in Deutschland - und wie schädlich ist er für den Lernerfolg? Wie gut können "Feuerwehrlehrkräfte" erkrankte Kollegen überhaupt ersetzen? Und: Warum haben die Langzeit-Ausfälle in manchen Bundesländern so dramatisch zu genommen?
    Gesprächsgäste waren:
    • Paul Muschiol, Landesschülersprecher in Thüringen
    • Prof. Roland Merten, Staatssekretär im thüringischen Bildungsministerium
    • Josef Kraus, Schulleiter und Vorsitzender des Deutschen Lehrerverbandes
    Beiträge:
    "Nachgezählt! Wie viele Stunden fallen in deutschen Schulen tatsächlich aus?" (Miltiadis Oulios)
    "Es ist zu viel - Wie Berliner Schüler und Lehrer den Unterrichtsausfall erleben." (Anja Nehls)
    Eine Sendung mit Hörerbeteiligung über Telefon 00800 - 44 64 44 64 oder per Mail an pisaplus@deutschlandfunk.de.