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Schulungen in Würzburg
Trainieren für den Einsatz in Ebola-Krisengebieten

Freiwillige aus ganz Deutschland haben sich bei den Wohlfahrtsverbänden und der Bundeswehr gemeldet, um im Kampf gegen Ebola mitzuhelfen. Bevor die deutschen Helfer nach Westafrika in die Krisengebiete reisen, werden sie in Würzburg vorbereitet - vor allem auf das intensive Desinfizieren zu zweit.

Von Susanne Lettenbauer | 28.10.2014
    Eine Familie wird von einem Mann in Schutzanzug isoliert
    Bevor deutsche Freiweillige in Westafrika zum Einsatz kommen, werden sie in Würzburg trainiert. (AFP / Dominique Faget)
    "Nehmen Sie sich einen Anzug in der richtigen Größe, vor allem nicht zu klein, sonst kommen Sie da nicht mehr raus und dann laufen Sie Gefahr, sich zu kontaminieren, also lieber eine Nummer größer."
    Staatliche Feuerwehrschule Würzburg. Um Schulungsleiter Christian Kleine stehen die 15 Teilnehmer des Ebolakurses. Einige skeptisch, andere analytisch, die meisten hier sind vom Fach, Krankenschwestern, Krankenpfleger, Chirurgen, Laborärzte, auch Mitarbeiter von Gesundheitsämtern, die sich freiwillig für den Einsatz in den Krisengebieten gemeldet haben.
    In der einen Hand der gelbe Schutzanzug, erklärt Kursleiter Kleine die genauen Handgriffe beim Anziehen des PPE - des Personal Protection Equipment. Bestehend aus gelber Baumwollkleidung, grünen Gummistiefeln, gelbem Schutzanzug, der Schutzhaube, der Schutzmaske, der Brille, einer langen Gummischürze und zwei Paar Einmalhandschuhen:
    "So dann machen sie erst mal den Reißverschluss frei und den Reißverschluss auf und schlüpfen mal rein."
    Kursteilnehmer kommen aus ganz Deutschland
    Seit dem frühen Morgen hören die Männer und Frauen im Alter von Mitte 30 bis Mitte 50, welche Auswirkungen genau die Krankheit Ebola hat, wie sie sich verbreitet, wie man ein Behandlungszentrum aufbaut und dass das Virus eigentlich sehr instabil ist und ohne Körperflüssigkeiten maximal zwei Stunden überlebt. Aus ganz Deutschland sind die Teilnehmer angereist, aus Hamburg, aus Rheinland-Pfalz, aus Berlin, wie dieser Genetiker:
    "Also erstens habe ich derzeit die Möglichkeit mir ein paar Wochen freizuschaufeln andererseits ist es ein hochkomplexes Public-Health-Thema, wo man durch seinen Beitrag auch einen kleinen Unterschied machen kann."
    Alle Kursteilnehmer wurden eigens vom Deutschen Roten Kreuz vorab ausgewählt nach Qualifikation und Verfügbarkeit. Sie mussten angeben, wie der Berliner Mediziner, wann sie im Ernstfall in die Krisengebiete fahren könnten:
    "Es hieß heute morgen so, wenn es alles so läuft, dann zweite Novemberhälfte, es laufen noch Vorbereitungsarbeiten vor Ort, aber genaues, weiß ich in der Tat nicht."
    Diese Krankenschwester müht sich, den Schutzanzug über die Stiefel zu ziehen:
    "Nein, es geht mir damit ... also, es praktisch in der Hand zu haben, ist sehr viel besser als sich da nur Gedanken drüber zu machen."
    Auch dieser Chirurg hängt an den Stiefeln fest:
    "Ist gewöhnungsbedürftig, weil ich große Füße habe, aber es geht."
    Kontrolle durch den Buddy
    In Krisengebieten gehen die Helfer immer zu zweit in die Umkleide, zu den Patienten und hinterher zum Auskleiden und Desinfizieren. Nur durch die Kontrolle des Buddy können kleinste Löcher im Anzug oder Luftschlitze an der Schutzbrille erkannt werden. Unter der Schutzmaske sind die Kursteilnehmer nicht mehr zu erkennen, jedem wird deshalb sein Name auf die Kopfhaube geschrieben - wenigstens ein kleines Zeichen, dass sich unter dem Schutzanzug ein Mensch und kein Alien versteckt, wie die Menschen in den Krisengebieten oft denken, sagt Kursleiter Kleine durch seine Schutzmaske:
    "Also, alle Patienten sind eigentlich geschockt, unabhängig vom Alter. Allerdings haben sie, je länger der Ausbruch da ist, mehr davon mitbekommen, aber bei kleinen Kindern ist das noch mal schwieriger."
    Eine einzige falsche Berührung, ein Fehler bei der Reihenfolge des Umkleidens und die Helfer sind infiziert, betont Referent Denis Pineda von Ärzte ohne Grenzen. Ende September kam er aus Sierra Leone zurück, blieb wie alle Rückkehrer drei Wochen in Quarantäne. Dass sich so viele Deutsche als Freiwillige melden, wird extrem positiv in den Krisengebieten aufgenommen:
    "Als ich in Kailahun war, ich habe die Nachrichten gehört in CNN und Al Jazeera, da haben wir gehört, die Deutschen kommen auch nach Sierra Leona, da habe ich mich sehr gefreut."
    Handgriffe immer wieder üben
    Einige Teilnehmer diskutieren zum Schluss noch weiter mit den Schulungsleitern. Klar ist: Die zwei Tage reichen für den tatsächlichen Einsatz in Liberia, Guinea oder Liberia nicht aus. Vor Ort müssen die einzelnen genau vorgeschriebenen Handgriffe noch mal und noch mal geübt werden.
    Alle fünf bis sechs Wochen müssen die Helfer ausgetauscht werden, länger hält es keiner dort aus. Pro Schicht bis zu sechsmal in den Schutzanzug steigen bei Temperaturen bis zu 45 Grad, sieben Tage die Woche - Kopfschmerzen sind da schnell an der Tagesordnung. Dass es nicht Ebola ist, darauf können die Hilfsteams nur hoffen. Der Berliner Mediziner ist ins Nachdenken geraten:
    "Also, ich zumindest habe da großen Respekt davor. Ich habe mich noch nicht entschieden. Jetzt warten wir das Ganze mal ab. Ist ja wichtig, dass man sich einen Eindruck verschafft, wie gut die Maßnahme organisiert ist und also dass man sich da letztlich auch in vertrauensvolle Hände begibt."