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Schutz des Rheins
Schulze (SPD): "Rhein ist deutlich sauberer geworden"

Einheitliche Messmethoden und internationale Koordination haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Qualität des Rheinwassers besser geworden ist, sagt Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) im Dlf. Eine neue Herausforderung sei der Umgang mit Niedrigwasser.

Svenja Schulze im Gespräch mit Stefan Römermann |
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) vor einem blauen Hintergrund.
Über bessere Koordination will Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) auch die Auswirkungen von Niedrigwasser minimieren. (dpa / Kay Nietfeld)
Stefan Römermann: Wer wie ich in den 80er-Jahren aufgewachsen ist, für den war als Kind eigentlich ziemlich klar: Schwimmen gehen, das geht eigentlich nur im Schwimmbad oder vielleicht noch beim Strandurlaub an der Nordsee. In einen Fluss wie den Rhein, da steigt man besser nicht herein. Schließlich wurden da jahrzehntelang Abwässer und Abfälle selbst aus Chemiefabriken eingeleitet. Das hat sich inzwischen zum Glück geändert und das ist nicht zuletzt das Ergebnis der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins. Diese Kommission tagt heute wieder mit den Umweltministern der Anrainerstaaten, und vor der Sendung habe ich Bundesumweltministerin Svenja Schulze gefragt, wie es denn aktuell um die Gewässerqualität des Rheins steht.
Svenja Schulze: Der Rhein ist heute deutlich sauberer geworden. Wir haben es geschafft, dass sogar Lachs und Maifische wieder zurück sind, dass wir Altarme des Rheins wieder angeschlossen haben. Da hat sich über die internationale Kooperation wirklich eine ganze Menge verbessert, weil wir müssen da auch zusammenarbeiten. Kein Staat kann alleine dafür sorgen, dass der Fluss wieder sauberer wird, sondern das geht nur, wenn alle mitmachen, und das funktioniert jetzt schon seit den 50er-Jahren.
Schmerzmittel oder Östrogen im Wasser nachweisbar
Römermann: Was sind tatsächlich die wichtigsten Dinge, die Ihrer Meinung nach die Qualität verbessert haben? Was hat am meisten gebracht?
Schulze: Am meisten hat es wirklich gebracht, einheitliche Messmethoden zu haben, sich untereinander zu koordinieren, dafür zu sorgen, dass der Rhein wirklich insgesamt wieder für Fische durchlässig wird. Weil es nutzt ja nichts, wenn der eine was macht und dazwischen ist aber ein Stück, wo gar nichts passiert. Es muss den ganzen Rhein runter dann auch Verbesserungen geben, und das haben wir über die Kooperation auch geschafft.
Römermann: Trotzdem ist ja nicht alles gut im Rhein. Sonst könnte man die Kommission vermutlich jetzt auflösen. In den vergangenen Jahren hat vor allem der Klimawandel für Probleme gesorgt. Vor zwei Jahren gab es dieses extreme Niedrigwasser. Wie wollen Sie das Problem denn angehen?
Schulze: Genau das sind die neuen Dinge, die wir jetzt in unserem nächsten Plan vereinbart haben. Bisher haben wir uns nur um Hochwasserschutz gekümmert. Jetzt werden wir uns auch darum kümmern müssen, wie wir mit Niedrigwasser umgehen, was das für die Schifffahrt, was das für die Fische, für die Biologie im Rhein bedeutet. Wir müssen uns auch mit neuen Themen auseinandersetzen wie Spurenstoffe, Mikroverunreinigungen. Wir haben zum Beispiel Schmerzmittel oder Östrogen, was wir heute im Wasser nachweisen können. Das ging früher gar nicht. Da hatte man noch gar nicht die Messmethoden. Heute haben wir die Messmethoden und haben uns deshalb auch vorgenommen, diese Verunreinigungen jetzt endlich zu reduzieren.
Koordination bei Niedrigwasser
Römermann: Nun haben Sie jetzt gesagt, wir müssen dieses Niedrigwasser auch angehen. Was wollen Sie denn da konkret machen? Sie können ja nicht dadurch, dass Sie irgendwelche Einleitungen verhindern, verhindern, dass wenig Wasser im Rhein fließt.
Schulze: Nein! Aber man kann sich miteinander koordinieren. Wir können zum Beispiel genauer gucken, wann entstehen solche extremen Situationen, und dann dafür sorgen, dass nicht überall noch Wasser entnommen wird. Wenn man das schon sehr gut miteinander koordiniert, kann man wenigstens die Auswirkungen abmildern. Das ist uns beim Hochwasser auch gelungen, über eine Koordination die Auswirkungen zu minimieren, und das wollen wir jetzt auch bei Niedrigwasser tun.
Wir wollen darüber hinaus natürlich auch dafür sorgen, dass Wanderfische wie der Lachs, wie der Maifisch, dass die auch besser an den Oberrhein kommen. Da gibt es im Moment noch ein paar Bereiche, wo die nicht durchkommen. Das wollen wir auch verändern, damit Lachs und Maifisch sich im Rhein überall wieder wohlfühlen.
"Schifffahrt muss sauberer werden"
Römermann: Lassen Sie uns noch einen kurzen Moment beim Niedrigwasser bleiben. Das ist vor allem für die Schifffahrt ein Problem. Auf der anderen Seite ist natürlich auch die Schifffahrt in gewisser Weise ein Umweltproblem, denn die Luftbelastung ist durch die Binnenschifffahrt relativ groß, weil da extrem viele Stickoxide und Feinstaub auch ausgestoßen wird. Ist das auch etwas, worüber Sie reden?
Schulze: Das ist generell Thema im Moment für alle Umweltministerinnen und Umweltminister, weil die Schifffahrt und gerade die Binnenschifffahrt muss sauberer werden. Wir bauen in Deutschland an ganz vielen Stellen jetzt Landstrom-Terminals, damit die Schiffe, wenn sie in einem Hafen liegen, wenigstens die Motoren ausstellen. Es gibt Unterstützung dafür, Motoren auszutauschen, mit moderneren Motoren zu fahren, und wir denken auch über den Kraftstoff nach, weil jetzt werden oft noch sehr stark schweröllastige Dinge verbrannt in den Motoren. Auch das muss sich verändern. Die Schifffahrt wird auch bis 2050 klimaneutral werden müssen.
Trinkwasserversorgung für Niederlande sicherstellen
Römermann: Gibt es da auch konkrete Vereinbarungen mit den Anrainerstaaten bei der Rhein-Konferenz?
Schulze: Na ja, das ist ja nicht nur für die Rhein-Konferenz ein Thema, sondern für alle. Deswegen ist das stärker Thema in der Umweltminister-Konferenz. Hier beim Rhein gucken wir wirklich nur nach den Sachen, die spezifisch für den Rhein sind.
Römermann: Über was wird da noch besonders gestritten?
Schulze: Gestritten? – Wir streiten uns gar nicht, sondern es geht wirklich darum, wie wir die Zusammenarbeit hinbekommen, und das, was wir heute diskutieren wollen, ist, wie wir die Hochwasser-Risiken weiter runterbekommen, was wir da machen können, um noch mehr Rückhalteräume zu haben, was wir bei Niedrigwasser tun können, um da vor allen Dingen auch die Trinkwasserversorgung für die Niederlande sicherzustellen, weil die sind die letzten in der Kette und die kriegen bei Niedrigwasser dann richtig Probleme, und wie wir die Durchgängigkeit der Flüsse hinbekommen. Da sind gerade auf französischer Seite noch ein paar Probleme, über die wir heute reden werden.
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