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Schwedische Weihnachten
Lichterfest und Selbstgebranntes

In Schweden beginnen die Weihnachtsfeierlichkeiten schon am 13. Dezember. Dann feiern die Schweden das Luciafest, das Lichterfest, um bereits vorab das neue Jahr zu begrüßen. Erst am 13. Januar endet offiziell die Weihnachtszeit, wenn die Familie den Weihnachtsbaum plündert und den Baum schließlich zum Fenster hinaus befördert.

Von Tini von Poser |
    Blockhütte in einem verschneiten Wald in Gällivare - Schwedisch-Lappland
    Blockhütte in einem verschneiten Wald in Gällivare - Schwedisch-Lappland (imago/McPHOTO/Streu)
    Am Weihnachtsmorgen geht es schon um elf Uhr los. Familien strömen mit zahlreichen Kleinkindern in die Sankt Jacobs-Kirche im Zentrum von Stockholm. Als Engel verkleidete Priester und ihre Helfer verteilen Ingwerplätzchen unter die Leute, bevor das Krippenspiel beginnt. Das Theaterstück und der Chorgesang ersetzen die Predigt.
    Der Künstler Magnus Engström spielt im Krippenspiel einen Propheten, der auf der Straße lebt. Ihn begleitet ein riesiges Kamel, das in ein beige-farbenes Tuch gehüllt ist, unter dem mehrere Kinderbeine hervorluken.
    "Wir machen aus der Geburt Christi ein Theaterstück. Dazu gehören zwei Tiere, ein Elefant und ein Kamel sowie der weise Mann. Sie sind völlig verloren und können Jesus Krippe nicht finden.
    Auf dem Weg müssen sie viele Hindernisse überwinden. Die Leute brauchen etwas zum Lachen. Das Stück ist lustig und ein bisschen verrückt. Die schwedische Kirche sollte sich dementsprechend reformieren."
    Nach der Kirche gehen Magnus, seine Frau Helena, ihre beiden Söhne, die sechs und acht Jahre alt sind, und ihr Großvater nach Hause Weihnachten feiern. Sie wohnen in einem rot gestrichenen Holzhaus mit verwildertem Vorgarten.
    Ein Ziegenbock unterm Weihnachtsbaum
    Wenig später ist das geräumige Wohnzimmer ganz voll. Helenas Schwester ist mit ihrem Mann und ihren drei Kindern gekommen. Alle bewundern den riesigen Weihnachtsbaum, den bunte Papierfiguren und rote Kugeln schmücken. Oben auf der Baumspitze thront eine schwedische Flagge. Neben dem Baum steht ein Ziegenbock aus Stroh. Das Tier stammt aus der skandinavischen Mythologie und ist ein Symbol für die Weihnachtszeit.
    Helena erklärt, was es alles zu essen gibt. Ein wichtiger Bestandteil des schwedischen Weihnachtsfestes ist nämlich das Julbord, die Weihnachtstafel: Heringshappen, Kartoffelgratin, Lachsröllchen, gekochte Eier, Hackbällchen, Weihnachtschinken und Rosenkohl füllen das Buffet, das die Familie am frühen Nachmittag verzehrt. Helena und Magnus wirken entspannt, denn das Meiste haben sie bereits am Vortag vorbereitet. So heißt es nur noch hinsetzen an den hübsch gedeckten Tisch, den die vielen Kerzen in ein warmes Licht tauchen.
    Ein Selbstgebrannter auf Christi Geburt
    Schnaps und Bier begleiten das Mahl. Die Erwachsenen erheben das Schnapsglas und Magnus stimmt an.
    Magnus stellt seine selbst gebrannten Schnäpse vor: Schnaps mit Kümmel, mit Honig oder mit Kräutern gibt es zur Auswahl. Die Stimmung wird immer ausgelassener und die Lieder, die man traditionell zum Aquavit, zum Schnaps, singt, immer fröhlicher.
    Die Kinder verschwinden plötzlich. Denn ein Highlight am Weihnachtsnachmittag ist hier, wie bei vielen schwedischen Familien, die Donald-Duck-Sendung.
    Die Sendung ist das Highlight vor dem Highlight. Kaum ist das Programm vorbei, nähert sich auch schon der Weihnachtsmann mit einem großen Sack voller Geschenke.
    Magnus, der selbst schauspielert, hat klare Vorstellungen vom Weihnachtsmann:
    "Der Weihnachtsmann kommt aus dem Wald. Er hat Schnee an seinen Füßen, auf seinen Schultern, in seinen Haaren, Frost hängt an seinem Bart. Und er ist alt. Oh, er beschwert sich über den langen Weg, denn es war sehr schwer, das Haus zu finden. Und so weiter. Die Kinder sind sehr aufgeregt, ihre Geschenke zu bekommen. "
    Erst Stress, dann Entspannung
    Die restlichen Weihnachtstage seien einfach zum Entspannen da, erklärt Magnus. Darauf freuen sich er und seine Frau schon das ganze Jahr.
    "Es ist erst ein riesen Stress. Doch danach?! Ah, wir tauchen ab in eine Tiefenentspannung. Wir tun etwa eine Woche lang gar nichts. Also vom 24. bis zum 1. Januar ist nur Ruhe angesagt."
    Mit Lichtern das neue Jahr begrüßen
    Die Weihnachtsfeierlichkeiten beginnen in Schweden bereits am 13. Dezember, wenn das Luciafest gefeiert wird. Ursprünglich wurde das Fest der heiligen Lucia gewidmet, doch die meisten Schweden kennen den Tag einfach als Fest des Lichtes, an dem Schulkinder singen und Mädchen mit blonden langen Haaren Kerzen auf ihrem Haupt tragen. Am 13. Januar endet offiziell die Weihnachtszeit, wenn die Familie den Weihnachtsbaum plündert und den Baum schließlich zum Fenster hinaus befördert.
    "So werfen wir das alte Jahr hinaus und heißen das neue willkommen. Das passiert in dem Moment, wenn wir den Baum aus dem Fenster werfen. Es klingt vielleicht ein bisschen brutal, aber das ist nur symbolisch gemeint."