Der Klub von Zrenjanin, eine Autostunde von Belgrad entfernt, ist brechend voll. Auf dem Programm: "Djindjic als mythischer Held". Ohne Fragezeichen dahinter. Auf dem Podium: ein Theatermacher, ein Psychologe und eine Historikerin. Zoran Djindjic - der vor zehn Jahren ermordete, prowestliche Ministerpräsident Serbiens - ist für die drei ein Held, wenn auch ein tragischer. Auch das Publikum ist sich einig:
"Er war mein Vorbild - ein Licht am Ende des Tunnels. Mit ihm verschwand alles, was wir erhofften."
"Er war ein Held für uns junge Menschen. Wir sollten immer seinem Geist und seinen Ideen folgen. Wir sollten uns nicht davon bremsen lassen, dass er ermordet wurde, sondern seinen Weg fortsetzen."
Ein Auftragsmörder erschoss den serbischen Ministerpräsidenten am 12. März 2003 auf dem Hinterhof des Regierungsgebäudes. Der 50-Jährige hatte keine Chance. Zwei ehemalige Angehörige einer Spezialeinheit des Geheimdienstes wurden zu Höchststrafen verurteilt. Der Anwalt der Witwe von Djindjic, Rajko Danilovic, rückblickend:
"Die Vollstrecker wurden verurteilt. Diese Arbeit wurde perfekt erledigt - durch Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht - es konnte so ein Punkt gesetzt werden. Die Frage nach den politischen Hintermännern bleibt. Da hat sich nicht viel getan."
Ein Komplott aus Mafia, Politik und Geheimdiensten wird vermutet, mit guten Verbindungen in die heutigen Machtstrukturen. Der charismatische Djindjic mit dem einnehmenden Lächeln war ihnen im Weg. Er war eine gelungene Mischung aus Philosoph, Politiker und Pragmatiker. Seinen Doktor in Philosophie machte er in Deutschland. Mit guten Deutschkenntnissen, engen Kontakten zur deutschen Sozialdemokratie und als glühender Europäer kam er Ende der 1970er nach Belgrad zurück. Sein Ziel:
"Ich will Serbien nach Europa bringen, um jeden Preis."
Als erster demokratisch gewählter Ministerpräsident Serbiens löste er kurzzeitig eine regelrechte Reformeuphorie aus. Im Inland wurde Djindjic als Hoffnungsträger geschätzt, im Ausland als zuverlässiger Partner. Trotz aller Gefahr lieferte er Diktator Milosevic an das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag aus. Wie es die internationale Geberkonferenz gefordert hatte. Renate Flottau vom Nachrichtenmagazin" Der Spiegel", die in dieser Zeit aus Belgrad berichtete, geht mit der internationale Gemeinschaft hart ins Gericht:
"Aus meiner Sicht hat man ihn klar geopfert. Seit seiner Machtübernahme, seit dem Sturz von Milosevic, man hatte sehr viele Gelder versprochen, das hat Djindjic mir persönlich gesagt. Und man hat ihm gerade soviel gegeben , dass er überleben konnte. Was für ihn dann natürlich sehr schwierig war, der Bevölkerung klar zu machen, dass es mit seinem prowestlichen Kurs aufwärts geht."
Nach dem Mord an Djindjic kamen die Reformen vollends ins Stocken. Seine von ihm mitgegründete Demokratische Partei ist heute politisch bedeutungslos und finanziell bankrott. Gewendete Nationalisten um Präsident Nikolic und gewandte Sozialisten um Premier Dacic sind an der Macht in Serbien. Vor allem die Sozialisten hatten durch die Erbfolgekriege und Veruntreuungen im großen Stil Serbien ruiniert.
Einst waren sie erbitterte Feinde von Djindjic, nun berufen sie sich auf ihn und wollen seinen Kurs fortsetzen, laut tönen sie:
"Serbien nach Europa bringen – wenn auch nicht um jeden Preis."
Dabei müssen sie fast bei Null anfangen. Ein Belgrader bringt es auf den Punkt:
"Wir haben keinerlei Fortschritte in den vergangenen zehn Jahren gemacht. Ich hatte erwartet, dass wir es spätestens 2006 in die Europäischen Union schaffen. So wie es jetzt läuft, stellt sich die Frage, ob wir überhaupt je Mitglied werden. Außerdem ist völlig unklar, wohin unser Land in den nächsten zehn Jahren gehen wird."
"Er war mein Vorbild - ein Licht am Ende des Tunnels. Mit ihm verschwand alles, was wir erhofften."
"Er war ein Held für uns junge Menschen. Wir sollten immer seinem Geist und seinen Ideen folgen. Wir sollten uns nicht davon bremsen lassen, dass er ermordet wurde, sondern seinen Weg fortsetzen."
Ein Auftragsmörder erschoss den serbischen Ministerpräsidenten am 12. März 2003 auf dem Hinterhof des Regierungsgebäudes. Der 50-Jährige hatte keine Chance. Zwei ehemalige Angehörige einer Spezialeinheit des Geheimdienstes wurden zu Höchststrafen verurteilt. Der Anwalt der Witwe von Djindjic, Rajko Danilovic, rückblickend:
"Die Vollstrecker wurden verurteilt. Diese Arbeit wurde perfekt erledigt - durch Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht - es konnte so ein Punkt gesetzt werden. Die Frage nach den politischen Hintermännern bleibt. Da hat sich nicht viel getan."
Ein Komplott aus Mafia, Politik und Geheimdiensten wird vermutet, mit guten Verbindungen in die heutigen Machtstrukturen. Der charismatische Djindjic mit dem einnehmenden Lächeln war ihnen im Weg. Er war eine gelungene Mischung aus Philosoph, Politiker und Pragmatiker. Seinen Doktor in Philosophie machte er in Deutschland. Mit guten Deutschkenntnissen, engen Kontakten zur deutschen Sozialdemokratie und als glühender Europäer kam er Ende der 1970er nach Belgrad zurück. Sein Ziel:
"Ich will Serbien nach Europa bringen, um jeden Preis."
Als erster demokratisch gewählter Ministerpräsident Serbiens löste er kurzzeitig eine regelrechte Reformeuphorie aus. Im Inland wurde Djindjic als Hoffnungsträger geschätzt, im Ausland als zuverlässiger Partner. Trotz aller Gefahr lieferte er Diktator Milosevic an das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag aus. Wie es die internationale Geberkonferenz gefordert hatte. Renate Flottau vom Nachrichtenmagazin" Der Spiegel", die in dieser Zeit aus Belgrad berichtete, geht mit der internationale Gemeinschaft hart ins Gericht:
"Aus meiner Sicht hat man ihn klar geopfert. Seit seiner Machtübernahme, seit dem Sturz von Milosevic, man hatte sehr viele Gelder versprochen, das hat Djindjic mir persönlich gesagt. Und man hat ihm gerade soviel gegeben , dass er überleben konnte. Was für ihn dann natürlich sehr schwierig war, der Bevölkerung klar zu machen, dass es mit seinem prowestlichen Kurs aufwärts geht."
Nach dem Mord an Djindjic kamen die Reformen vollends ins Stocken. Seine von ihm mitgegründete Demokratische Partei ist heute politisch bedeutungslos und finanziell bankrott. Gewendete Nationalisten um Präsident Nikolic und gewandte Sozialisten um Premier Dacic sind an der Macht in Serbien. Vor allem die Sozialisten hatten durch die Erbfolgekriege und Veruntreuungen im großen Stil Serbien ruiniert.
Einst waren sie erbitterte Feinde von Djindjic, nun berufen sie sich auf ihn und wollen seinen Kurs fortsetzen, laut tönen sie:
"Serbien nach Europa bringen – wenn auch nicht um jeden Preis."
Dabei müssen sie fast bei Null anfangen. Ein Belgrader bringt es auf den Punkt:
"Wir haben keinerlei Fortschritte in den vergangenen zehn Jahren gemacht. Ich hatte erwartet, dass wir es spätestens 2006 in die Europäischen Union schaffen. So wie es jetzt läuft, stellt sich die Frage, ob wir überhaupt je Mitglied werden. Außerdem ist völlig unklar, wohin unser Land in den nächsten zehn Jahren gehen wird."
