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Sexualisierte Gewalt im Fußball
"Potentielle Räume für Täter"

"Stark durch Prävention" - unter diesem Titel haben Trainerinnen, Trainer und Vereinsvertreter beim Fußballverband Mittelrhein Informationen zum Thema sexualisierte Gewalt im Fußball erhalten. Tenor: Missbrauch ist in den Vereinen möglich, wenn sie keine Vorkehrungen treffen.

Von Andrea Schültke | 25.11.2018
    Fußball spielende Kinder
    Fußball spielende Kinder (dpa/picture alliance/anp Koen Suyk)
    "Es kommt vor bei uns". Sexueller Missbrauch ist ein Thema – auch im Fußball. So Stephan Osnabrügge gleich zu Beginn der Veranstaltung. Der Jurist war selbst lange Jahre Kinderschutzbeauftragter im Fußballverband Mittelrhein. Jetzt ist er Schatzmeister des DFB und Kinderschutzbeauftragter des Dachverbandes.
    Beim Fußball sei es nicht gefährlicher als in anderen Sportarten oder anderen Bereichen der Gesellschaft, aber: "Das, was wir tun, nämlich Sport zu organisieren, schafft für Täter potenzielle Räume, in denen die sich gerne bewegen, und das muss uns klar sein. Nicht unsere Vereine sind gefährlich, aber die Situationen können Risiken schaffen und diesen Risiken müssen wir begegnen."
    Am besten mit Kinderschutzkonzepten in jedem Verein. Dazu gehören Ansprechpartner, die sich intensiv zum Thema fortbilden. Regeln aufstellen etwa: Kein Trainer geht mit den Kindern duschen oder in die Umkleiden, keine Geschenke für die Kinder, immer mehrere Kinder im Auto mitnehmen, nicht eines alleine, kein Einzeltraining.
    "Trainer waren irritiert"
    Bianca Over, Jugendleiterin vom SSV Walberberg hat Regeln wie diese vor zwei Jahren in einem Kinderschutzkonzept für ihren Verein festgeschrieben. Anfangs habe es schon Vorbehalte gegeben, etwa bei den Trainern. Over sagt:
    "Natürlich waren die ein wenig irritiert, weil sie gedacht haben, ich vertraue ihnen nicht mehr. Das war schwierig und hat gedauert, bis sich das gesetzt hat. Das ganze ist jetzt zwei Jahre her und es läuft."
    Für Eltern kann so ein Kinderschutzkonzept das Verantwortungsbewusstsein des Vereins gegenüber ihren Kindern deutlich machen, ist Bianca Over überzeugt. Kinderschutz sei ein Qualitätsmerkmal und müsse nach außen getragen werden.
    "Da ist Interventionsbedarf"
    Der SC West Köln ist gerade dabei ein Kinderschutzkonzept zu entwickeln. Lüder Wohlenberg treibt das Ganze mit voran. Auf der Tagung ging es dem Trainer aber auch um ganze praktische Tipps, für seine Arbeit im Verein. Etwa beim Thema sexualisierte Gewalt unter Jugendlichen. In der D-Jugend unter den 11- bis 12-Jährigen gehe es dabei weniger um körperliche Übergriffe als um verbale, schildert Wohlenberg:
    "Da ist dieser Begriff 'Du bis ja schwul' oder 'das ist schwul' oder 'du schwule Sau' oder sonst irgendwas und wenn ich das von meinen eigenen Spielern höre, dann ist da Interventionsbedarf."
    Beschimpfungen unter den Kindern verbreitet
    Verletzende Schimpfwörter sind Demütigungen, aber unter den Kindern offenbar verbreitet. Denn viele Trainer nicken zustimmend, als Lüder Wohlenberg das Thema in einem der Workshops anspricht. Seine Lösung, die klare Ansprache:
    "Pass auf, das möchte ich hier nicht hören, das ist die erste Ansage und dann muss man überlegen, ob es mal ein Gespräch mit der ganzen Mannschaft gibt, welche Schimpfworte es gibt und was die bedeuten und dass die aufm Platz nichts zu suchen haben."
    Sexualisierte Gewalt im Sport und im Fußball hat viele Facetten. Damit umzugehen ist für die ehrenamtlich organisierten Vereine oft eine große Aufgabe und Belastung. So war es am Anfang auch für Bianca Over vom SSV Walberberg. Seit zwei Jahren hat ihr Verein jetzt ein Kinderschutzkonzept, alle seien sensibilisiert, passten auf. Als ein Unbekannter beim Training Fotos von den Kindern machte, habe man ihn weggeschickt, nachdem er die Fotos noch vor Ort habe löschen müssen.
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