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Technische Probleme der Mondrakete
Der Shuttle-Sommer des Wasserstoffs

Die neue NASA-Mondrakete SLS nutzt viele Komponenten der früheren Space Shuttles. Dabei gibt es Probleme mit den Tankleitungen, die Shuttle-Veteranen sehr vertraut vorkommen.

Von Dirk Lorenzen | 17.11.2022
Zwei Shuttles begegnen sich auf dem Weg zur bzw. von der Startrampe – eine Folge des „Sommers des Wasserstoffs“ 1990
Zwei Shuttles begegnen sich auf dem Weg zur bzw. von der Startrampe – eine Folge des „Sommers des Wasserstoffs“ 1990 (NASA)
Wie einst die Raumfähren verbrennen auch die Haupttriebwerke von SLS flüssigen Wasserstoff und Sauerstoff. Diese Treibstoffe liefern viel Energie und hinterlassen als Abgas nur Wasserdampf, aber kein Kohlendioxid oder andere giftige Stoffe.
Das Gas Wasserstoff wird erst bei unter minus 250 Grad Celsius flüssig. Diese tiefe Temperatur stellt erhebliche Anforderungen an die Technik. Immer wieder entstehen winzige Lecks. Wasserstoff ist das kleinste Atom überhaupt und kann nahezu überall hindurch schlüpfen. Der Start zum Mond wurde mehrfach verschoben, weil zu viel Wasserstoff aus den Leitungen entwichen war und Explosionsgefahr bestand.
Ganz ähnliche Probleme gab es im Sommer 1990, als die Teams von NASA und Industrie beinahe verzweifelten. Beim „Sommer des Wasserstoffs“, wie Fachleute diese Zeit nennen, traten immer wieder Lecks auf – und die Raumfähren wurden mehrfach zwischen Startrampe und Reparaturhalle hin- und hergeschoben.
Ein Mitarbeiter war so frustriert, dass er beim Betanken mit einem Gasmessgerät an den Leitungen vorbeigehen wollte, um das Leck zu finden. Natürlich wurde dies aus Sicherheitsgründen abgelehnt.
Die Wasserstoff-Pause der Raumfähren dauerte damals ein halbes Jahr. Erst dann hoben die Shuttles wieder ab – Probleme aber gab es immer wieder mit dem superguten superkalten Treibstoff.