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Smog in Peking
Studie: Luftverschmutzung verursacht Fehlgeburten

Der Feinstaub, der durch den Verkehr einer Großstadt entsteht, belastet den Körper - besonders in Megacities wie der chinesischen Hauptstadt Peking. Dort haben Forscher einen Zusammenhang zwischen dem Grad an Luftverschmutzung und der Häufigkeit von Fehlgeburten entdeckt.

Von Christine Westerhaus | 15.10.2019
Eine graue Smogwolke hängt über den Wolkenkratzern und viel befahrenen Straßen Pekings
Hohe Feinstaubbelastung wie hier in Peking wirkt sich auch auf ungeborenes Leben aus, beobachten Forscher (picture alliance / McClatchy / Stuart Leavenworth)
Was sind die Ergebnisse der Studie?
In der Studie wurden 250.000 Schwangerschaften in Peking analysiert. 17.500 davon endeten vorzeitig, weil die Frauen eine Fehlgeburt hatten. Die Forscher haben dann untersucht, wo die Frauen gewohnt haben, wie hoch dort die Schadstoffbelastung war und gesehen: Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Grad an Luftverschmutzung und der Häufigkeit von Fehlgeburten.
Bisher gibt es zu diesem Thema allerdings nur Korrelationsstudien, also Beobachtungsstudien. Hier besteht die Gefahr, dass andere Faktoren mit reinspielen. Jedoch handelt es sich hier um eine sehr große Anzahl von Fehlgeburten, da kann man schon davon ausgehen, dass hier ein Zusammenhang besteht.
2017 wurde in einer amerikanischen Studie der Zusammenhang bei 1.400 Frauen nachgewiesen. Eine Studie von 2018 zeigte, dass sich bei Kindern das Risiko für Bluthochdruck erhöht, wenn die Mutter während der Schwangerschaft hoher Luftverschmutzung ausgesetzt war. Hier wurden circa 1.300 Frauen untersucht. Weitere Zusammenhänge, die Forscher gefunden haben, sind geringeres Geburtsgewicht, häufigere Frühgeburten und ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftsvergiftungen.
Wie wirkt sich Luftverschmutzung auf das Ungeborene aus?
Die Mechanismen sind zurzeit noch weitgehend unklar, aber Studien zeigen, dass Feinstaubpartikel die Morphologie von Spermien verschlechtern. Eine belgische Studie belegte, dass sich Rußpartikel in der Plazenta anreichern - und zwar auf der "kindszugewandten" Seite. Das heißt also: Anscheinend hält die Plazentaschranke Schadstoffe aus Luftverschmutzung nicht fern. Sie können über den Blutstrom der Mutter wahrscheinlich bis zum Fötus vordringen, mit Zellen interagieren und diese möglicherweise schädigen.
Autoren der jetzt veröffentlichten Studie schreiben, dass Schadstoffe über die mütterlichen Blutgefäße zum Fötus gelangen und oxidativen Stress in Zellen verursachen können - das heißt, die Zellen erleiden einen Sauerstoffmangel. Das beeinträchtigt möglicherweise die Entwicklung des Fötus. Andere Studien belegen, dass durch Feinstaubbelastung Chromosomen von Frauen verändert werden und es deswegen eventuell häufiger zu Fehlgeburten kommt.
Was können Frauen tun, um die Belastung zu vermeiden?
Das Beste wäre, die Schadstoffbelastung in der Schwangerschaft so gering wie möglich halten. Das ist aber schwer realisierbar, wenn man in einer Großstadt lebt. Wichtig ist, zusätzliche Schadstoffe zu vermeiden - Tabakrauch zum Beispiel - und sich gesund zu ernähren.
In China gibt es aber nicht nur die Belastung durch den Verkehr, sondern auch durch Kohlekraftwerke. Die Zahl der Atemwegserkrankungen ist dramatisch angestiegen. Um die Situation in Großstädten wirklich zu verbessern, sind politische Maßnahmen nötig - mehr Elektroautos einsetzen oder den Verkehr aus der Innenstadt verbannen. In skandinavischen Städten wie Göteborg, Oslo und Stockholm gibt es dafür eine Innenstadtmaut.