Montag, 06. Mai 2024

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SOFIA und der Decadal Survey
Das Aus für die Jumbojet-Sternwarte?

Seit vielen Jahren erforscht das fliegende Teleskop SOFIA, an dem auch Deutschland beteiligt ist, im Infrarotbereich Staubwolken im All oder auf ferne Galaxien. Die Zukunft dieses Projekts aber ist ungewiss.

Von Dirk Lorenzen | 21.01.2022
Das Bild zeigt die Infrarot-Sternwarte SOFIA  -  eine umgebaute Boeing 747  im Flug
Die Infrarot-Sternwarte SOFIA: Eine umgebaute Boeing 747. Lange galt sie als unverzichtbare Forschungseinrichtung. Ab 2023 steht sie nur noch im Museum. (NASA/DLR)
„Das Komitee hat erheblich Bedenken bezüglich SOFIA – gemessen an seinen Kosten war SOFIA über seine Lebensdauer hinweg nicht wissenschaftlich produktiv oder von großer Wirkung,“ heißt es im neuen Zehn-Jahres-Plan zur Astrophysik.
Den hat ein Komitee der Nationalen Akademien der USA kürzlich vorgelegt. SOFIA ist ein Infrarotteleskop, eingebaut in eine Boeing 747. Im Decadal Survey galt es zweimal als Priorität – zuletzt im Jahr 2000.
Doch nun lautet die Empfehlung an die NASA, das „Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie“ im kommenden Jahr einzustellen.
SOFIA hat bei Flügen in rund zwölf Kilometern Höhe fast allen Wasserdampf der Atmosphäre unter sich und kann so im Infrarotbereich tief in Staubwolken oder auf ferne Galaxien blicken.
An Bord befindet sich ein Zweieinhalb-Meter-Spiegelteleskop, das das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt beigesteuert hat – Deutschland ist zu 20 Prozent an SOFIA beteiligt.
Die größte Kritik bezieht sich auf die 86 Millionen Dollar für die jährlichen Betriebskosten. Zum Vergleich: Das Hubble-Weltraumteleskop kostet pro Jahr mit knapp 100 Millionen Dollar nur wenig mehr – sorgt aber für erheblich mehr wissenschaftliche Fachartikel.
Das SOFIA-Team fühlt sich ungerecht behandelt. Der Zehn-Jahres-Plan fuße auf veralteten Daten und habe bereits umgesetzte Maßnahmen zur Verbesserung der Produktivität ignoriert.
Zwar stand SOFIA schon häufiger auf der Kippe – dieses Mal aber sieht es so aus, als ob die Jumbojet-Sternwarte tatsächlich bald am Boden bleibt.

Bericht über die geforderte Einstellung von SOFIA
Das SOFIA-Team wehrt sich gegen die Vorwürfe
Das Deutsche SOFIA-Institut an der Universität Stuttgart