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Softwarekonzern
SAP verschiebt Renditeziele wegen der Cloud

Die Cloud, also Software, die aus Rechenzentren flexibel bereitgestellt wird, löst das alte Geschäftsmodell mit der stationären Installation von Software ab. SAP investiert hier soviel, dass das Unternehmen Umsatzziele verschieben musste.

Von Brigitte Scholtes | 21.01.2014
    Die Walldorfer Softwareschmiede SAP denkt langfristig. Investitionen in den Ausbau des Cloud-Geschäfts sind ihr so wichtig, dass sie darüber ihre kurzfristigen Renditeziele verschiebt. Eine Umsatzrendite von 35 Prozent werde man erst 2017 erreichen und nicht schon im kommenden Jahr, kündigte der Vorstand heute an. Auf die Cloud, also Mietsoftware, die die Kunden aus dem Internet beziehen, statt sie zu kaufen und zu installieren, setzt das Management jedenfalls große Hoffnungen. Es will den Marktanteil gegenüber den Wettbewerbern deutlich ausbauen. Man hatte den Walldorfern vorgeworfen, sie hätten zu spät auf dieses Geschäft gesetzt. Das aber bestreitet Jim Hagemann Snabe, Co-Chef der SAP:
    "Wir haben die letzten vier Jahre jetzt zweistellige Wachstumsraten geliefert in einem Markt fast ohne Wachstum. Wir haben richtig gewählt in der Strategie. Jetzt haben wir auch die neue Möglichkeit, die Cloud zu beschleunigen. Und das heißt für uns: Vereinfachung, mehr Kunden und viel größerer Einfluss auf dieser Welt. Das ist im Prinzip eine Erfolgsgeschichte – jetzt die nächste Phase davon."
    Dafür verzichte man eben auch auf das schnelle Gewinnwachstum:
    "Ich glaube, wir müssen hier nicht nur kurzfristig, sondern langfristig wirtschaften. Und das Geschäftsmodell der Cloud ist günstiger für SAP langfristig. Wir haben auch gesehen in 2013, dass wir trotz des Geschäftsmodells unser Ergebnis verbessern können. Und das ist schon eigenartig."
    Im vergangenen Jahr hatte SAP nach Steuern gut vier Milliaden Euro verdient, zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz war auch wegen des starken Euro nur um vier Prozent auf 16,9 Milliarden Euro geklettert, auch wegen mehrerer Übernahmen. Die Cloud-Dienste machen dabei bisher nur einen geringen Anteil von 750 Millionen Euro aus, aber sie seien zweieinhalb bis dreimal so gewinnträchtig, sagt Snabe. 2017 soll deren Anteil 15 Prozent erreichen. Die Daten in der SAP-Cloud seien sicher, sagt Snabe, mit Verweis auf die Diskussion um die NSA. Schließlich gehe es um wertvolle Unternehmensdaten:
    "Alle die Daten sind natürlich sehr, sehr kritisch für ein Unternehmen. Und wir haben 42 Jahre lang Erfahrung, damit umzugehen. Und die Cloud bietet eigentlich die Möglichkeit, das noch besser zu machen, weil da können wir mit einem Aufwand die notwendige Sicherheit sicherstellen."
    Jim Hagemann Snabe wechselt mit Ablauf der Hauptversammlung am 21. Mai in den Aufsichtsrat des Unternehmens. Es hatte Spekulationen gegeben, der Grund dafür liege in Missstimmungen zwischen den beiden Co-Chefs. Bill McDermott, künftig alleiniger SAP-Chef, verabschiedete Snabe heute mit demonstrativer Freundlichkeit. Und der Amerikaner McDermott versuchte auch, Gerüchte zu zerstreuen, SAP plane den Umzug nach Amerika:
    "Im Gegenteil: Wir verdoppeln unseren Fokus auf unser Heimatland und auf deutsche Technik und die Exzellenz, die von unseren Entwicklern in Deutschland kommt. Und das werden wir in die Welt tragen."