"Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung zur Fortsetzung und Erweiterung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali, MINUSMA. Der Ausschuss empfiehlt …".
Der Bundestag schickt dieses Jahr bis zu tausend Soldatinnen und Soldaten nach Mali, außerdem bis zu 1.350 in Richtung Syrien und Irak, hunderte nach Litauen, und zahlreiche mehr zu weiteren Einsätzen von der Ostsee bis Ostafrika.
"Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine Stimme noch nicht abgegeben hat?"
Neue Bundeswehreinsätze werfen neue Fragen auf
Es sind namentliche Abstimmungen. Der Fraktionszwang ist aufgehoben. Jeder und jede einzelne Abgeordnete trägt die Verantwortung. Nach den bitteren Erfahrungen mit dem Afghanistan-Einsatz haben viele Experten zuletzt insbesondere auf die Gefahren des Mali-Einsatzes hingewiesen. Was, wenn bald wieder statt eines Soldaten eine Leiche im Zinksarg zurückkehrt?
Hier meldet sich neuerdings der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zu Wort. Zum Beispiel Jörg Raab, der Geschäftsführer des Landesverbandes Bayern:
"Ich glaube, der Volksbund tut gut daran, wenn er sich der Kriegstoten des Ersten und Zweiten Weltkrieges annimmt, dass wir uns auch mit dem Thema befassen, wie wird das Gedenken an gefallene Bundeswehrsoldaten bewahrt, jetzt nicht nur im familiären, privaten Bereich, sondern jetzt vom Dienstherrn, von der Bundeswehr her, und auch durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräber als einen der wesentlichen Akteure, wenn ich so sagen darf in der Gedenk- und Erinnerungskultur in Deutschland."
1954 hat die Bundesregierung den Volksbund beauftragt, die deutschen Soldatengräber zu suchen, zu sichern und zu pflegen - und zwar die Masse von ihnen, die im Ausland liegt.
Betreuung von Soldatengräbern im Ausland
Im italienischen Costermano hoch über dem Gardasee zum Beispiel. Zwischen Zypressenalleen und Olivenhainen entstand dort in den 1960er Jahren ein deutscher Soldatenfriedhof. Mitarbeiter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge betteten nach Costermano fast 22.000 deutsche Soldaten um, die während des Zweiten Weltkrieges in Norditalien und dem heutigen Slowenien ihr Leben verloren hatten.
Es gibt auch einige Massengräber. Aber sofern bekannt, bekommt jedes beigesetzte Skelett seinen Namen wieder. Dazu verzeichnet der kreuzförmige Pultstein auf dem Grab den Dienstgrad und die Lebensdaten. Die offizielle Inschrift in Deutsch und Italienisch lautet:
"Wir gedenken in Trauer der Opfer von Krieg, Unrecht und Verfolgung. Sie mahnen uns zum Frieden und zur Freundschaft zwischen den Völkern."
Freiwillige aus Deutschland pflegen Gräber im Ausland
Regelmäßig gedenkt der Bürgermeister von Costermano auf dem deutschen Soldatenfriedhof der Toten und beschwört den Frieden in Europa.
Jedes Jahr sind auch Freiwillige aus Deutschland da, die Arbeiten verrichten, die der Friedhofsgärtner alleine nicht geschafft hätte: Moose und Flechten von den Grabsteinen bürsten, Randsteine begradigen, Sitzbänke streichen und sogar Gullis putzen.
"Ja, ist nicht angenehm, nicht angenehm, aber es muss halt auch getan werden, damit das Wasser wieder durchlaufen kann."
Der pensionierte Fachoberlehrer Albert Lönner ist tatkräftig dabei. "Warum? Weil ich erstens Soldat war, und weil es mir ein persönliches Anliegen ist, die Soldatengräber im Ausland zu pflegen. Wenn man Soldat war, hat man doch Beziehung zu dieser Sache."
Ruhestätten von Opfern - und Tätern
Albert Lönners Blick geht über die dicken Polster aus Heidekraut, in denen reihenweise Gräber liegen. Jahrelang hatte es Ärger gegeben, weil auf dem Friedhof nicht nur Opfer, sondern auch Verbrecher begraben und regelmäßig geehrt wurden. Christian Wirth etwa, der Mit-Erfinder der Gaskammern und Mit-Organisator des Massenmordes in mehreren Vernichtungslagern der SS. Aber inzwischen sind die Steine des Anstoßes beseitigt.
"Man macht sich halt Gedanken, wenn man die Gedenksteine liest, dass da 20-, 22jährige junge Menschen hier begraben sind. Da denkt man schon nach. Denn in meinem Alter wär ich schon 50 Jahre tot."
Dankbarkeit ist Albert Lönners Hauptmotiv. "Ja, ja, sicher. Was denk ich sonst, was zu tun ist, und die innere Zufriedenheit an der Arbeit hier."
Nach der Arbeit treffen sich die deutschen Freiwilligen mit dem italienischen Bürgermeister und anderen aus dem Dorf. Am Ende des Arbeitseinsatzes beten Deutsche und Italiener gemeinsam. Das Totengedenken bringt sie zusammen und schafft friedliche Einheit dort, wo einst Krieg wütete.
Recht auf "Kriegsgrab" auch für Soldaten im Afghanistan-Einsatz
So wie die deutschen Wehrmachtssoldaten in Costermano sollten auch Bundeswehrsoldaten, die im Kampf umkommen, offizielle Kriegsgräber bekommen. Das forderte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit Nachdruck ab 2008 - als immer klarer wurde, dass ISAF, die von 2002 bis 2015 laufende "Sicherheitsunterstützungsmission" in Afghanistan, in Wirklichkeit ein Kriegseinsatz war.
Bisher werden verstorbene Bundeswehrsoldaten bei ihren Familien beigesetzt, und wenn die übliche Vertragslaufzeit der Gräber abgelaufen ist, werden diese abgeräumt, so wie alle anderen auch. In einem offiziellen Kriegsgrab dagegen würde ein Soldat das dauernde Ruherecht genießen, und der Volksbund würde sich darum kümmern. Jörg Raab:
"Die neue Situation vor dem Hintergrund, dass eben über 100 Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz ihr Leben verloren haben, zeigt natürlich die Notwendigkeit auf, auch in dem Bereich entsprechend auch zu signalisieren, dass wir auch uns auch dieser Sache annehmen, auch wenn wir jetzt offiziell das Mandat nicht haben."
Sorge vor einer Heroisierung des Soldatentods
Jahrelang hat der Volksbund um den Kriegsgräber-Status gerungen. Er wollte, dass die Afghanistan-Gefallenen so begraben und geehrt werden wie die Weltkriegs-Gefallenen. Damit ist er am Ende aber gescheitert. Die Politik in Berlin habe sich zurückgehalten, sagt die Historikerin Loretana de Libero. Sie erforscht an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg das Soldatengedenken in Deutschland.
"Was die Linken angeht, so ist die Position eindeutig. Da diese Einsätze ja auch von dem Völkerrecht her von ihnen hinterfragt werden und auch abgelehnt werden, gibt es dort kaum Standpunkte pro Gefallenengedenken, eher auch ablehnender Art, die Befürchtung auch vor einer Heroisierung des Soldatentods, vor einer Wiederkehr des Militaristischen, einer Überhöhung des Soldatischen, während die übrigen Parteien da auch sehr zögerlich und sehr spät reagiert haben, CDU, CSU und SPD.
Und die Antworten, die die Politik gegeben hat, waren vor allem seit der Ära Jung vor allem symbolischer Art. Das heißt, es wurde der Terminus "gefallen" wieder eingeführt, offiziell, es wurde dann unter Guttenberg von "Krieg" gesprochen, es kamen dann auch Auszeichnungen, Würdigungen für Soldaten, Tapferkeit, Gefechtsbeteiligung hinzu, und schließlich dann natürlich auch das Ehrenmal der Bundeswehr."
Das Ehrenmal wurde 2009 beim Verteidigungsministerium in Berlin eingeweiht. Auf der Website der Bundeswehr erklärt Susanne Bruns, die Hinterbliebenen-Beauftragte der Bundeswehr, was es auf sich hat mit dem haushohen Block mit den hohen Säulen, dem dunkelgrauen Andachtsraum und der Bedeckung aus bronzenem Lochgitter.
"Wir laden eben einmal im Jahr Hinterbliebene auch ein, zum Volkstrauertag, wenn hier eine offizielle Gedenkfeier stattfindet, und das ist eben den Angehörigen sehr wichtig zu erkennen, mein Angehöriger hat sein Leben ja verloren im Dienst der Bundeswehr, im Dienst für die Gesellschaft, im Auslandseinsatz womöglich, und da hat es eben eine ganz besondere Bedeutung. Auch eine politische Bedeutung: Hier erinnert sich Deutschland seiner Verstorbenen."
Seit 2014 "Wald der Erinnerung" in Potsdam
Zusätzlich wurde beim Einsatzführungskommando in Potsdam 2014 der sogenannte Wald der Erinnerung angelegt. Er versammelt die Ehrenhaine, die sich Soldaten in Einsatzorten wie Kunduz oder Sarajewo selbst gebaut hatten. Aber dieser Wald in Potsdam und das Ehrenmal in Berlin sind dem Alltag entrückte Orte und nur zum Teil frei zugänglich. Dem Volksbund reicht das nicht, darum lässt er nicht locker in seinem Engagement für ein besonderes, ehrendes Gedenken an kürzlich gefallene Soldaten. Jörg Raab, Landesgeschäftsführer Bayern:
"Der Volksbund hat die Initiative ergriffen, hat einen Vorschlag gemacht zunächst mal, die Namen dieser Toten zusammenfassend zu registrieren, auch entsprechend transparent zu machen, um dann auch deren Gräber ganz gezielt zu kennzeichnen als Ehrengrab der Bundeswehr. Maßgeblich ist dabei immer der Wunsch und das, was die Hinterbliebenen, also was die Familie dazu sagt.
Das heißt, die Gräber dieser Soldatinnen und Soldaten, die ja in den allermeisten Fällen im Familiengrab beigesetzt waren sind, ist als sogenanntes Ehrengrab der Bundeswehr gekennzeichnet mit der Inschrift "Ehrengrab der Bundeswehr", ergänzt durch das Hoheitszeichen in Form eines eisernen Kreuzes - entweder auf Grabstein selber mit den weiteren Namen der dort ruhenden Familienangehörigen, oder durch einen gesonderten liegenden Pultstein."
Der Tod ist ein unbeliebtes Thema
Seit 2010 kann die Familie das sogenannte Ehrengrab der Bundeswehr beantragen, einen glänzenden, schwarzen Pultstein mit den Lebensdaten des Verstorbenen und dem Eisernen Kreuz. Er soll an die Gefährdung im Einsatz erinnern. Für die Bundeswehrmitarbeiter, die nicht im Kampfeinsatz, sondern etwa bei Verkehrsunfällen gestorben sind, können die Hinterbliebenen eine Ehrenplakette beantragen. Diese wie auch das Ehrengrab sind für zivile Friedhöfe gedacht.
Die Politik hält sich unterdessen bedeckt, weiß die Geschichts-Professorin Loretana de Libero. "Im Moment läuft keine Debatte mehr im politischen Berlin. Das liegt sicherlich auch daran, dass wir glücklicherweise keine Opfer, keine toten oder gefallenen Soldaten derzeit in Auslandseinsätzen zu beklagen haben."
Außerdem lasse sich mit dem Thema Tod nicht punkten: "Das ist diese übliche Angst vor toten Soldaten, die in Zinksärgen nach Hause kommen: Die Angst davor, dass die Bevölkerung das wahrnimmt und Einsätze jeglicher Art ablehnt im Ausland. Davor hat die Politik all die Jahre während des ISAF-Einsatzes natürlich Angst gehabt."
Spendenaufkommen für Kriegsgräberfürsorge geht zurück
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge fordert indes mehr vom Staat – auch mehr Geld. Jörg Raab, der Geschäftsführer des Landesverbandes Bayern:
"Aktuell beziehen wir bei 30 Prozent vom Staat. Aber es ist eigentlich per se eine rein staatliche Aufgabe. Zumindest wird es so in nahezu allen anderen Ländern weltweit gesehen - und auch gehandhabt."
Ein Grund für den Wunsch nach mehr Geld vom Staat liegt auf der Hand: "In der bundesweiten Betrachtung geht das Spendenaufkommen spürbar zurück, in Bayern sind wir relativ stabil."
Je länger die Weltkriege her sind, desto schwieriger wird es, Geld für die Gräber von damals zu sammeln. Der Streit um die Rolle des Volksbundes in der Zukunft hat den Volksbund zuletzt auch in beträchtliche interne Konflikte gestürzt – die unter anderem im vergangenen September zum Rücktritt des Präsidenten Markus Meckel führten.
Wenn sich der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge auch um Gräber von Bundeswehrsoldaten kümmert, könnte das ein Schritt zu einem aktuelleren Image sein – und zu mehr Einnahmen.
"Es ist auch eine Frage letztendlich auch der Vermittlung, auch der Glaubwürdigkeit gegenüber grad jungen Soldatinnen und Soldaten, einfach auch dazu sagen, wir bitten euch um Unterstützung in vielfältiger Weise, sei es personell, materiell - und dann müssen wir natürlich auch deutlich machen, wir nehmen uns auch des Themas an, wenn ihr einen Kameraden oder eine Kameradin verliert."
Wie soll das eigene Grab aussehen?
Viele Soldaten gehen jeden Herbst von Haustür zu Haustür - mit der Spendenbüchse des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in der Hand. Auch der Oberstabsgefreite Dominik Dorner aus Neuburg an der Donau. Allerdings nicht etwa, weil er im Fall des Falles auf eine Gegenleistung hofft.
"Prinzipiell hat das Sammeln jetzt für den Volksbund jetzt nichts mit meinem Ableben zu tun. Es geht nur um die Tatsache, dass es eine gute Sache ist, diese Kriegsgräber quasi zu pflegen und herzurichten, dass das nicht aussieht wie ein Stück Müll."
Peter Frischholz ist ebenfalls Soldat in Neuburg an der Donau und war in Afghanistan im Einsatz. Wenn es darum geht, was er vom Bund erwartet, falls er im Dienst stirbt, spricht er nur nach viel Nachhaken vom Grab.
"Prinzipiell ist es so, dass ich meine Hinterbliebenen gut versorgt wissen will, und ich glaub, dass ich da gut aufgestellt bin, auch mit meinen Versicherungen, was ich jetzt da abgeschlossen habe."
"Und welches Gedenken?"
"Schwer zu sagen. Kann ja nicht sagen, es ist mir egal, aber wenn ich tot bin, bin ich tot. Wäre schön, dass -, aber verlangen tu ich so etwas nicht. Prinzipiell das Leben geht weiter, und - ja."
"Wär schön" - was?"
"Ja, dass man vielleicht da irgendwo steht, auch wenn eine Geschichte irgendwo dahinter ist, das sieht man, egal, wo man ist, bei diesen ganzen Kriegsgräben, und wenn man dann nachforscht, dann gibt es ja teilweise für jeden einzelnen, der da liegt, eine Geschichte dazu, und das bewegt schon. Wenn es dann eine Geschichte mehr gibt, über mich, an die sich dann der eine oder andere daran erinnert, ja, find´ ich gut."
"Also eher die Geschichte als ein Eisernes Kreuz noch auf dem Grabstein?"
"Gehört mit dazu. Irgendwo wenn man schon als Soldat - ist ja schon eine andere Verwendung, wenn man dann da sein Leben im Dienst lässt, dann find ich schon, dass da speziell daran gedacht werden darf."
Offizielle Gedenkstätte oder privates Grab?
Auch für die Kameraden von Peter Frischholz ist der Gedanke, wie das eigene Grab aussehen soll, falls sie im Einsatz sterben, weit weg.
"Das ist eine sehr gute Frage. Das ist eine wirklich sehr gute Frage. Kann ich Ihnen leider – habe ich grad leider keine Ahnung."
"Obwohl ihre Familie betroffen sein könnte?"
"Könnte betroffen sein, ja. Aber da mache ich mir jetzt grad keine Gedanken. Wenn sie betroffen sein sollte."
"Ist offenbar nicht so wichtig."
"Nee! Also wichtig ist es schon, das ist klar. Ja, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Man hofft halt, und dann – naja."
"Waren Sie mal in Potsdam, im Wald der Erinnerung, oder haben ein anderes Ehrenmal gesehen der Bundeswehr?"
"Nein, ich war aber in den USA. Da waren wir auf dem Friedhof da in Arlington, der ganz große Friedhof, da haben wir halt auch Kränze niedergelegt, und das war schon schön, muss ich echt sagen, wenn es das hier auch geben würde, wäre das auch eine tolle Sache. Aber ich finde, die meisten Familien wollen auch, dass ihre Söhne, Väter dann da beerdigt werden, wo sie quasi aufgewachsen sind."
"Also doch eher privat?"
"Ja, schon privat. Ich würde es schon privat machen wollen, ganz ehrlich, ja."
"Die Gedenkstätten finde ich persönlich wichtig, damit man in der eigenen Bevölkerung gesehen wird, auch nach dem Tod, für mich persönlich als Soldat, klar, in der Familie, was die anderen über mich denken. Es ist schön, es ist schön, wenn ich da als Soldat auch nach meinem Ableben im Gedächtnis bleibe, aber... Ich denke, in der Familie, und das geht es wahrscheinlich jedem Soldaten so, hört man, ist das Wichtigste für ihn. Das andere nennt man ein Zuckerl. Sagt man in Bayern."
Zuspruch für Kriegsgräberfürsorge
"Ich mag Leuchttürme. Von daher könnte es durchaus sein, dass irgendwann mal auf meinem Grabstein vielleicht ein Leuchtturm ist."
"Ganz individuell. Nicht so ein Standard-Zeichen?"
"Das liegt dann im eigenen Ermessen."
In Neuburg, wo die Soldaten jedes Jahr Spenden sammeln, gibt fast jeder, bei dem sie klingeln, fünf Euro.
"Hallo!"
"Grüß Gott. Stabsfeldwebel Frischholz mein Name. Wir sammeln für den Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge."
"Ja. Einen Moment."
Die Frau zückt das Portemonnaie.
"Mein Vater war selber bei der Bundeswehr. Also selbstverständlich dann."
"Wie denken Sie denn, dass für Leute, die im Dienst versterben, das Gedenken aussehen sollte?"
"Boah, das ist eine schwierige Frage. Hab ich mich selber noch gar nicht so mit befasst."
Bisher 23 Ehrengräber für Soldaten gekennzeichnet
Neben dem Ehrengrab und der Ehrenplakette der Bundeswehr ist auch ein jährlicher Besuch vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge im Angebot. Ein Mitarbeiter würde am Todestag mit den Angehörigen zum Grab gehen und einen Kranz oder ein Gesteck niederlegen. Die Soldatentochter schüttelt den Kopf.
"Ich würd das gar nicht so aufbauschen, weil es doch für die Angehörigen schwierig ist. Für die Angehörigen ist es sehr persönlich, und wenn das dann jetzt so öffentlich. Find ich jetzt schwierig, ich hätte damit Probleme - zum Beispiel deswegen im ruhigen Gedenken."
Tatsächlich sind nach Angaben der Bundeswehr bisher 23 Ehrengräber für Soldaten gekennzeichnet worden, die im Kampfeinsatz starben. Die Ehrenplakette wurde einmal angebracht.
"Hallo, wir kommen für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Wollen Sie vielleicht was spenden?"
"Ja."
"Darf ich Sie fragen, warum Sie gespendet haben?"
"Ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau. Ich bin jetzt etwas überrascht, und ich mach es jetzt einfach."
"Was würden Sie den für ein angemessenes Gedenken halten, für Leute, die jetzt im Dienst sterben? Und zwar im Dienst für die Bundesrepublik Deutschland, für den Staat?"
"Ich persönlich hab da jetzt nicht so einen Bezug zu, weil das für mich immer so grenzwertig ist. Weil das auch für mich immer einen Touch von Verherrlichung hat. Und Krieg ist grausam, und wenn Soldaten sterben müssen, ist es noch grausamer. Und Zivilisten auch."