Die Demokratie sei auf den Kompromiss angewiesen, betonte Schüßler, Professor für Philosophie an der Universität Bayreuth. Dennoch gebe es inhaltliche Kompromisse, die man vermeiden sollte: solche, die Stimmanteile und Stärke der Parteien nicht widerspiegeln. "Es kann ja nicht sein, dass eine Partei, die 10 oder 20 Prozent hat, komplett die Politik für die ganze Bevölkerung bestimmt", so Schüßler.
Damit die inhaltliche Politik nicht zu sehr auf die eine oder die andere Seite ausschlägt, sieht Schüßler durchaus auch einen Sinn in oftmals als Kuhandel kritisierten "prozeduralen Kompromissen" etwa bei den Zuschnitten und Besetzungen von Ministerien. "Der Kuhhandel ermöglicht, dass Parteien Vorteile erzielen, ohne dass sie die Balance der Themen für die Gesamtbevölkerung aus dem Gleichgewicht bringen müssen."
Die Parteien sollten vor allem die Bevölkerung als Ganzes im Auge behalten. "Zum Wohle des Ganzen" seien den Parteien auch schmerzhafte Zugeständnisse zuzumuten. Wenn sie zu viele Kröten schlucken müssten, würde eine Koaliton aber instabil.