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Soziologe Armin Nassehi
Das Ringen um die grüne Republik

Umwelt, Ökologie und Energie - das seien heute die Themen der Zeit, an denen man nicht mehr vorbeikäme, sagte der Soziologe Armin Nassehi im Dlf. Schwierig sei, damit in die Breite der Gesellschaft zu gehen. Es gebe einen Kulturkampf zwischen großstädtischen Eliten und Menschen anderer Lebensformen.

Armin Nassehi im Gespräch mit Michael Köhler |
Eine Frau fährt Fahrrad umgeben von umweltfreundlichen Symbolen wie Windrad, Recycling-Pfeil und Licht einer Energiesparlampe
Windrad, Recycling-Pfeil, Energiesparlampe, Radfahrerin - grüne Themen birgen Konfliktpotential, sagt der Soziologe Armin Nassehi (imago/Ikon Images)
Die grünen Lungen der Städte, grüne Technologie, grüne Kost, Sprache, Auftreten - alles grün. Ob es aber gar schon eine grüne Hegemonialstellung gebe, das sei die Frage, sagte der Münchner Soziologie-Professor Armin Nassehi. Man könne "Grün" auf jeden Fall zu den großen Themen der Zeit zählen. Anfang der 70er-Jahre zählten dazu beispielsweise soziale Ungerechtigkeit und sozialer Aufstieg. Heute käme man an Themen wie Umwelt, Ökologie und Energie einfach nicht mehr vorbei.
Ökologie - ein Querschnittsthema
Es sei aber schwierig, mit diesen Themen in die Breite der Gesellschaft zu gehen, findet Armin Nassehi. Man könne nicht ignorieren, dass es einen Kulturkampf gebe zwischen den großstädtischen gebildeten Eliten und jenen, die nicht weniger gebildet seien, aber sich in anderen Lebensformen befinden. "Das erleben wir zurzeit. Man muss dazu sagen, dass das Ökologiethema ein Querschnittsthema ist, das in unterschiedlichen politischen Lagern im Moment ankommt und deshalb ist es das dominante Thema."
Armin Nassehi leitet den Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der LMU München
Armin Nassehi leitet den Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der LMU München (Arne Dedert/dpa)
Neue Koalitionen bilden
Die Suche nach Lösungen dürfe man nicht alleine in die Hände der politischen Parteien legen, findet Nassehi. "Es scheint ja ein Interesse in der Gesellschaft zu geben, dass man nicht nur die alten Geschichten hören will, was konservativ und sozialdemokratisch bedeutet, sondern lösungsorientiert sich fragt, wir haben ja doch ein paar Probleme in der Gesellschaft: das Identitätsprobleme, Migrationsprobleme, das Klimawandelproblem, das Ökologieproblem, das Energieproblem. Dass man da dann neue Koalitionen bilden muss. Und damit meine ich nicht nur Parteikoalitionen, sondern Koalitionen verschiedener Milieus".
Wenn man sehe, dass ein Mann wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) das ökologische Thema entdeckt hat, dann sei das nicht nur Parteistrategie, sondern es zeige, dass sich auch ein Konservativer dazu verhalten müsse. "Wenn man sich dazu intelligent verhält, können durchaus neue Sichtachsen enstehen", sagte der Soziologe.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.