Überschatteter WM-Titel
Spanischer Fußball-Verbandspräsident in der Kritik

Bei der Siegesfeier der spanischen Fußball-Weltmeisterinnen hat Verbandspräsident Luis Rubiales die Spielerin Jennifer Hermoso auf den Mund geküsst – gegen ihren Willen. Rubiales wurde von der FIFA suspendiert. Einen Rücktritt schloss er zunächst aus, nach wachsendem Druck aus Politik und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in Spanien räumte er aber doch seinen Posten.

Von Julian Tilders, Sebastian Trepper und Maximilian Rieger |
    Luis Rubiales hält den Kopf von Jennifer Hermoso fest und küsst sie.
    "Mir hat es nicht gefallen, aber was sollte ich machen?" Jennifer Hermoso wird von Luis Rubiales festgehalten und auf den Mund geküsst. (IMAGO / Sports Press Photo / IMAGO / Noe Llamas / SPP)
    Schon kurz nach dem Finale bei der Weltmeisterschaft der Fußballerinnen wurde der Sieg der spanischen Mannschaft zur Nebensache. Der Präsident des spanischen Fußballverbandes (RFEF), Luis Rubiales, hatte bei der Gratulation auf dem Siegerpodest den Kopf der spanischen Spielerin Jennifer Hermoso festgehalten und sie ungefragt auf den Mund geküsst. Besonders brisant ist die Szene, weil es bereits in der Vergangenheit Diskussionen um das Verhalten männlicher Funktionäre und Trainer gegenüber den Spielerinnen gegeben hat.

    Inhaltsverzeichnis

    Was ist passiert?

    Videos des erzwungenen Kusses verbreiteten sich kurz nach dem Finale im Internet. In einem Social-Media-Video aus der Kabine der spanischen Mannschaft sagte Hermoso, der Kuss habe ihr nicht gefallen. Aber was habe sie machen sollen?

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    Jennifer Hermoso wurde nach dem Spiel zunächst in einem Statement des Verbandes zitiert: "Es war eine völlig spontane, gegenseitige Geste in der großen Freude über den Gewinn der Weltmeisterschaft. Der Präsident und ich haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander, er hat sich uns allen gegenüber hervorragend verhalten und es war eine natürliche Geste der Zuneigung und Dankbarkeit."
    Brisant in Bezug auf dieses schriftliche Statement Hermosos: Nach Informationen der spanischen Journalistin Natalia Torrente hat es diese Aussage nie gegeben. Sie stammte demnach vollständig von der Kommunikationsabteilung des Verbandes und wurde der Spielerin nicht zur Autorisierung vorgelegt.
    Inzwischen hat Jennifer Hermoso Anzeige gegen Luis Rubiales wegen sexueller Nötigung erstattet. Das teilte die spanische Staatsanwaltschaft am 6. September mit.

    Wie verteidigt sich Luis Rubiales?

    Rubiales nannte die Aufregung im Netz in einem ersten Interview "idiotisch". Später entschuldigte er sich in einem Video. Es sei eine spontane Handlung gewesen. Er habe die Kritik nicht verstanden, weil er es als natürliche, normale Handlung empfunden habe. Es habe von beiden Seiten keine böse Absicht gegeben.
    Laut Journalistin Torrente hatten Rubiales, Trainer Jorge Vilda und weitere Verbandsmitarbeiter sowohl Hermoso als auch ihre mitreisende Familie mehrfach zu überreden versucht, dass sich auch die Spielerin in dem Video äußern und die Situation entschärfen solle. Hermoso entschied sich jedoch dagegen.

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    Am Freitag schlug Rubiales' Ton von diesem fast schon beschwichtigenden wieder in einen offensiven um. Bei der außerordentlichen Generalversammlung des spanischen Fußballverbandes schloss er einen Rücktritt in einer Rede aus. "Ich trete nicht zurück. Ich werde kämpfen bis zum Ende", sagte der 46-Jährige. Er sehe sich als Opfer: "Hier geht es nicht um Gerechtigkeit, sondern um eine soziale Hinrichtung."

    Was sagt Jennifer Hermoso?

    Jennifer Hermoso und ihre Familie hatten sich öffentlich zunächst ausschließlich über den Titelgewinn äußern wollen. Doch wenige Tage später brach sie ihr Schweigen. Am Donnerstag veröffentlichte erst einmal die Spielerinnengewerkschaft FutPro ein Statement Hermosos: Futpro werde in Zusammenarbeit mit Hermosos Agentur die Interessen der Spielerin vertreten.

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    Futpro schreibt in der Stellungnahme zum erzwungenen Kuss: "Unser Verband fordert den Königlichen Spanischen Fußballverband auf, die notwendigen Protokolle einzuführen, um die Rechte unserer Spieler zu gewährleisten und beispielhafte Maßnahmen zu ergreifen."
    Am Freitag legte Hermoso noch mit einer neuen, persönlichen Stellungnahme mit der FutPro nach. Sie veröffentlichte diese auf X (ehemals Twitter) und betonte darin, die Freude über einen der größten sportlichen Momente ihrer Karriere sei durch den "unglücklichen Vorfall" getrübt worden.
    Sie wies Rubiales' Ausführungen zum Skandal als "kategorisch falsch und als Teil der manipulativen Kultur, die er selbst eingeführt hat", zurück. Der Verband habe durch verschiedene Mittel und Personen auch ihr Umfeld ("Familie, Freunde, Teamkameradinnen, etc.") unter Druck gesetzt, eine Aussage zu tätigen, die Rubiales' Übergriff rechtfertigen sollte.

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    Hermoso unterstrich: "Zu keiner Zeit hat die Konversation, auf die sich Herr Luis Rubiales bezieht, stattgefunden und vor allem war sein Kuss nie einvernehmlich." Die spanische Fußballerin schrieb weiter: "Ich fühlte mich verletzlich und als Opfer eines impulsgesteuerten, sexistischen, unangebrachten Aktes ohne jegliche Zustimmung von meiner Seite. Einfach formuliert: Ich wurde nicht respektiert."
    Die 33-Jährige ordnete den Übergriff in eine "lange Liste von Situationen" ein, die die Spielerinnen in den letzten Jahren hätten erdulden müssen. Rubiales' Kuss sei der Tropfen, der das Fass nun zum Überlaufen gebracht habe.
    Am selben Abend teilten die 23 spanischen Weltmeisterinnen in einer gemeinsamen Streik-Erklärung mit, unter der aktuellen Verbandsspitze nicht mehr für ihr Land antreten zu wollen.

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    Am Samstag holte der spanische Verband RFEF nochmal zum Gegenschlag aus, bezichtigte Hermoso ihrerseits der Lüge und kündigte rechtliche Schritte an. Wie der Verband erklärte, sei Hermosos Darstellung, der Kuss sei nicht in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt, falsch.

    Was sagen die Verbände?

    Bei der UEFA hat Rubiales einen Posten als Vizepräsident. Der europäische Verband hat sich bisher dennoch nicht geäußert. Auch der Deutsche Fußball-Bund hat kein Statement zu Rubiales' Verhalten abgegeben.
    Einen Schritt weiter ist bereits die FIFA. Die Weltmeisterschaft ist eine Veranstaltung der FIFA. Sie eröffnete folgerichtig ein Verfahren und gab das am 24.8. bekannt. Die Disziplinarkommission des Weltverbandes sollte ermitteln, ob Rubiales gegen Artikel 13 des FIFA-Disziplinarreglements verstoßen hat.

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    Unter anderem werden dort verletzende Gesten unter Strafe gestellt. Im Reglement sind zum Beispiel der Ausschluss von Fußballspielen und Geldstrafen bis zu einer Million Schweizer Franken vorgesehen.
    Am Samstag (26.8) gab die FIFA dann bekannt, Rubiales werde vorläufig für die Dauer von 90 Tagen gesperrt. Der Spanier sei "vorerst von allen fußballerischen Aktivitäten auf nationaler und internationaler Ebene suspendiert". Außerdem forderte die FIFA den RFEF-Boss auf, selbst oder über Dritte keinen Kontakt zu Hermoso und ihrem Umfeld mehr aufzunehmen.

    Welche Konsequenzen hatte der Fall für Luis Rubiales?

    Wie die Sportzeitung Marca schon vermutet hatte, diente die außerdordentliche RFEF-Generalversammlung vor allem dazu, Rubiales den Rücken zu stärken. Die Präsidenten der Regionalverbände stünden laut Marca hinter Rubiales, sähen ihn als unfair behandelt und wollten ihn unterstützen. In der Folge gingen einige Regionalverbände auf Distanz zu Rubiales. Die Möglichkeit eines Misstrauensvotums lehnte Spaniens Verband jedoch ab.
    Es lagen gegen Rubiales mehrere Anzeigen bei der obersten Sportbehörde (CSD) vor – unter anderem von der Frauenliga und Arbeitsministerin Diaz. Auch Hermosos Gewerkschaft Futpro forderte die Sportbehörde zum Handeln auf.
    Das nationale Sportverwaltungsgericht TAD eröffnete ein Verfahren wegen "schweren Fehlverhaltens", für eine Suspendierung des Verbandschefs reichte dies allerdings nicht aus.
    Rubiales drohten dafür strafrechtliche Konsequenzen. Die spanische Justiz leitete am Montag (28.08.2023) eine Voruntersuchung gegen Rubiales ein. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Angesichts der öffentlichen Aussagen von Hermoso, dass der Kuss nicht einvernehmlich gewesen sei, sei es notwendig, deren rechtliche Bedeutung zu bestimmen. Die Staatsanwaltschaft hatte Hermoso gebeten, sich innerhalb der nächsten 15 Tage zu melden, um "über ihre Rechte als Opfer eines mutmaßlichen sexuellen Übergriffs informiert zu werden" und gegebenenfalls "Anzeige zu erstatten", teilte die Staatsanwaltschaft der AFP mit. In Spanien ist das Sexualstrafrecht in den vergangenen Jahren verschärft worden. Auch zu einem Kuss muss es ein ausdrückliches "Ja" geben. Bis zu vier Jahre Haft stehen auf Verstöße gegen das Gesetz.
    Wie die Behörde am 6. September bestätigte, sagte Hermoso bei der Staatsanwaltschaft aus und erstattete Anzeige gegen Rubuales. Die Staatsanwaltschaft Madrid stellte daraufhin einen Antrag auf Einleitung eines Strafverfahrens gegen Rubiales, im Fall einer Verurteilung droht Rubiales eine Haftstrafe von einem Jahr bis zu vier Jahren. Aufgrund des wachsenden Drucks von Justiz und Politik kündigte Rubiales am 10. September seinen Rücktritt vom Amt des Verbandspräsidenten an - 27 Tage nach dem Übergriff beim WM-Finale.
    Für Spanien geht es bei der ganzen Causa auch noch um viel mehr: Spanien bewirbt sich zusammen mit Portugal und Marokko um die Austragung der Fußball-WM 2030.

    Wie waren die Reaktionen in Spanien?

    Aus Regierungskreisen gab es massive Kritik an Rubiales' Verhalten. Gleichstellungsministerin Irene Montero schrieb bei Twitter, auch weniger massive sexuelle Gewalttaten seien sexuelle Gewalt.

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    Ione Belarra, Ministerin für soziale Rechte, fügte hinzu: "Wir alle denken: Wenn sie das vor den Augen ganz Spaniens tun, was werden sie dann nicht auch im Privaten tun? Sexuelle Gewalt gegen Frauen muss ein Ende haben."

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    Ministerpräsident Pedro Sánchez äußerte sich ebenfalls zu Rubiales' Verhalten und verurteilte ihn. Sánchez deutete an, dass Rubiales zurücktreten müsse. Eine Entschuldigung sei nicht genug.

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    Noch deutlicher wurde Arbeitsministerin Yolanda Diaz. Sie verwies auf den Vorbildcharakter des Fußballs und forderte offen Rubiales' Rücktritt. "Wir wollen, dass das zum "MeToo" des spanischen Fußballs wird. Es muss eine Veränderung geben", sagte Víctor Franco, der Präsident der obersten Sportbehörde Spaniens.
    Die Präsidentin der spanischen Fußball-Liga der Frauen, Beatriz Àlvarez Mesa, schrieb, sie schäme sich für das Bild, das der spanische Fußball aufgrund des inakzeptablen Verhaltens des Präsidenten weltweit abgebe. Sein Charakter, den viele im Privaten kannten, sei in der Öffentlichkeit zu sehen gewesen.
    Javier Tebas, Präsident des spanischen Ligaverbandes, ging ebenfalls hart mit Rubiales ins Gericht. Er sprach von einer langen Liste an "Frauen und Männern, die in diesen Jahren von Luis Rubiales geschädigt wurden". Das müsse aufhören. "Es ist unmöglich, sein frauenfeindliches und verabscheuungswürdiges Verhalten einer absurden Verschwörung zuzuschreiben, wenn der Rufschaden für den gesamten spanischen Fußball bereits unvermeidlich ist."
    Auch ein männlicher Fußballer, Borja Iglesias, teilte auf X/Twitter mit, er werde bis auf Weiteres nicht mehr für die Nationalmannschaft der Männer spielen: "Als Spieler und Mensch fühle ich mich durch das, was passiert ist, nicht repräsentiert."
    Inzwischen hat sich auch Spaniens Männer-Nationalteam geschlossen hinter die Weltmeisterinnen gestellt. In einer am 4.9. von Nationalspieler Alvaro Morata vorgetragenen Erklärung des Teams hieß es: "Wir möchten das inakzeptable Verhalten von Herrn Rubiales anprangern, der der Institution, die er vertritt, nicht gerecht geworden ist."
    In der Zeitung El País lautete der Kommentar: "Jenni mochte den Kuss von Rubiales nicht, und wir auch nicht."
    Die Sportzeitung Marca kommentierte: "Die nächste Bekanntgabe (des Verbandes), sollte die des Rücktritts sein."

    Wie waren die Reaktionen im Ausland?

    Im deutschen Fußball bekam Rubiales Unterstützung von Karl-Heinz Rummenigge, Mitglied des Aufsichtsrats von Bayern München. Der Kuss sei absolut okay gewesen. Man solle nicht übertreiben. Rummenigge sagte: "Ich kann mich erinnern: Als wir letztes Mal die Champions League gewonnen haben, habe ich Männer geküsst - nicht auf den Mund zwar, aber aus Freude."
    Die ehemalige Chefin der Deutschen Fußball-Liga Donata Hopfen bezog eine gänzlich andere Position:  "Wenn das nicht von beiden Seiten gewollt ist, dann ist das ein ganz schwieriges Verhalten. (...) Es kann übergriffig sein und so wirkt es tatsächlich auch."
    Ex-Nationalspielerin und DFB-Funktionärin Steffi Jones äußerte sich im Deutschlandfunk-Sportgespräch deutlich drastischer. Das Verhalten von Rubiales, ein Funktionär in einer Machtfunktion, gehe überhaupt nicht, so Jones: "Und wer sich dessen nicht bewusst ist (...), der muss aus meiner Sicht gehen.“ Jones ist heute Vorstandsmitglied beim Vorstandsmitglied des „Safe Sport e.V.“ ist, der eine unabhängige Anlaufstelle für Betroffene sexualisierter, psychischer und physischer Gewalt bietet. Auch den Äußerungen von Karl-Heinz Rummenigge widersprach Jones: "Es ist manchmal besser sich zurückzunehmen. Ich hoffe, dass er seine Meinung ändert."
    Laut Buch-Autor Ronald Reng liege Rubiales' Entscheidung, nicht zurücktreten zu wollen, in der spanischen Kultur begründet. Seit dem Bürgerkrieg sei die spanische Bevölkerung zwischen rechts und links so polarisiert, dass man sich als Mann oder Frau an der Macht immer bedroht fühle, sagte Reng im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. Ein Rücktritt würde in diesem Debattenraum wie ein Zugeständnis an die politischen Gegner empfunden: „Man tritt nicht zurück. Ein Rücktritt ist das Schlimmste. Das ist das Eingeständnis allen Übels“, sagte Reng im Deutschlandfunk.
    Sandra Schwedler, Aufsichtsratsvorsitzende des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli, wollte im Deutschlandfunk zwar nicht von einem generellen „Männerproblem“ im Fußball sprechen. Allerdings betonte Schwedler, die die einzige Frau im deutschen Profifußball in ihrer Position ist, dass der Sport stark männlich geprägt sei und lange alles Nicht-Männliche kleingehalten und ausgeschlossen worden sei. Daran etwas zu ändern, sei auch Aufgabe der Verbände wie dem DFB. Außerdem würde sich Schwedler speziell von Männern „mehr Solidarität“ wünschen: „Männer profitieren mehr von dem System, deshalb braucht es auch mehr Männer, die sagen: ‚Ich bin gerade Profiteur von diesem System. Ich muss da etwas stützen.‘“
    Andries Jonker, ehemaliger Interimstrainer von Bayern München und bei der WM als Trainer der Niederländerinnen dabei, nannte den erzwungenen Kuss im niederländischen Fernsehen inakzeptabel und unglaublich.
    US-Fußball-Superstar Megan Rapinoe äußert sich beim US-amerikanischen Sportmedium The Athletic. Rubiales' Verhalten spiegle tiefgehende Misogynie und Sexismus wider. Rapinoe bezog sich dabei auch auf Rubiales Verhalten auf der Tribüne. Als Jubelgeste hatte er sich in den Schritt gegriffen.

    Was ist die Vorgeschichte?

    Der inzwischen entlassene spanische Nationaltrainer Jorge Vilda stand innerhalb der Mannschaft seit langem in der Kritik. Ihm wird Respektlosigkeit, Übergriffigkeit und Sturheit vorgeworfen. Vilda soll versucht haben, die Spielerinnen übermäßig zu kontrollieren und psychischen Druck ausgeübt haben.
    Im September 2022 traten deshalb 15 Spielerinnen geschlossen aus der Nationalmannschaft aus. Die Spielerinnen forderten ein Umdenken. Der Verband und besonders Präsident Rubiales stellte sich dagegen hinter Vilda. Spielerinnen sollten sich entschuldigen, wenn sie wieder für die Nationalmannschaft antreten wollten. Nur drei kamen zurück.
    Auch bei der WM war eine Kluft zwischen Betreuerteam und Spielerinnen sichtbar. Trotz der großen Erfolge wurde zumeist unabhängig voneinander gejubelt.
    Am 5. September schließlich wurde Vilda entlassen, der spanische Fußballverband RFEF nannte keine Begründung und hob stattdessen Vildas "tadelloses persönliche und sportliche Verhalten" hervor. Seine Nachfolgerin im Amt wird die bisherige Co-Trainerin und frühere Nationalspielerin Montserrat Tomé.
    Gegen Rubiales selbst gibt es ebenfalls Vorwürfe: Im spanischen Fernsehen meldete sich die Geschäftsführerin der Spielerinnengewerkschaft Futbolistas ON, Tamara Ramos. Rubiales habe sie in der Vergangenheit mehrfach gedemütigt. Sie erstattete 2016 Anzeige gegen ihn. Bis dahin arbeitete Ramos bei der Spielergewerkschaft AFE, deren Präsident Rubiales war.
    Ramos berichtet in der Anzeige von verbalen Übergriffen, sexualisierten Kommentaren, unangemessenen Arbeitsanforderungen und massivem psychischen Druck. Das Verfahren wurde 2016 mit einem Vergleich beendet, der Rubiales vor einem Prozess und einer möglichen Verurteilung bewahrte.