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Sparkassen starten Echtzeitüberweisung
Überweisung künftig so schnell wie eine E-Mail

Bei einer Überweisung ist das Geld bisher oft einen ganzen Tag oder länger unterwegs. Mit der neuen Echtzeit-Überweisung soll sich das ändern. Die Sparkassen haben diesen Service heute eingeführt, andere Kreditinstitute werden wohl bald folgen.

Von Mischa Ehrhardt | 10.07.2018
    Hand wählt ein Eurosymbol auf dem Display eines Smartphones.
    Die Echtzeit-Überweisung soll dem elektronischen Geldverkehr einen neuen Schub geben. (imago / Davor Paveli )
    Wer Geld loswerden will, kann das ab heute ganz fix organisieren. Zumindest gilt das für Inhaber eines Kontos mit Online-Banking-Funktion bei jeder Sparkasse.
    "Die Echtzeit-Überweisung ist einfach ganz schnell: Man zählt bis 10 und das Geld ist beim Empfänger, also wirklich Echt-Zeit. Das bringt einem viel mehr Geschwindigkeit beim Überweisen".
    Sagt Michaela Roth vom deutschen Sparkassen- und Giroverband, der Dachorganisation der Sparkassen. Bedingung für Echtzeit-Überweisungen ist, dass das Zielkonto bei einer Bank liegt, die an das zu Grunde liegende europäische System angeschlossen ist. In den 34 Ländern in und um Europa gilt das für grob ein Viertel, aktuell rund 1100 Institute. Und darunter finden sich ab heute auch alle deutschen Sparkassen – außer einer, bei der es technische Probleme gegeben hat.
    Neue Funktion je nach Sparkasse gebührenpflichtig
    Allerdings muss, wer die neue Funktion nutzen will, möglicherweise etwas tiefer in die Tasche greifen. Denn das Gebührenmodell legt jede Sparkasse selbst fest. Bei einigen Sparkassen und Kontomodellen sind die Echtzeit-Überweisungen kostenlos, andere erheben Gebühren von zwischen 20 Cent und zwei Euro für den schnellen Geldtransfer.
    Bei der Sparkasse Köln-Bonn beispielsweise sind die neuen Sofortüberweisungen für bestimmte Konten kostenlos. Für Firmenkonten aber fallen bis zu 60 Cent an. Verbraucher sollten sich also zunächst über die möglichen Gebühren für Schnellüberweisungen informieren. David Riechmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen:
    "Wenn man das sozusagen freigeschaltet hat, bei sich beim Onlinebanking, muss man immer auch gucken, ob man es angeklickt hat oder nicht. Also dass man da ein bisschen aufpasst, ob man tatsächlich eine normale Überweisung machen möchte oder ob man wirklich sofort diese Echtzeitüberweisung haben möchte, die dann ja mit Mehrkosten verbunden ist, also dass man da drauf achtet".
    Schnelle Bezahlung oft sinnvoll
    Sinnvoll kann eine schnelle Bezahlung in bestimmten Situationen durchaus sein – beispielsweise beim Kauf eines gebrauchten Autos. Denn der Kunde oder Verkäufer sieht bereits nach wenigen Sekunden auf seinem Smartphone, ob das Geld wirklich angekommen ist. Begrenzt sind die Echtzeit-Überweisungen in Europa auf 15.000 Euro. Seit November 2017 ist das technische System für derartige Sofortüberweisungen in Betrieb. Allerdings haben Banken wie Sparkassen einige Zeit gebraucht, um ihre Systeme an die neuen technischen Voraussetzungen anzupassen. Auch aus diesem Grund werden andere Banken erst in nächster Zukunft auf den Zug aufspringen. Die Deutsche Bank will ab November den Service bieten, Commerzbank oder die ING Diba haben noch keinen konkreten Starttermin im Visier.
    Andere Banken werden wohl folgen
    Dass die schnellen Überweisungen aber nun einen allgemeinen Schub bekommen werden, davon sind die meisten Experten überzeugt. So auch Katharina Lawrence von der Verbraucherzentrale in Hessen.
    "In Deutschland werden voraussichtlich sukzessive mehr Kreditinstitute an diesem System teilnehmen und dadurch gibt es dann auch eine größere Reichweite, mehr Empfänger-Banken, die die Überweisung anbieten".
    Neben den Sparkassen bietet übrigens schon seit längerem die HVB ihren Kunden die Möglichkeit, Echtzeitüberweisungen durchzuführen. Chancen ergeben sich durch die Echtzeit-Überweisungen übrigens für Menschen, bei denen andernfalls eine vergleichsweise aufwendige Bonitätsprüfung fällig wäre.
    "Weil das Geld ja in Sekunden beim Händler ankommt und dann braucht der Händler keine Bonität mehr zu prüfen".
    Sagt Katharina Lawrence. Für Kunden und Verbraucher gilt aber auf jeden Fall: Wachsam und vorsichtig zu sein – wie bei den bisherigen Online-Überweisungen auch. Denn grundsätzlich gilt: Überwiesenes Geld landet erst einmal im Besitz des Adressaten; da ist es egal, ob das Geld mit dem üblichen Verzug von einem Werktag oder in Echtzeit geflossen ist. Wie bei jeder anderen Überweisung gilt es also zu überlegen, ob eine Forderung wirklich so eilig ist, dass sie sofort beglichen werden muss.