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Spitzenforschung
"Ich denke, dass die Förderlinien sehr erfolgreich waren"

Mindestens fünf Milliarden für die Förderung der Spitzenforschung und für den wissenschaftlichen Nachwuchs - das ist der Kassenplan der Bundesregierung für die nächsten zehn Jahre. Die Weiterschreibung der Exzellenzinitiative ist damit auch beschlossen. Professor Manfred Prenzel, der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, hat sich darüber besonders gefreut.

    Manfred Prenzel, Vorsitzender des Wissenschaftsrates.
    Manfred Prenzel: "Wir freuen uns, dass die Fortsetzung der Exzellenzinitiative jetzt auch wieder in diesem Rahmen bestätigt wurde mit einer Zehn-Jahres-Perspektive, das ist sehr erfreulich." (dpa/picture alliance/Bernd von Jutrczenka)
    Kate Maleike: Mindestens vier Milliarden für die Förderung der Spitzenforschung und eine Milliarde für den wissenschaftlichen Nachwuchs - das ist der Kassenplan der Bundesregierung für die nächsten zehn Jahre, der Ende vergangener Woche in Göttingen beschlossen wurde, den man aber noch mit den Bundesländern abstimmen muss. Die Weiterschreibung der Exzellenzinitiative, mit der Bund und Länder ja schon seit einigen Jahren Spitzenwissenschaft in unterschiedlichen Bereichen fördern, ist damit auch beschlossen. An dieser Fortsetzung hatte zwar eigentlich niemand so recht gezweifelt, auch nicht beim Wissenschaftsrat, der die Exzellenzinitiative zusammen mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft als Wettbewerb durchführt, doch Professor Manfred Prenzel, der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, hat in unserem Gespräch vor der Sendung die Neuigkeit trotzdem besonders zur Kenntnis genommen.
    Wir freuen uns auf die Fortsetzung
    Manfred Prenzel: Also zum einen mit großer Erleichterung, dann aber auch mit Freude. Also das eine ist: Wir freuen uns, dass die Fortsetzung der Exzellenzinitiative jetzt auch wieder in diesem Rahmen bestätigt wurde mit einer Zehn-Jahres-Perspektive, das ist sehr erfreulich. Was mich dann aber eben auch ganz besonders freut, ist die Milliarde, die man für bessere Karrieremöglichkeiten des wissenschaftlichen Nachwuchses einsetzen will. Das halte ich für einen ganz wichtigen Schritt. Gerade auch vor dem Hintergrund unserer Empfehlungen zur Verbesserung der Karrierechancen ist das ein großer Impuls, und ich denke, dass wir damit wirklich etwas erreichen können.
    Maleike: Also die Exzellenzinitiative hat ja bislang drei Förderlinien: Das sind die Exzellenzcluster, die Zukunftskonzepte und die Graduiertenschulen.
    Prenzel: Die Graduiertenschulen.
    Maleike: Das heißt, der wissenschaftliche Nachwuchs wird nicht die vierte Förderlinie?
    Prenzel: Also ich glaube nicht, dass das so sein wird, dass man das als vierte Förderlinie der Exzellenzinitiative einführt, sondern eben eher - das war zumindest unser Vorschlag - versucht, ein Programm aufzulegen, das alle Hochschulen und Universitäten dazu bewegt, dass sie mehr über Personalentwicklung sich Gedanken machen, dass sie Konzepte an ihren Einrichtungen entwickeln, wie sie den Nachwuchs eben fördern wollen, wie sie eben auch die Anschlussfähigkeit - also gerade in der Postdoc-Phase in Richtung Professuren - unterstützen wollen, aber sich eben auch mit der Frage beschäftigen, inwieweit bestimmte Daueraufgaben eben nicht auch von Dauerstellen wahrgenommen werden müssen, das ist noch mal eine andere Frage, die ja zum Teil ein bisschen durchhängt, sodass wir insgesamt hier doch nicht nur an exzellenten Einrichtungen, sondern möglichst an allen Einrichtungen Verbesserungen in der Personalstruktur erreichen, die sich dann eben auch für die Qualität der Lehre und Forschung positiv auswirken werden.
    Maleike: Herr Prenzel, was beschlossen wurde, ist ja, dass es eigentlich wieder ein Wettbewerb wird, also die Spitzenförderung wieder im Wettbewerbsverfahren und wieder mit einer zeitlichen Befristung. Viele hatten aber sich erhofft auch, dass es eine Verstetigung geben wird.
    Immer wieder neue Ideen vorbringen
    Prenzel: Also die Frage der Verstetigung ist natürlich immer eine etwas kritische Frage. Wenn man eben davon ausgehen würde, dass man jetzt bestimmte geförderte Einrichtungen einfach auf Lebenszeit sozusagen weiterfördern würde, dann muss man, glaube ich, auch ein bisschen aufpassen, dass ein System flexibel bleibt und dynamisch bleibt. Ich denke, man muss früher oder später darüber nachdenken, inwieweit bestimmte Einrichtungen, die Themen bearbeiten, die von struktureller, langfristiger Bedeutung sind, die dann eben auch über solche Wettbewerbe hinaus in eine Förderung zu bringen. Aber ich glaube, es wäre eine Illusion, zu glauben, dass jetzt alle Cluster etwa, die jetzt einmal oder zweimal gefördert wurden, in irgendeinem Verfahren auf Dauer installiert werden würden. Das würde dem Wissenschaftssystem ja auch nicht gut tun, weil wir ja immer wieder neue Ideen hochbringen müssen. Und von daher, glaube ich, wird man in Zukunft sich eben ein bisschen fragen, wie man diese Dynamik erhält, also zum einen, über Wettbewerbe neue Ideen hineinzubringen, man wird wahrscheinlich aber auch eben in Zukunft mehr darüber nachdenken, wie man bestimmte Dinge eventuell, wenn das notwendig und sinnvoll ist, sie eher zu verstetigen.
    Maleike: Die Weiterentwicklung wird ja gerade auch damit betrieben, dass die Exzellenzinitiative evaluiert wird, also auf ihre Wirkung untersucht wird. Wie, denken Sie, muss die Exzellenzinitiative weiter entwickelt werden? Was muss da unbedingt verändert werden in Zukunft?
    Im Sommer wird Bilanz gezogen
    Prenzel: Also das, was wir jetzt in der nächsten Zeit abwarten müssen, sind die Berichte. Wir werden im Sommer von DFG und Wissenschaftsrat einen Bericht vorlegen, der eine erste Bilanz zieht, dann gibt es eine internationale Kommission, die von Herrn Imboden geleitet wird, die dann eben aus internationaler Perspektive das Ganze, was bisher passiert ist, kritisch bewerten wird, und wir sind alle sehr gespannt auf diese Berichte. Von daher, glaube ich, muss man immer ein bisschen Vorbehalte haben, jetzt bezogen auf das, was wir jetzt ein bisschen aus unserer eigenen Perspektive sagen. Ich denke, dass die Förderlinien – aus meiner Wahrnehmung – sehr erfolgreich waren, was die internationale Wahrnehmung der Wissenschaft anbetrifft. Das ist ein großer Schritt nach vorne. Deutschland hat viele Rückmeldungen bekommen in dem Sinn, das ist ein Modell, was andere Staaten auch gerne nachahmen würden, modellhaft insofern, als man tatsächlich versucht hat, hier Spitzenforschung nach vorne zu bringen. Das gilt auch für die institutionellen Strategien, die im Rahmen der Zukunftskonzepte behandelt wurden. Wenn man ein bisschen diese Universitäten genauer anschaut, die die Chance hatten, mit den Zukunftskonzepten sich weiterzuentwickeln, sind ja auch eine ganze Reihe von beispielhaften Entwicklungen vorangebracht worden. Dass wir im Moment über Tenure-Track zum Beispiel sprechen und andere Möglichkeiten der Nachwuchsförderung hat auch damit zu tun, dass zum Beispiel in den Zukunftskonzepten solche Dinge ausprobiert wurden. Wenn wir strukturierte Graduiertenförderungen anschauen, können wir auch genauso sagen, da haben wir wunderbare Erfahrungen, gerade in der Exzellenzinitiative, zum Teil in den Zukunftskonzepten, zum Teil in den Graduiertenschulen gehabt. Also was mir auch wichtig ist, ist eben zu sagen: Solche Initiativen tragen dazu bei, dass neue Modelle konzipiert werden, erprobt werden, gerade auch bei Universitäten, die eben auch durch eine, ja, sehr gute Governance und durch ein engagiertes Kollegium ausgezeichnet sind, die dann beispielhaft werden. Und das würde ich gut finden, wenn wir das auch in Zukunft fortsetzen könnten, also Impulse auch in die breite Hochschullandschaft dann geben zu können mit den Dingen, die in der Exzellenzinitiative entwickelt und erprobt werden.
    Maleike: Sagt Professor Manfred Prenzel, der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, zu den Plänen des Bundes, die Spitzenforschung über die Exzellenzinitiative und den wissenschaftlichen Nachwuchs mit Milliardenprogrammen zu fördern.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.