Im noblen Brüsseler Hotel Plaza wird der europäische Fußball zur juristischen Kampfzone. Gekämpft wird konkret um das Prestigeprojekt mehrerer großer europäischer Vereine und der amerikanischen Großbank JP Morgan: die European Super League.
Für die Verteidigung dieser Idee sind nicht etwa die Vereine selbst angetreten, sondern eine spanische Agentur namens A22. Sie vertritt die übrig gebliebenen Super-League-Aspiranten Real Madrid, FC Barcelona und Juventus Turin. Bei der Veranstaltung der Agentur trifft sich nun eine Reihe von Juristinnen und Ökonomen, die sich mit Monopolen und Wettbewerbsrecht in der EU auskennen.
Unmut gegen ein Gutachten am Europäischen Gerichtshof
Die Moderatorin der Veranstaltung führt eine spontane Befragung durch. Sie will wissen, wie viele der Anwesenden mit einem Rechtsgutachten einverstanden sind, das für die Super League Pläne zum Problem werden kann.
Das Gutachten, gegen das hier Unmut geäußert wird, wurde kurz vor Weihnachten veröffentlicht – vom Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofs, Athanasios Rantos. Er argumentiert, dass die UEFA und die FIFA das Recht haben, Sanktionen gegen Vereine zu verhängen, die sich abspalten wollen. Dass also die UEFA und die FIFA die Super League blockieren dürfen. Das Gutachten ist zwar nicht bindend, aber es kann vom Europäischen Gerichtshof als Argument genutzt werden.
Die Grundstimmung im Saal ist klar gegen das Rechtsgutachten gerichtet, zum Teil hört man etwas Verachtung heraus. Aber auch nuancierte Kritik an der UEFA. Etwa vom Wettbewerbsökonomen Oliver Budzinski, der die Doppelfunktion der UEFA kritisiert: "Ich denke, selbst wenn wir akzeptieren, dass es nur eine Top-Liga gibt, dann muss trotzdem nicht die Aufsicht und die Organisation des Wettbewerbs von ein und derselben Organisation gemacht werden."
Die UEFA hat viel Macht - aber wäre eine Super League besser?
Viele der Stimmen scheinen sich einig zu sein: die UEFA hat zu viel Macht im europäischen Fußball. Aber mehrere konkurrierende Top-Ligen, das würde trotzdem nicht funktionieren.
Trotz aller Argumente gegen die Macht der UEFA: die Superleague wäre am Ende sogar das schlechtere zweier Übel. Das sagt der EU-Parlamentarier Antonius Manders aus den Niederlanden. Denn eine Liga, die keinen Auf- oder Abstieg erlaubt, bietet überhaupt keinen sportlichen Wettbewerb mehr: "Das ist einfach ein geschlossener Wettbewerb mit den gleichen Zielen wie die UEFA: So viel Geld wie möglich zu verdienen. Und das darf nicht der Fall sein, wenn wir über Sport reden, wo wir einen offenen Wettbewerb haben wollen, und wo so viele wie möglich an dem Wettbewerb teilnehmen sollen."
Neuer Anlauf für die Super League
Bernd Reichart führt eine Vermarktungsagentur an, die der Super League im zweiten Anlauf zum Erfolg führen soll. Im Sportgespräch nennt er Beweggründe für den neuen Vorstoß, Probleme im bestehenden System und dass nationale Ligen wie die Bundesliga eingebunden werden könnten.
Bernd Reichart führt eine Vermarktungsagentur an, die der Super League im zweiten Anlauf zum Erfolg führen soll. Im Sportgespräch nennt er Beweggründe für den neuen Vorstoß, Probleme im bestehenden System und dass nationale Ligen wie die Bundesliga eingebunden werden könnten.
Die Super-League-Aspiranten aus Spanien und Italien bereiten sich derweil auf eine mehrjährige Charme-Offensive vor. Mit der Agentur A22 wollen sie für ihr Projekt werben und haben dafür auch einen namhaften neuen PR-Profi gefunden: Bernd Reichart – den ehemaligen Chef von RTL.
Die Zukunft der Super League wird also weniger auf dem Fußballfeld, als vielmehr auf dem Feld der PR und der Gerichte entschieden.