Olympische Jugendspiele 6 Jahre nach den Winterspielen
Völkerverständigung war gestern

Sechs Jahre nach den Olympischen Winterspielen im im südkoreanischen Pyeongchang finden gerade am selben Ort die Olympischen Jugendspiele statt. Den Veranstaltern geht es nicht nur um großen Sport, sondern auch Gesundheit. Was diesmal deutlich weniger im Fokus steht als im Jahr 2018: Völkerverständigung.

Von Felix Lill |
IOC-Präsident Thomas Bach und der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol begrüßen das Publikum während der Eröffnungsfeier der 4. Olympischen Winterjugendspiele Gangwon 2024 im Gangneung Oval in Gangneung, Südkorea, am 19. Januar 2024. Gangneung das Gangneung Oval Südkorea 8027_276981 Copyright: xStevexChoxKyewoong/PentaxPressx
IOC-Präsident Thomas Bach redet über Sport, nicht mehr über diplomatische Beziehungen. (IMAGO / Penta Press / IMAGO / Steve Cho Kyewoong / Penta Press)
Bei den Olympischen Jugendspielen im südkoreanischen Pyeongchang messen sich 1.800 Athletinnen und Athleten im Alter von 15 bis 18 in 15 Disziplinen und sieben Sportarten. 79 Länder nehmen teil: Die Jugendausgabe von Winterolympia ist damit so groß wie noch nie.
Auf den ersten Blick könnten Erinnerungen an 2018 wach werden. Vor sechs Jahren stellten die Olympischen Winterspiele mehr als nur ein wiederkehrendes Sportevent von internationaler Aufmerksamkeit dar. Das Ereignis diente als weltbewegendes Paradebeispiel, in dem Sport zu einem Schlüssel der Völkerverständigung wurde. Zerstrittene Staaten wie Nord- und Südkorea wurden durch das Ereignis ein Stück näher zusammengebracht – der Sport diente einem größeren Wohl:
"Auf den Wunsch der beiden Nationalen Olympischen Komitees hin, hat das IOC ihrer Bitte zugestimmt, dass ihre Delegationen bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang gemeinsam unter dem Namen Korea einlaufen dürfen. Diese Mannschaft wird das Olympiastadion unter der koreanischen Vereinigungsflagge einlaufen", verkündete IOC-Präsident Thomas Bach den diplomatischen Erfolg nach einem Gespräch mit dem "Obersten Führer "Kim Jong-un damals triumphierend.

Die Diplomatie ist verschwunden

Doch seit der große Scheinwerfer des Events vor sechs Jahren verschwand, sind auch die damals aufkeimenden diplomatischen Beziehungen wieder verschollen. Denn bei den Jugendspielen in Südkorea ist ein Team aus dem abgeschotteten Norden nicht zu finden. Längst drohen sich beide Staaten wieder mit einem Krieg.
Und so hält sich auch Thomas Bach nun wieder bedeckt.
"Was ich zu den Athleten sagen kann: Sie sind alle sehr glücklich. Denn für Athleten ist das Wichtigste guter Schlaf und gutes Essen. Das hier ist ein großartiger Steigbügel, auch für Olympischen Spiele eines Tages."
Längst schon kommentiert der deutsche Sportfunktionär die Spannungen beider Nationen nicht mehr – es geht nur um das Sportliche, Völkerverständigung war gestern.
Dabei betonen die Veranstalter, dass es eben nicht nur um Sieg oder Niederlage gehe. Der TV-Sender "Arirang" berichtet bei einem Besuch vor Ort von einem Bildungsprogramm für Athleten, bei dem junge Sportler*innen über Sicherheit, mentale Gesundheit und Verletzungsvorsorge aufgeklärt werden.
Zur Erzählung des IOC gehört auch, dass auf die Nachhaltigkeit und das Erbe der Winterspiele von 2018 hingewiesen wird. Neue Arenen mussten dieses Mal nicht gebaut werden. Andererseits: Für die Spiele 2018 wurden zum Teil eigene Sportstätten errichtet, für die alte Wälder abgeholzt worden waren – die heute aber nicht mehr in Betrieb sind.
Um die großen olympischen Hallen und Stadien zumindest etwas füllen zu können, gibt es zu den seit dem 19. Januar stattfindenden Spielen freien Eintritt. Denn diese Jugendspiele produzieren nicht annähernd so viel Medienrummel wie Olympia hier vor sechs Jahren. Diesmal geht es ja auch „nur“ um Sport.