Donnerstag, 09. Mai 2024

Spitzensportfinanzierung
Mauerblümchen "Deutsche Sportlotterie"

Deutschlands Spitzensportler werden über die Deutsche Sporthilfe gefördert. Viel Geld fließt aus dem Glücksspiel, zum Beispiel aus der "Glücksspirale" und der "Siegerchance". Die "Deutsche Sportlotterie" fristet dagegen ein Mauerblümchen-Dasein.

Von Piet Kreuzer | 18.02.2024
Weiße Lottokugeln mit schwarzen Zahlen liegen übereinander.
Die "Deutsche Sportlotterie" heißt mittlerweile "Doppelte Sieben" (picture alliance / dpa / dpa-Zentralbild / Jan Woitas)
"Die Deutsche Sporthilfe wünscht der neuen Lotterie 'Doppelte Sieben' als Nachfolgerin der Deutschen Sportlotterie viel Erfolg", sagt Thomas Berlemann, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Sporthilfe über das nächste Kapitel der Sportlotterie, "die Erlöse, die in dieser Lotterie erzielt werden, kommen direkt unseren geförderten Athletinnen und Athleten zugute und stärken damit die Förderung für unsere Spitzensportler."
Lotto Hessen, der Betreiber der Lotterie, begründete die Umbenennung damit, dass der Name "Deutsche Sportlotterie" nicht mehr das besondere Spielprinzip widerspiegele, nämlich, dass Gewinnzahlen von vorne oder hinten gelesen werden können. Außerdem könne es zu Verwechslungen mit Lotterien kommen, die den Sport unterstützen, wie etwa die Glücksspirale oder die Aktion Mensch.
Das ändert nichts daran, dass die Erlöse so gering sind, dass sie bisher für den deutschen Sport keine große Rolle spielen. Schon vor der Gründung war sie umstritten. Westlotto-Sprecher Axel Weber meinte damals: "Wir als Westlotto kommen zu der Erkenntnis, dass eine neue Lotterie im Segment auch in der Sportförderung sehr starke Kannibalisierungseffekte hervorrufen könnte, denn es gibt eine Lotterie, und das ist die Glücksspirale."

Kein Geld für Werbung

Bei diesen Startbedingungen blieb fast folgerichtig der Erfolg aus. Auch für Werbung war kein Geld da. Ein einziger TV-Werbespot wurde seitdem geschaltet: "Wir machen erfolgreich. Deutsche Sportlotterie. Die gemeinnützige Lotterie. Jetzt unsere Sportler fördern und selbst 500.000 Euro gewinnen."
Von den hoch gesteckten Zielen blieb die Sportlotterie aber weit entfernt. Von Umsätzen im dreistelligen Millionenbereich träumte man, die erste Bestandsaufnahme nach neun Monaten fiel ernüchternd aus: eine halbe Million Euro Umsatz. "Wir sind nicht näherungsweise bei den Zielen, die wir uns selbst gesetzt haben. Wir haben selber Fehler gemacht. Wir haben aber auch Sperrfeuer bekommen", sagte Gründer Gerald Wagner.
Die Folge: 2016 übernahm Lotto Hessen seine Anteile der Sportlotterie und änderte den bisher komplizierten Spielmodus mit drei verschiedenen Kategorien. "Ich habe acht Optionen zu tippen. Fünf Farben, zwei Sportarten, ein Medaillenfarbe", hatte Olympiasieger Robert Harting damals geworben. Doch nach Meinung von Lotto Hessen-Chef Heinz Georg Sundermann war das Format für den Internetvertrieb zu kompliziert. Deshalb wurde die Sportlotterie in eine Zahlenlotterie, vergleichbar mit der Glücksspirale, geändert. Das Ziel: dauerhaft eine Grundlage zur Spitzensportförderung zu schaffen.

Umstellung auf regionale, hessische Förderung

"Ich sage, wir haben im Augenblick zehn, die wir fördern. Das auf 20 zu erhöhen, das verändert den deutschen Sport noch nicht, aber wird relativ bald möglich sein", sagte Sundermann über die Zahl der geförderten Athletinnen und Athleten. Doch auch hier folgt ein "Aber": Die Konkurrenz wurde größer.
Fast zeitgleich mit der Übernahme der Sportlotterie durch Lotto Hessen gründeten acht andere Lottogesellschaften gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund die Zusatzlotterie "Siegerchance". Schon nach einem Jahr deutlich erfolgreicher, hier präsentiert von der damaligen Lotto Bayern-Präsidentin Friederike Sturm: "Zwischenzeitlich haben wir 8,5 Millionen Zweckerträge eingespielt für den DOSB und das ist natürlich eine schöne Summe, wenn man weiß, dass die Glücksspirale 16 Millionen einspielt. Und in der Gesamtschau ist das eine Erfolgsgeschichte."
Zum Vergleich: Die Sportlotterie konnte damals nur 350.000 Euro an die Sporthilfe überweisen. Wegen zu geringer Erfolge verlor die Sportlotterie in der Folge sogar die Lizenz. Deshalb hat sie Lotto Hessen Mitte 2021 in eine Staatslotterie der hessischen Lotterieverwaltung überführt.
Auf Deutschlandfunk-Anfrage erklärte Lotto Hessen schriftlich: "Es wurde also von der nationalen auf eine neue, regionale Veranstaltungsform umgestellt. Der Förderzweck wurde ebenfalls auf regionale, hessenweite Empfänger im Spitzensport, darunter weiterhin die Deutsche Stiftung Sporthilfe für ihre hessischen Athleten, umgestellt."
Ansonsten schweigt Lotto Hessen zum Thema "Deutsche Sportlotterie" beziehungsweise "Doppelte Sieben".