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Staatsministerin Michelle Müntefering
Neu im Amt für die Kultur

Das Amt kam mit dem Koalitionsvertrag: Die SPD-Politikerin Michelle Müntefering ist Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik. Ein Amt, in dem sie sich abgrenzen muss von Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Zum Beispiel mit einer "eigenen Agenda".

Von Maria Ossowski | 21.08.2018
    Michelle Müntefering (SPD), Staatsministerin für internationale Kultur- und Bildungspolitik beim Bundesminister des Auswärtigen
    Michelle Müntefering (SPD), Staatsministerin für internationale Kultur- und Bildungspolitik beim Bundesminister des Auswärtigen (picture alliance / dpa / Kay Nietfeld/dpa)
    Mit Jeans und Cowboystiefeln vor dem Porträt von Willy Brandt, so präsentiert sich die Staatsministerin auf der offiziellen Website des Auswärtigen Amtes in einem Video. Frisch und betont dynamisch empfängt die 38-Jährige Besucher in ihrem Büro am Werderschen Markt und in einem Amt, das der Koalitionsvertrag erst jetzt festgelegt hat. Vor 20 Jahren hat die SPD unter Gerhard Schröder das Staatsministerium für Kultur und Medien geschaffen und längst an die CDU verloren. Ein Stachel, der schmerzt. Nun also ein neues Staatsministerium für auswärtige Kulturpolitik.
    "Ich hab ja einige Jahre als Sprecherin für die SPD-Fraktion im Bundestag auf Seite des Parlaments diese Arbeit mit begleitet, im Unterausschuss für auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Als Staatsministerin für internationale Kulturpolitik habe ich jetzt die Möglichkeit, hier im Auswärtigen Amt auch eine eigene Agenda zu setzen. Ob es Digitalisierung ist, ob es die Frage des Klimawandels und der nachhaltigen Entwicklung ist, ob es die Migration ist – alles das will auch kulturell verhandelt und ausbuchstabiert werden."
    Kulturpolitik für ein besseres Miteinander
    In einem Strategieprozess will Müntefering bis 2020 ein neues Grundsatzprogramm für auswärtige Kultur und Bildungspolitik erarbeiten. Aber warum braucht es diese Funktion? Die Goethe-Institute haben mit Klaus-Dieter Lehmann einen umtriebigen und bestens vernetzten Präsidenten, der Jurist Andreas Görgen leitet seit vier Jahren die Abteilung für Kultur und Kommunikation im Außenministerium. Es gibt, so Müntefering, viele Krisenregionen, in denen Kulturarbeit die Basis bildet für ein besseres Miteinander. So engagiert sie sich auch für die lange geplante Ausstellung moderner Kunstwerke der sogenannten Farah-Diba-Sammlung aus Teheran, die der Iran schon seit längerer Zeit rechtlich prüft, wie es offiziell heißt.
    "Ich fände es ein gutes und ein starkes Signal der Kulturpolitik, wenn wir es schaffen, diese Exponate, diese Ausstellung nach Berlin zu bekommen. Ich bin optimistisch, dass Herr Parzinger als auch Herr Görgen hier aus der Kulturabteilung im Auswärtigen Amt weiter dranbleiben, denn Kulturpolitik international muss auch gerade mit schwierigen Partnern arbeiten."
    Transatlantische Beziehungen zu den USA
    Ebenfalls nicht einfach sind die Beziehungen zur USA. Am 3. Oktober beginnt das USA-Deutschland-Jahr mit tausenden von Veranstaltungen in vielen Bundesstaaten der USA unter dem Motto "Wunderbar together", ein Titel, den Michelle Müntefering nicht abgesegnet hat.
    "Gerade mit Blick auf den amerikanischen Präsidenten sehen wir momentan Schwierigkeiten, wenn es darum geht, "America first"-Politik zu hören - und auch in den Auswirkungen, die das Ganze hat, bis hin zu Handelspolitik - dann sehen wir schon, dass wir gerade jetzt Kulturpolitik brauchen in den transatlantischen Beziehungen."
    Heikel ist auch die Trennung der Aufgabengebiete zwischen Michelle Münteferings Amt und dem Portfolio der Staatsministerin für Kultur, Monika Grütters. Beispiel: das Humboldt Forum im Berliner Stadtschloss mit den vielen Exponaten aus kolonialem Kontext. Grütters engagiert sich dort seit Jahren.
    "Die Aufarbeitung der Provenienzen liegt beim BKM. Und der Dialog mit den Herkunftsländern, der ist meine Aufgabe und Aufgabe des Auswärtigen Amtes. Ja, da überschneidet sich im Humboldt Forum einiges. Das ist so, weil das Humboldt Forum als Großprojekt soll ich der Welt öffnen, soll sich den Weltkulturen öffnen und soll den internationalen Dialog nach Deutschland holen."
    Lernen vom Ruhrgebiet
    Ihre erste Amtsreise brachte Müntefering nach Nigeria und Südafrika, auch dort will sie die kulturpolitischen Bindungen stärken. Ihr Wahlkreis, der sie 2013 in den Bundestag brachte, ist Herne Bochum II. Über den erzählt sie gerne, auf ihre Ehe mit Franz Müntefering möchte sie nicht angesprochen werden, denn: Selbst ist die Frau, und aus dem Ruhrpott sowieso.
    "Ich kenne immer noch die Bergmannvereine und die Gesänge. Und deswegen glaube ich auch, dass wir in der internationalen Kulturpolitik vom Ruhrgebiet lernen können - zum Beispiel die Kultur der Mitbestimmung, die dort auch groß geworden ist, und die Kultur der Solidarität."