
Bundespräsident Steinmeier und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wüst mahnten Konsequenzen an. Die Hochwasserkatastrophe sei das Ergebnis des menschengemachten Klimawandels, sagte Wüst nach einem ökumenischen Gottesdienst in Euskirchen. Er betonte, "das sind die Folgen unseres Umgangs mit der Erde." Angesichts steigender Meeresspiegel und trockener Sommer müssten Dämme, Deiche und Reservoirs gebaut werden. Der Schutz des Klimas und die Bewahrung der Schöpfung seien die größten Herausforderungen. Ähnlich äußerte sich der Bundespräsident.
Bundespräsident lobt freiwillige Helfer
Steinmeier hatte zuvor in Ahrweiler die Leistung der freiwilligen Helfer gewürdigt. Bis heute seien viele tausend Menschen in die Flutgebiete gekommen, um die Betroffenen der Katastrophe dabei zu unterstützen, ihre Existenzen wiederaufzubauen. Dies sei ein beeindruckendes Zeichen für den Zusammenhalt des Landes, sagte Steinmeier. Das Staatsoberhaupt sicherte erneut den Flutopfern die uneingeschränkte Solidarität der Politik zu. Man wisse sehr genau, wie viele Geschädigte noch darum kämpften, ihren Alltag zu meistern. Gemeinsam mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Dreyer sprach Steinmeier in den Orten Altenahr, Dernau und Ahrweiler mit Flutopfern, Helfern und Kommunalpolitikern.
Faeser sichert besseren Bevölkerungsschutz zu
Bundesinnenministerin Faeser erklärte in Euskirchen, man habe aus der Flut in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gelernt. Der Schutz der Bevölkerung bekomme jetzt endlich die Priorität, die er schon lange hätte haben sollen. Man müsse sich künftig besser gegen die Folgen des Klimawandels wappnen, betonte die SPD-Politikerin. Eine Wiederholung der Flutkatastrophe sei nicht ausgeschlossen, da Extremwetterlagen zunehmen würden.
Schäden noch deutlich sichtbar
Auch ein Jahr nach der Katastrophe sind die Schäden an vielen Gebäuden und Straßen immer noch sichtbar. Am Nachmittag reist der Bundespräsident nach Euskirchen in Nordrhein-Westfalen, um an einem Gedenkgottesdienst für die dortigen Flutopfer teilzunehmen.
Nordrhein-Westfalens Innenminister Reul sprach von einem "Tag des Nachdenkens". Er forderte, Anwohner bei künftigen Hochwasserlagen schneller zu warnen. Behörden müssten untereinander klarer und präziser kommunizieren. "Fachblätter, die nur Fachleute verstehen, helfen einem Kommunalpolitiker, der da den Krisenstab leitet, relativ wenig", sagte der CDU-Politiker im Deutschlandfunk. Auch der Austausch zwischen den Leitstellen müsse schneller werden.
Wo soll gebaut werden dürfen?
Reul forderte Städte und Gemeinde auf, zu entscheiden, ob man bestimmte Flächen wegen extremer Wetterereignisse nicht mehr besiedeln sollte. Dazu hatte auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe aufgerufen. BBK-Präsident Tiesler erklärte im Deutschlandfunk, man sei angesichts der kommenden Herausforderungen an einem Punkt angelangt, an dem solche Themen offen diskutiert werden sollten. Es brauche ein besseres Bewusstsein in der Bevölkerung für Naturkatastrophen.
Nach extremem Starkregen am 14. und 15. Juli 2021 waren bei der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz mindestens 135 Menschen und in Nordrhein-Westfalen 49 Menschen ums Leben gekommen. Zwei Menschen werden noch vermisst.
Weiterführende Informationen
Das vollständige Interview mit Herbert Reul können Sie hier lesen (PDF)
Die Flut im Ahrtal - Wie es zu Fehlern und Versäumnissen beim Katastrophenschutz kam
Hochwasserschutz an Ahr und Erft - Nach der Flut ist vor der Flut
Rheinland-Pfalz - Wo es beim Wiederaufbau im Ahrtal hakt
Diese Nachricht wurde am 14.07.2022 im Programm Deutschlandfunk gesendet.