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Verschwundenes Sternbild
Das kurze Leuchten der himmlischen Katze

Kurz vor Beginn der Morgendämmerung zeigen sich tief am Südhimmel die Sternbilder Wasserschlange und Luftpumpe. Vor zwei Jahrhunderten leuchtete dort für einige Zeit auch die Katze. Die Himmelsfigur geht zurück auf einen französischen Astronomen.

Von Dirk Lorenzen | 25.11.2022
Alles andere als entspannt: die himmlische Katze in einer historischen Darstellung
Alles andere als entspannt: die himmlische Katze in einer historischen Darstellung (Bode)
Die Himmelsfigur der Katze, lateinsich Felis, geht zurück auf den französischen Astronomen Joseph Jerome de Lalande: „Ich liebe Katzen und möchte nun, dass eine auch auf den Sternkarten scharrt. Ich habe mich so viel mit dem gestirnten Himmel beschäftigt, dass ich mir nun diesen Scherz erlauben kann“, schreibt er in einem seiner Bücher.
Der Schriftsteller Voltaire hatte sich erfreut darüber geäußert, dass die Katze nicht zu den himmlischen Tieren gehörte. Das wollte Joseph de Lalande ändern. Er bestimmte die Positionen vieler Sterne und schickte die Daten dem Berliner Astronomen Johann Elert Bode. Dieser griff die Bitte seines französischen Kollegen auf und zeichnete 1801 in seinen Sternatlas Uranographia auch die Katze ein – dort heißt sie lateinisch Felis.
Im Bodeschen Atlas blickt die Katze arg missmutig. Entweder vermisst sie die Leber am Firmament oder sie ahnt schon, dass ihr kein langes Dasein beschieden sein wird. Ihre lichtschwachen Sterne gehören längst wieder zu Wasserschlange und Luftpumpe. So gibt es am Himmel 33 Tiere – darunter den Großen und Kleinen Löwen sowie den Luchs. Doch eine Hauskatze schleicht nicht durchs Sterngewimmel.
Joseph de Lalande hat nicht mehr erlebt, wie die Katze wieder vom Himmel verschwunden ist. Der eifrigste Katzenfreund unter den Astronomen ist bereits 1807 gestorben.