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Lettland: Ilga Stacevitscha, 53 Jahre, Kassiererin in einem Kino

Für die Lettin Ilga Stacevitscha läuft das Leben eigentlich ganz gut. Zehn Jahre nach dem Beitritt ist die Kassiererin froh über die EU-Zugehörigkeit ihres Landes. Dass ihre Kinder in den Westen gegangen sind, kann sie verstehen - auch wenn die Wirklichkeit dort ernüchternd sei.

Tim Krohn hat zugehört | 15.05.2014
    Panorama der Kulturhauptstadt 2014 Riga
    "Ich habe eine gute Arbeitsstelle gefunden, meine Kinder sind erwachsen - und ich habe viele Enkelkinder." (picture alliance / dpa / Valda Kalnina)
    "Jetzt läuft mein Leben eigentlich ganz gut – zumindest, wenn man es mit der Zeit vor zehn Jahren vergleicht, als wir in die EU aufgenommen wurden. Ich habe eine gute Arbeitsstelle gefunden, meine Kinder sind erwachsen, und ich habe viele Enkelkinder."
    Meine größte Angst ist es aber, meinen Job zu verlieren. In meinem Alter noch eine neue Arbeit zu finden, das ist praktisch unmöglich.
    Europa ist ja nicht schlecht für uns. Es ist schon gut, dass wir in so einer Gemeinschaft leben, dass wir dazu gehören.
    Ich kann mich aber trotzdem nicht damit abfinden, dass unsere Leute alle auswandern. Mein Sohn und meine Tochter sind auch schon weg. Ich war bei denen zu Gast und wollte mal gucken, ob man im Ausland nun wirklich das große Geld verdienen kann. Die Wirklichkeit sieht aber ganz anders aus. Unsere Leute machen dort nur die Arbeit, die die Einheimischen nicht machen wollen. Niemand wartet auf uns...
    Aber wie soll man leben ohne Hoffnung? Wenn nicht heute, dann morgen oder vielleicht übermorgen, irgendwann wird es besser sein."