Archiv

Studie
Klimaneutrales Berlin in 36 Jahren möglich

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hat prüfen lassen, ob und wie Berlin es schaffen könnte, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden. Nun wurde die sogenannte Machbarkeitsstudie "Klimaneutrales Berlin 2050" vorgestellt - mit dem Ergebnis, dass es möglich wäre.

Von Dieter Nürnberger |
    Immerhin sind sich die heute hier in Berlin versammelten Experten einig, dass die deutsche Hauptstadt bis 2050 dieses ehrgeizige Ziel, langfristig weitgehend klimaneutral zu werden, auch erreichen kann. Allerdings ist die heute vorgestellte Machbarkeitsstudie auch nur der Anfang einer langwierigen Arbeit. 2050, das ist in 36 Jahren! Somit sicherlich generell schwierig zu prognostizieren. Aber ansatzweise wurde auch schon heute ein wenig deutlich, wie dieser Weg, um das Ziel zu erreichen, beschritten werden soll.
    Die Forscher sehen beispielsweise auch urbane Strukturen als geeignet an, um umweltfreundlich Energie erzeugen zu können. Das soll beispielsweise mit einem deutlichen Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung gelingen oder auch mit einer verstärkten Nutzung der Solarenergie. Genug Dächer in Berlin gibt es ja. Das wäre somit eher eine dezentrale Energiestruktur.
    Berlin will Vorreiter sein
    Berlin will also vorangehen - und Hans Joachim Schellnhuber, der Direktor des anerkannten Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, ordnet das Ganze denn auch in einen globalen Trend ein, der ohnehin die Städte als Wachstumsfaktor global sieht.
    "Erneuerbare plus Effizienz, das ist die Formel, mit der das gelingen kann. Derzeit leben mehr als die Hälfte der Menschheit in Städten. Es wird mit der Urbanisierung aber weitergehen, das ist keine Frage. Schon heute sind aber 70 Prozent der Emissionen urbanen Ursprungs. Wir rechnen bis Mitte des Jahrhunderts mit einem Anteil der Städte von 80 bis 90 Prozent daran. Der Kampf gegen den Klimawandel wird in den Städten entschieden. Und die Vorreiter-Städte müssen dabei die entscheidende Rolle spielen."
    Derzeit ist es in Berlin so, dass der große Bereich der Gebäude auch den höchsten Schadstoff-Ausstoß verursacht, fast die Hälfte. Der Verkehr folgt an zweiter Stelle mit knapp einem Viertel. Die Wirtschaft verursacht 21 Prozent der Emissionen. So geht es auch um eine Fortschreibung der Gebäudesanierung - ganz klar. Dies müsse deutlich mit mehr Tempo vonstattengehen, hieß es hier in Berlin.
    Emissionen sollen weiter gesenkt werden
    Weniger Emissionen: Berlin hat den Ausstoß seit 1990 schon deutlich reduzieren können. Bei den CO2-Emissionen gab es bis heute einen Rückgang um rund 27 Prozent - im Vergleich zu 1990. Aber dieser Prozess ist nun ins Stocken geraten, ein durchaus ja auch bundesweiter Trend. 2050, in immerhin 36 Jahren, soll es dann deutlich besser aussehen. Fritz Reusswig, ebenfalls vom Potsdam Institut, über die langfristige Perspektive:
    "Das heißt, wir landen ungefähr bei 4,4 Millionen Tonnen im Jahr 2050. Wir sind gestartet (1990) bei knapp 30 Millionen Tonnen pro Jahr. 85 Prozent runter, das heißt, damit liegen wir etwas unterhalb des Zwei-Grad-Zieles. Das ist der Weg, denn wir gehen müssen. Der geht nicht auf null, aber er ist mit einem deutlichen Umbau des städtischen Energiesystems verbunden."
    Berlin will also beispielgebend vorangehen. Vieles ist derzeit aber noch recht unkonkret. Aber das Ziel ist klar formuliert: Um 85 Prozent sollen die Emissionen sinken. Und die ersten Ergebnisse der Machbarkeitsstudie sollen nach und nach dann auch in Landesgesetze gegossen werden.