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"Habe nicht damit gerechnet, dass die Strukturen so hartnäckig sind"

Gaby Papenburg wollte im August Präsidentin des Berliner Fußballverbandes werden, unterlag am Ende aber dem Amtsinhaber Bernd Schultz. Der Berliner Fußballverband sei grundsätzlich noch nicht bereit für Veränderungen, sagte die TV-Moderatorin im Dlf. Viele Verbände würden von "alten, weißen Männern" dominiert.

Gaby Papenburg und Thomas Kistner im Gespräch mit Maximilian Rieger | 09.10.2021
Gaby Papenburg, TV-Moderatorin, unterlag bei der Wahl zum Präsidenten des Berliner Fußball-Verbandes.
Gaby Papenburg, TV-Moderatorin, unterlag bei der Wahl zum Präsidenten des Berliner Fußball-Verbandes. (dpa / picture alliance / Michael Hundt)
TV-Moderatorin Gaby Papenburg wollte im August die erste Frau an der Spitze eines großen deutschen Fußballverbandes werden. Sie kandidierte für die Wahl der Präsidentin des Berliner Fußballverbandes - unterlag am Ende aber dem Amtsinhaber Bernd Schultz mit 33:81 Stimmen. Papenburg war auch Mitinitiatorin vom Netzwerk "Fußball kann mehr", der sich für mehr Geschlechtergerechtigkeit im Fußball einsetzt. Neun prominente Frauen aus dem Fußball forderten unter anderem verbindliche Frauenquoten in Vereinen und Verbänden, gleiche Bezahlung und eine konsequente Bekämpfung von Diskriminierung.
Montage: DfB-Logo, Almuth Schult, Bibiana Steinhaus, Katja Kraus, Gabi Papenburg
Frauen-Initiative fordert außerordentlichen Bundestag
In der vergangenen Woche hat eine neunköpfige Frauengruppe bereits Reformen beim männlich geprägten DFB eingefordert. Nun legen sie in einem Brief nach, der DFB-Interimspräsident Rainer Koch direkt angreift.
Papenburg sagte im Dlf, dass der Berliner Fußballverband grundsätzlich nicht bereit für Veränderungen sei und nicht so sehr sie als Frau und potentielle Präsidentin das Problem gewesen sei. Oft würde einfach nicht darüber nicht nachgedacht, dass überhaupt auch andere Kandidaten infrage kommen könnten - auch beim DFB.

Ernüchterung beim Verbandstag

"Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Strukturen so massiv hartnäckig sind", sagte Papenburg. Sie sei wahrscheinlich etwas naiv an die Wahl herangegangen. Zwar habe es zu Beginn des Wahlkampfes gut ausgesehen, aber dann habe speziell der Verbandstag für Ernüchterung gesorgt. Im Publikum seien fast nur alte Männer gewesen und während der Fragerunde seien auschließlich nur Fragen an sie gestellt worden sein, aber keine einzige an Amtsinhaber Bernd Schultz und dessen Präsidentschaft.
Rainer Koch sitzt vor einer Grafik eines verschwommenen DFB-Wappens.
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Die Frauen-Initiative, die auf Personalreformen im DFB drängt, hat den Interimspräsidenten bei der Ethikkommission des Verbands angezeigt. Grund dafür ist Kochs Umgang mit Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb.
Unangenehm sei ihr auch aufgestoßen, dass DFB-Interimspräsident Rainer Koch in seinem Grußwort auf dem Verbandstag auch Unterstützung für Bernd Schultz ausgesprochen habe und diesen in höchsten Tönen gelobt habe - Papenburg habe er dabei noch nicht einmal namentlich erwähnt.

Ur-Wahl für mehr Demokratie

Allerdings habe ihr auch die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht, weil sie die Vereine nicht persönlich habe besuchen können. Generell sei das Interesse in den Vereinen an Verbandsarbeit und an Wahlen sehr gering.

Bei der Wahl des DFB-Präsidenten schlug sie eine Ur-Wahl vor, damit nicht nur ein aufgestellter Kandidat von den Landesverbänden gewählt werden kann. "Das ist überhaupt nicht demokratisch", sagte Papenburg im Dlf. Auch das Netzwerk "Fußball kann mehr" werde weitermachen, sagte Papenburg. "Wir wollen bei der DFB-Wahl ein Wörtchen mitreden und eine Kandidatin ins Rennen schicken." Die Bewerberinnen brauchen auf jeden Fall ein dickes Fell und dürften sich von der männlichen Phalanx nicht ins Bockshorn jagen lassen, sagte die 61-Jährige.
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Neun Frauen, acht zentrale Forderungen: So wie bisher soll es im Profifußball nicht weitergehen. Mit-Initiatorin und Ex-Fußballerin Katja Kraus sagte im Dlf, sie könne sich vorstellen, Verantwortung zu übernehmen.

Bernd Neuendorf als neuer DFB-Präsident

Die Suche nach einer neuen DFB-Führung dauert auf jeden Fall noch an. Thomas Kistner, Journalist der Süddeutschen Zeitung, berichtete im Deutschlandfunk von den Bemühungen, den erst 2019 an die Spitze des Mittelrhein-Verbandes gerückten Bernd Neuendorf, 61, als neuen DFB-Präsidenten aufzubauen.
"Er ist der Mann, der auf die Rampe soll", sagte Kistner. Denn als Berufspolitiker und Ex-Staatssekretär in Nordrhein-Westfalen verfügt Neuendorf über ausreichend Stallgeruch. Der Kandidat werde jetzt langsam im Hintergrund installiert, sagte der SZ-Journalist. Noch sei Neuendorf aber vorsichtig und gebe seine Kandidatur nicht offizell bekannt.
Der zweite Interimspräsident Peter Peters sei derzeit ebenfalls viel unterwegs und könnte als Kandidat der DFL ins Rennen ziehen. Nach wie vor gebe es aber weiter sehr viele Krisen im DFB. So sei der gut dotierte Vertrag mit dem Kommunikationsberater und langjährigen Koch-Bekannten Kurt Diekmann und die Hintergründe dazu weiter ungeklärt. Kistner ging im Dlf davon aus, dass bis zum DFB-Bundestag im März noch einiges passieren werde.