Mittwoch, 24. April 2024

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Synodalversammlung
Katholiken setzen Reformkurs fort - Bätzing: "Nur ein Zwischenschritt"

Die Delegierten der Reformbewegung Synodaler Weg in Frankfurt am Main haben mit großer Mehrheit für eine Gleichstellung Homosexueller, die Lockerung des Zölibats und mehr Mitbestimmung von Laien in der katholischen Kirche gestimmt. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bätzing, sprach dennoch nur von einem "Zwischenschritt".

05.02.2022
    Vorstandsmitglieder des Synodalen Weges von links nach recht: Thomas Söding, Georg Bätzing, Irme Stetter-Karp sowie Franz-Josef Bode.
    Synodalversammlung der deutschen Katholiken (picture alliance/dpa)
    Die deutschen Katholiken haben in Frankfurt am Main ihre dritte Synodalversammlung zur Reform der Kirche abgeschlossen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bätzing, und die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Stetter-Karp, zogen eine positive Bilanz. Bätzing erklärte, er habe die große Hoffnung auf eine "veränderte Kultur", die deutlich partizipativer und gerechter sein werde.
    Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Stetter-Karp, rief die Bischöfe hierzulande zu eigenständigen Reformen auf. Man dürfe nicht erwarten, dass die Weltkirche Probleme löse, die man selbst vor Ort in die Hand nehmen müsse. "Wir müssen hier handeln, hier bei uns, das kann uns niemand abnehmen", sagte Stetter-Karp. Wenn wichtige Texte bei der nächsten Synodalversammlung nicht final beschlossen würden, könne das umfassende Reformwerk, dass sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken zusammen mit den Bischöfen vorgenommen habe, nicht gelingen.
    Auch der Osnabrücker Bischof Bode äußerte sich positiv. Es gebe viel Rückenwind für die Beschlüsse:

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    Gleichstellung von Homosexuellen, Lockerung des Zölibats, Mitbestimmung von Laien

    Eine deutliche Mehrheit der Vollversammlung in Frankfurt am Main stimmte für drei Reformpapiere. Auch die anwesenden Bischöfe votierten mit klaren Mehrheiten dafür. In den Texten empfehlen sie dem Papst, eine lehramtliche Präzisierung und Neubewertung der Homosexualität vorzunehmen. Ausgelebte gleichgeschlechtliche Sexualität sei keine Sünde, da die homosexuelle Orientierung zur Identität des Menschen gehöre, wie er von Gott geschaffen worden sei. Es herrschte Einigkeit, dass es keine Diskriminierung von Homosexuellen in der Kirche geben dürfe, erklärte Stetter-Karp. Keiner Person dürfe außerdem die Übernahme von kirchlichen Ämtern sowie der Empfang der Priesterweihe vorbehalten werden, weil sie homosexuell veranlagt sei, heißt es in den Texten.
    Der Synodale Weg befürwortet eine Weiterentwicklung des Verständnisses von ehelicher Liebe, unter anderem mit Blick auf Empfängnisverhütung. Mehrfach wurde von den Delegierten die Meinung geäußert, dass die geltende katholische Sexualmoral kaum mehr etwas mit der Lebensrealität vieler Katholiken zu tun habe. Zudem sollen Segensfeiern für alle Liebespaare ermöglicht werden.
    Auch die Rolle der Frau in der Kirche war Thema. Stetter-Karp betonte, Menschenrechte in der Kirche seien erst dann Realität, wenn es Gerechtigkeit für alle Geschlechter gebe. Auch wurden Änderungen im kirchlichen Arbeitsrecht eingefordert. Der persönliche Familienstand sollte ohne Relevanz für eine Anstellung sein, heißt es.

    Papst-Botschafter ermahnt deutsche Bischöfe

    Konservative Kritiker warnten davor, die bestehende Kirchenlehre völlig zu entwerten. Mehrere Bischöfe warnten vor einem Bruch mit der kirchlichen Lehre.
    Auch der vatikanische Botschafter des Papstes, Eterovic, ermahnte die deutschen Bischöfe, bei ihren Reformbemühungen zwischen parlamentarischen Verfahren und Synodalität zu unterscheiden. Die synodale Kirche sei eine Gabe des Heiligen Geistes und auf das Wort Gottes ausgerichtet. Eterovic betonte zudem die Einheit der Weltkirche und verwies auf die für 2023 angekündigte Weltbischofssynode. Grundlegendes solle dort besprochen werden.

    Der Synodale Weg ist umstritten

    Der Kirchenrechtler Norbert Lüdecke äußerte im Deutschlandfunk starke Bedenken ob der Sinnhaftigkeit des Synodalen Weges. Dieser sei gar nicht in der Lage, Reformen anzustoßen. Er sprach von einer Placebo-Beteiligung in einer ständemonarchischen Kirche. Die Versammlung könne allenfalls für Aufmerksamkeit in den Medien sorgen.
    "Selbst, wenn sich die deutschen Bischöfe in der Versammlung hinter die Forderungen stellen, wissen sie sehr wohl, dass diese in Rom abgeschmettert werden." - Kirchenrechtler Prof. Dr. Norbert Lüdecke
    Der ehemalige Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken sieht das anders. In einem Interview mit der Plattform katholisch.de sagte Sternberg, man solle nicht glauben, dass demokratische Verfahren von der Kirche wegzuhalten wären.
    "Veränderungen geschehen auch in der Kirche durch Prozesse, durch Bewegungen, durch Kontroversen, die breit diskutiert werden." - Ehemaliger ZdK-Vorsitzender Thomas Sternberg

    Synodaler Weg bereits seit 2019

    Der Synodale Weg gründete sich im März 2019 nach Veröffentlichung einer Studie zu sexuellem Missbrauch von Minderjährigen in der katholischen Kirche. Er besteht aus den Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz, Vertretern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken sowie weitere Amtsträger und Laien. Sie suchen gemeinsam nach Antworten auf die gegenwärtige Situation der Kirche und nach Schritten zu ihrer Stärkung.