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Syrien
Regierung blockiert immer noch humanitäre Hilfe

Auch Tage nach Beginn der Waffenruhe in Syrien warten Hundertausende Zivilisten auf Hilfslieferungen. Doch noch immer ist kein Hilfstransport der Vereinten Nationen auf dem Weg. Schuld sei die Regierung in Damaskus, sagt man bei der UNO in Genf. Der Sonderbeauftragte Staffan de Mistura ist mehr als verärgert.

Von Dietrich Karl Mäurer | 15.09.2016
    Der UNO-Sonderbeauftragte Staffan de Mistura erläutert in Genf, wie die Hilfe für die syrische Bevölkerung vonstatten gehen soll.
    Der UNO-Sonderbeauftragte Staffan de Mistura erläutert in Genf, wie die Hilfe für die syrische Bevölkerung vonstatten gehen soll. (AFP / Fabrice Coffrini)
    Seit Montag dieser Woche gilt die inzwischen verlängerte Waffenruhe in Syrien.
    Die Lage hat sich deutlich beruhigt, auch wenn immer wieder einzelne Gefechte gemeldet werden. Die Kampfpause soll der notleidenden Zivilbevölkerung in den bislang am stärksten umkämpften Gebieten die Möglichkeit geben, durchzuatmen. Zudem soll die Vereinbarung internationalen Organisationen ermöglichen, Hilfsgüter dorthin zu liefern - Lebensmittel und medizinisches Material.
    Wir stehen bereit, das hatten die Vereinten Nationen angekündigt - schon vor Beginn der Waffenruhe. Sofort könnten die Hilfskonvois starten. Und das wiederholte noch einmal der UN-Nothilfekoordinator Jan Egeland:
    "Wir sind bereit, wir können heute noch losfahren. Wir könnten heute noch starten. Wir hoffen, dass wir morgen nach Ost-Aleppo fahren können. Noch vor Ablauf der Woche könnten wir auch die Gebiete erreichen, wo wir bereits im August um Hilfe gebeten wurden."
    Doch bei dieser Ankündigung ist es bislang geblieben. Noch immer warten Hundertausende in den von Rebellen gehaltenen Gebieten auf Hilfe. Bislang ist noch kein einziger Lastwagen auch nur unterwegs dorthin. Lediglich ein Hilfskonvoi hat die türkisch-syrische Grenze überquert. Die 20 Lastwagen mussten aber stoppen. Sie warten nun in der Pufferzone zwischen der Türkei und Syrien. Der Grund dafür ist nicht bei der UN zu suchen, sondern bei der syrischen Regierung in Damaskus - erklärt Nothilfekoordinator Egeland:
    "Die Genehmigungspapiere, die uns die Fahrt erlauben, sind uns noch immer nicht gegeben. Nicht eine einzige Durchfahrtgenehmigung ist in unseren Händen. Und wenn unseren Leuten diese Papiere fehlen, dann können sie die LKWs nicht beladen und auch nicht starten."
    UNO-Sonderbeauftragter ist verärgert
    Die Castello-Straße, die Route zwischen der türkischen Grenze und der belagerten Großstadt Aleppo, wurde noch immer kontrolliert von der syrischen Armee. Ohne die Papiere sei ein Durchkommen für die Hilfslieferungen nicht möglich. Die Vereinten Nationen drängen zudem auf Garantien, dass die Hilfskonvois nicht angegriffen werden.
    Wie sehr verärgert man bei den Vereinten Nationen über die ausbleibenden Zusagen ist, wird deutlich, wenn man hört, was der UN-Sonderbeauftragte Staffan de Mistura sagte:
    "Bis jetzt sind die größten Probleme nicht durch Regen oder Erdbeben verursacht. Sie liegen begründet in Auseinandersetzungen. Wenn es ein Einlenken gibt, dann gibt es wirklich keine Ausrede mehr, Hilfsgüter nicht zu liefern."
    Mistura sagte weiter: Die Hilfslieferungen müssten sofort beginnen. Der Zugang für humanitäre Hilfe sei es, was zählt, abgesehen von der Einstellung der Bombardements und des Mörser-Beschusses. Doch genau da habe man noch immer ein Problem.
    Unterdessen wurde von der Castello-Straße berichtet, dass die syrischen Regierungstruppen mit einem etappenweisen Rückzug begonnen hätten. Vielleicht gelingt es ja doch noch die dingend erwarteten Hilfslieferungen auf den Weg zu bringen.