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Syrienkonflikt
Kreml hält an Assad fest

Der Besuch des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad in Moskau zeigt, dass der Kreml nach wie vor eine Lösung des Syrienkonfliktes mit Assad bevorzugt - und nicht ohne ihn. Russlands Präsident Putin stellte erneut eine politische Lösung des Konflikts in Aussicht.

Von Gesine Dornblüth, Moskau | 21.10.2015
    Baschar al-Assad in Moskau
    Baschar al-Assad in Moskau (dpa/picture-alliance/ Alexey Druzhinyn)
    Es war eine Nacht- und Nebelaktion. Bereits am gestrigen Abend empfing Russlands Präsident Wladimir Putin Syriens Diktator Baschar al Assad in Moskau. Bekannt wurde das Treffen erst heute Morgen, da war Assad – so hieß es von Putins Sprecher – schon wieder weg. Der Kreml veröffentlichte danach Videoaufnahmen vom Beginn der Gespräche. Darin dankte Putin Assad dafür, dass der trotz der, so wörtlich, dramatischen Lage in seinem Land auf die russische Bitte hin nach Moskau gekommen sei. Und Putin hob hervor, dass Assad Russland um Unterstützung im Kampf gegen den internationalen Terrorismus gebeten habe. Das nämlich war vor drei Wochen die offizielle Begründung Russlands, mit Luftangriffen in Syrien zu beginnen.
    "Wir helfen dem syrischen Volk effektiv im Kampf gegen den internationalen Terrorismus, der Syrien in einen echten Krieg verwickelt hat. Das syrische Volk leistet praktisch allein Widerstand, kämpft schon einige Jahre gegen den internationalen Terrorismus, erleidet große Verluste, aber in letzter Zeit erlangt es auch große positive Resultate."
    Erneut sprach Putin von einer politischen Lösung des Konflikts als eigentlichem Ziel.
    "Wir gehen davon aus, dass auf der Grundlage der positiven Dynamik der Kampfhandlungen am Ende eine langfristige Lösung in Syrien erreicht werden kann – über einen politischen Prozess, an dem alle politischen, ethnischen und religiösen Gruppen teilnehmen."
    Assad bedankt sich überschwenglich bei Putin
    Von einem Abrücken von Assad keine Spur. Der Empfang des syrischen Präsidenten bei Putin zeigt im Gegenteil, dass der Kreml eine Lösung des Syrienkonfliktes mit Assad präferiert.
    Syriens Präsident wirkt auf den Bildern schmal und, nach einer freudigen Begrüßung Putins, ernst. Er bedankte sich seinerseits überschwänglich bei dem russischen Präsidenten.
    "Ich möchte der ganzen Führung der Russischen Föderation und dem russischen Volk großen Dank aussprechen für die Hilfe für Syrien. Danke, dass Sie für die Einheit und die Unabhängigkeit Syriens einstehen. Wenn Sie nicht gehandelt und entschieden hätten, hätte der Terrorismus bereits noch mehr Gebiete und weitere Staaten ergriffen."
    Der Besuch Assads bei Putin fügt sich in das Bild, das Russland von seiner Operation in Syrien vermittelt. Demnach fliegt die russische Luftwaffe präzise Angriffe ausschließlich gegen Terroristen. Darunter versteht Putin allerdings – wie Assad – auch die gemäßigte Opposition. Das russische Verteidigungsministerium meldet täglich Erfolge. Gestern hieß es im Staatsfernsehen, die Terroristen würden unter dem Druck der russisch-syrischen Offensive bereits massenweise demoralisiert aus dem Land fliehen. Zivile Opfer kommen in der russischen Darstellung nicht vor. Ebenso wenig ist es Thema, dass, wie westliche Medien berichten, offenbar tausende Menschen aus Aleppo vor den russischen Bomben fliehen.